Immer mehr Autos auf saarländischen Straßen Linke und Grüne für Verkehrswende, AfD warnt vor Jobverlust

Saarbrücken · Die Zahl der Autos im Saarland steigt immer weiter. Wie sollte die Verkehrspolitik reagieren? In einem Punkt sind sich die Oppositionsparteien einig.

 (Symbolbild)

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Im vergangenen Jahr waren im Saarland 629 600 Autos zugelassen – rund 55 400 mehr als im Jahr 2008. Angesichts dieses Trends, der auch bundesweit zu beobachten ist und der laut Bundesumweltamt zu steigenden Treibhausgas-Emissionen führt, fordern die Oppositionsparteien im Saarland einen Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Umstritten ist aber, ob das Saarland eine grundlegende Verkehrswende braucht.

Die AfD warnt vor einer „ideologisierten Verkehrswende“. Weg vom Individualverkehr hin zur urbanen Mobilität, das sei im Saarland „auf Jahre hinaus unrealistisch und unverantwortbar im Hinblick auf Tausende Arbeitsplätze“, erklärte die AfD-Fraktion im Landtag. Das Saarland sei und bleibe ein „Autoland“. Der bescheidene Wohlstand im Land gründe sich auf die Automobil- und Zulieferindustrie. Allerdings erkennt auch die AfD Handlungsbedarf und spricht sich für einen attraktiveren und günstigeren ÖPNV aus, der gleichberechtigt mit dem Individualverkehr sein soll. Dazu seien der Ausbau der Saarbahn in die Kreisstädte und die Reaktivierung von Schienenstrecken nötig. Bezahlt werden soll das alles mit Bundeshilfen.

Der Linken-Abgeordnete Jochen Flackus forderte eine Stärkung und landesweite Planung des ÖPNV,  neue Mobilitätskonzepte und eine Förderung umweltfreundlicherer Antriebssysteme.  „Ein paar kleinere Verbesserungen für Schüler und Auszubildende, wie es die Verkehrsministerin in Aussicht stellt, reichen absolut nicht aus“, sagte er. Die Digitalisierung biete auch im Verkehrsbereich neue Möglichkeiten – etwa mit Kleinbussen ohne starren Linienweg und Fahrplan, die per Smartphone bestellt werden könnten und deren Route nach den Kundenwünschen geplant werde, oder durch Car-Sharing-Modelle und öffentliche Mietradsysteme. Diese Modelle müssten aber für alle bezahlbar sein. Flackus forderte mehr und öfter fahrende Busse und Bahnen vor allem im ländlichen Raum sowie eine Senkung der Fahrpreise. Das koste Geld, aber ein funktionierender ÖPNV sei insgesamt erheblich preisgünstiger als ein Weiter-so, denn der Autoverkehr führe zu enormen Kosten für Straßensanierung und Infrastruktur.

Grünen-Landeschef Markus Tressel forderte einen kompletten Neustart in der Verkehrspolitik. Stillgelegte Bahnstrecken müssten reaktiviert und der Busverkehr schneller und verlässlicher werden. Auch der Radwegebau dürfe nicht länger stagnieren. Im Straßenbau müsse Erhalt vor Neubau gehen. „Die stark gestiegene Anzahl der Autos im Saarland belastet Mensch und Umwelt immer mehr. Staus, Lärm und Dreck sind insbesondere im Ballungsraum zwischen Dillingen, Saarbrücken und Neunkirchen/Homburg an der Tagesordnung, belasten Umwelt, Gesundheit und die Lebensqualität vieler Menschen“, sagte Tressel. Luxemburg und Rheinland-Pfalz machten vor, was alles gehe, wenn der politische Wille da sei.

 Treibhausgas-Emissionen

Treibhausgas-Emissionen

Foto: SZ/Müller, Astrid

Korrektur: Die in der Dienstag-Ausgabe erschienene Grafik zum Anteil des Verkehrs und anderer Bereiche am Ausstoß der Treibhausgase in Deutschland war unvollständig. Bei den Verursachern der Emissionen fehlte die Industrie, die im Jahr 2017 für rund 21 Prozent des Ausstoßes von CO2 und anderer Treibhausgase verantwortlich war. Im Folgenden veröffentlichen wir die Grafik daher noch einmal  – diesmal vollständig.

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