"Laut preiset den Hochverehrten"

Wallerfangen. "Die ersten Gesangsvereine haben wirklich an einer großen Tafel gesessen und nur zur eigenen Unterhaltung gesungen." Damit erklärt Werner Dolibois den Namen des Wallerfanger Gesangsvereins, den er seit 1958 als Vorsitzender führt: "Liedertafel 1839". Er ist der älteste seiner Art im Saarland und einer der ältesten Deutschlands

Wallerfangen. "Die ersten Gesangsvereine haben wirklich an einer großen Tafel gesessen und nur zur eigenen Unterhaltung gesungen." Damit erklärt Werner Dolibois den Namen des Wallerfanger Gesangsvereins, den er seit 1958 als Vorsitzender führt: "Liedertafel 1839". Er ist der älteste seiner Art im Saarland und einer der ältesten Deutschlands.Anfangs stand bei den Treffen weniger die Kunstfertigkeit im Vordergrund, sondern Geselligkeit und patriotische Gesinnung. Letzteres machte immer wieder die Obrigkeit hellhörig, denn Männerchöre galten als Brutstätten liberaler politischer Ideen. So wurde der Wallerfanger "Liedertafel" zwischen 1843 und 1853 zweimal die Vereinstätigkeit untersagt.Bis zu den Anfängen des Vereinslebens in Deutschland reichen die Wurzeln zurück. 1839 gründete der damalige Wallerfanger Friedensrichter Peter Fischbach zusammen mit dem Lehrer Matthias Wagner die "Gesellschaft der Liedertafel zu Wallerfangen". Drei Jahre danach feierte man den Gründer. "Laut preiset den Hochverehrten!", hebt das Liedprogramm von 1842 an. Nah an den WurzelnFischbach stammte aus Aachen, wo es seit 1832 eine Liedertafel gab. Schon 1809 hatte Carl Friedrich Zelter in Berlin den ersten reinen Männerchor Deutschlands ins Leben gerufen. Dem folgten größere Städte und 30 Jahre später das kleine Wallerfangen.Vielleicht schuf das Umfeld der Wallerfanger Keramikfabrik hierfür günstige Voraussetzungen. Zumindest Heimatforscher Theodor Liebertz sah dadurch Einflüsse von Künstlern und eine Kultur der Geselligkeit. Mit der Fabrik verbunden ist ein weiterer Veteran des Kulturlebens in Wallerfangen. Der heutige Musikverein Concordia wurde 1851 als Werkskapelle gegründet.Aus den ersten Jahrzehnten gibt es kaum Informationen. So geht das Gründungsdatum der "Liedertafel" aus einem Schreiben hervor, das 1857 die Wiederzulassung des Vereins erbat. Später wirkten sich Kriege auf das Vereinsleben aus und machten Neuanfänge erforderlich. In den Wirren des Zweiten Weltkrieges verschwand die 1923 geweihte Fahne. Sie tauchte erst 1950 in Thüringen wieder auf, rechtzeitig zur 111-Jahrfeier. Ebenso ging die Zelter-Plakette verloren. 1970 wurde sie dem Verein erneut verliehen. "Bis jetzt konnten wir die personellen Abgänge abfangen", blickt Dolibois auf rund 50 Jahre als Vorsitzender zurück. Unter dem neuen Chorleiter Gerhard Richner öffnet sich die "Liedertafel" stärker der moderneren Literatur, ohne die Tradition zu vergessen. Meinung

Leider ohne Denkmalschutz

Von SZ-RedakteurJohannes Werres Wallerfangen hat den ältesten Männerchor des Saarlandes, einen der ältesten in Deutschland. Kind der deutschen (Freiheits-)Geschichte. Wäre die Liedertafel 1839 ein Haus, hegte sie der Denkmalschutz. So aber schützt sie niemand. Sie muss sich selbst am Leben halten. Noch ist der Chor kräftig, aber Männergesangvereine tun sich schwer mit ihrer Zukunft. Die ersten sind schon sang- und klanglos verschwunden. Dem historischen Kulturgut Liedertafel 1839 darf das nicht passieren. Wer kann, sollte sie verstärken! Auf einen BlickKonzert ("Après midi") : Sonntag, 18. Januar, 17 Uhr, Pfarr- und Jugendheim Wallerfangen. Eintritt frei. Die 36 Sangesbrüder zeigen wie es musikalisch weitergehen soll. Sie verstehen dieses Konzert auch als Werbung neuer Sänger. Chor und Piano wechseln einander ab.Gerhard Richner ist neuer Dirigent der Liedertafel. Richner (Foto: see), geboren 1946 in Bedersdorf, war Kirchenmusiker. Er hat sich auch als Chorleiter und Komponist einen Namen gemacht. Seine Nachwuchsarbeit krönten Schüler bei "Jugend musiziert". we

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