Leidenszeit für Allergiker

Saarbrücken. Hasel- und Erlenpollen fliegen noch schwach, aber bald werden Birkenblüten die Heuschnupfensaison für Allergiker endgültig einläuten. "Schlimm wird es Mitte April werden, weil viele Leute sehr heftig auf Birkenpollen reagieren", prognostiziert Bettina Weingard vom Pollenwarndienst der Klinik für Innere Medizin V des saarländischen Uniklinikums

Saarbrücken. Hasel- und Erlenpollen fliegen noch schwach, aber bald werden Birkenblüten die Heuschnupfensaison für Allergiker endgültig einläuten. "Schlimm wird es Mitte April werden, weil viele Leute sehr heftig auf Birkenpollen reagieren", prognostiziert Bettina Weingard vom Pollenwarndienst der Klinik für Innere Medizin V des saarländischen Uniklinikums.

Zwar hat sich die Flugsaison dieses Jahr um drei bis vier Wochen verschoben, aber vor zwei Wochen sind die Knospen durch die warmen Sonnenstrahlen regelrecht aufgesprungen: "Die Betroffenen hatten während des langen Winters zwar mehr Ruhe, aber das explosionsartige Aufknallen der Blüten ist schlimmer als ein langsames Aufblühen", erklärt Maria Woll, Geschäftsführerin vom süddeutschen Landesverband des Deutschen Allergie- und Asthmabundes e.V (DAAB-Süd). Besonders aggressiv seien zur Zeit Hasel, Erle und Birke, so Woll.

Biologin Anja Schwalfenberg, die beim Bundesverband des DAAB für die Patientenberatung tätig ist, schätzt, dass 16 bis 18 Millionen Deutsche unter Heuschnupfen leiden. Insgesamt sei die Tendenz aller Allergien steigend, so die Biologin.

Die Ursachen für Pollenallergien sind vielfältig, sie können durch genetische Veranlagung oder Luftverschmutzung hervorgerufen werden. Gerade die Luftverschmutzung erweist sich in Kombination mit Pollen als großes Problem, da sie die Pollen noch aggressiver macht. "Durch den Schmutz in der Luft werden die Proteine, die die Allergie hervorrufen, leichter freigesetzt und können vom Körper auch besser aufgenommen werden", erklärt Bettina Weingard vom Pollenwarndienst der saarländischen Uniklinik. Die Diplom-Biologin rät Heuschnupfen-Geplagten, bei starkem Pollenflug möglichst nicht zu lange nach draußen zu gehen und im Freien auch keinen Sport zu treiben. Ihre getragene Kleidung sollten Allergiker außerhalb des Schlafzimmers ablegen und vor dem Schlafengehen die Haare waschen. Für sinnvoll hält sie es auch, vor Fenstern ein Pollenschutz-Gitter anzubringen. Ein Mundschutz hingegen sei keine geeignete Maßnahme, da die Pollen auch sehr stark die Augen angreifen: "Das ist nicht effektiv und wir empfehlen ihn unseren Patienten auch nicht", berichtet Dr. Robert Bals, Direktor der Inneren Medizin V am saarländischen Uniklinikum.

Effektive Erleichterung verschaffen kann neben Medikamenten eine Immuntherapie, bei der Patienten die Pollen täglich als Tropfen einnehmen, damit sich ihr Körper allmählich daran gewöhnt. Die Immuntherapie, die von den Krankenkassen getragen wird, dauert zwei bis drei Jahre und gilt als sehr erfolgreiche Behandlungsmethode, wie Bettina Weingard vom Uniklinikum des Saarlandes erklärt: "Die Allergie bessert sich erheblich und kann sogar komplett verschwinden."

Allerdings hat Anja Schwalfenberg vom DAAB die Erfahrung gemacht, dass viele Allergiker nicht adäquat behandelt werden. Das liege nicht nur daran, dass manche - im Glauben es handele sich nur um einen normalen Schnupfen - nicht zum Arzt gehen oder den falschen Experten aufsuchen: "Es gibt Einsparungen in der Allergiediagnostik, mancher Patient muss für weitere Tests im nächsten Quartal wiederkommen", erklärt Schwalfenberg und gibt zu Benken, dass aus der Pollenallergie ein allergisches Asthma werden kann, wenn keine angemessene Behandlung erfolgt. "Verschmutzte Luft macht die Pollen noch aggressiver."

Bettina Weingard, Biologin

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