Sulzbach. Höhepunkte deutschen Liederschaffens rund um die Liebe von Robert Schumann, Franz Schubert sowie dem wohl eher Kennern bekannten Viktor Ullmann gab es anlässlich des 6. Meisterkonzertes am vorigen Samstag im Salzbrunnenhaus Sulzbach mit Sopranistin Dorothea Brandt und Pianistin Orsolya Nagy zu erleben. Totgesagte leben länger, und wenn sich das auf eine Musikgattung übertragen lässt, dann ganz sicher auf das Deutsche Kunstlied. Manierismus sagt man den Liedinterpreten nach, und um den Ruf der Textinhalte ist es zumeist auch nicht sonderlich gut bestellt. Schließlich muten die Vorlagen der Dichter heute mehr als altmodisch an und schrappten, im Vertrauen gesagt, schon zu Lebzeiten der Romantiker Schubert und Schumann hart an der Grenze zum Kitsch vorbei. Für eine junge Sängerin wie Dorothea Brandt also gleich eine doppelte Herausforderung. Zum einen gilt es, sich inmitten der Scharen großer Sänger der Vergangenheit ein unverwechselbares Profil zu verschaffen, zum anderen geht's um einen glaubhaften Vortrag der alten Hüte. Beides gelang ihr großartig, denn ihre ebenso schöne wie völlig frei von vordergründiger Effekthascherei klingende Stimme verlieh dem Liedgesang jene angeborene Schlichtheit, auf die Schubert und Schumann so großen Wert legten. Die jeweilige Stimmung erfasste sie unmittelbar aus den zu Grunde liegenden Gedichten heraus und ließ sie zusammen mit der Musik schwingen. Einen Ansatz, den auch Pianistin Nagy aufgriff, indem sie mit den Klaviertasten dieselbe Sprachgewandtheit dokumentierte. Ullmanns Lieder gingen beide mit Intensität sowie Beherrschung der formalen Gestalt an und packten die Zuhörer durch unmittelbare Ehrlichkeit bei der Seele. Ein Liederabend, der zeigte, dass sehnsüchtige Spinnerinnen der Vergangenheit angehören, die Liebe mit all ihren Risiken und Nebenwirkungen jedoch ein zeitloses Phänomen ist. sad