Laura Fouquet startet durch

Homburg. Bernhard Walzer, der Vorsitzende der Radlerfreunde Homburg, hat ein Auge für Talente auf zwei Rädern. Das hat der heute 63-Jährige vor vielen Jahren schon bei seinem Sohn Andreas unter Beweis gestellt. Und dass er ein glückliches Händchen hat, diese Talente zu formen ebenfalls. Andreas Walzer wurde der erfolgreichste saarländische Radsportler

 Laura Fouquet stieg 2008 zum ersten Mal auf ein Rennrad. Jetzt ist die 19-Jährige im Kader des Bundes deutscher Radfahrer und hat ihre erste Weltmeisterschaft schon hinter sich. Foto: ha

Laura Fouquet stieg 2008 zum ersten Mal auf ein Rennrad. Jetzt ist die 19-Jährige im Kader des Bundes deutscher Radfahrer und hat ihre erste Weltmeisterschaft schon hinter sich. Foto: ha

Homburg. Bernhard Walzer, der Vorsitzende der Radlerfreunde Homburg, hat ein Auge für Talente auf zwei Rädern. Das hat der heute 63-Jährige vor vielen Jahren schon bei seinem Sohn Andreas unter Beweis gestellt. Und dass er ein glückliches Händchen hat, diese Talente zu formen ebenfalls. Andreas Walzer wurde der erfolgreichste saarländische Radsportler. 1991 war er Weltmeister in der Mannschaftsverfolgung, bei den Olympischen Sommerspielen in Barcelona holte der heute 40-Jährige Gold mit dem Bahnvierer. Zudem wurde er Vizeweltmeister im Straßen- und im Bahnvierer sowie zweimal deutscher Meister im Einzelzeitfahren. Zahlreiche gute Platzierungen bei Einzel- und Etappenrennen runden Walzers Karriere ab, die er 2001 wegen einer Herzerkrankung beenden musste.

Seit 2008 ist Bernhard Walzer überzeugt, dass er einen weiteren Rohdiamanten entdeckt hat, dem nur noch der nötige Feinschliff verpasst werden muss. Laura Fouquet heißt das Mädel, ist mittlerweile 19 Jahre alt, kommt aus dem pfälzischen Lambsborn und hat sich in den letzten beiden Jahren in der deutschen Juniorinnen-Szene nach vorne gestrampelt. Und das so beeindruckend, dass sich das österreichische Profi-Team "Kuota Speed Kueens" aus Graz für die Saison 2011 die Dienste der Studentin gesichert hat. "Dass das alles so schnell gegangen ist, hat sogar mich überrascht", gibt Ziehvater Bernhard Walzer zu. Er hatte schon vor einem Jahr ein sehr gutes Gefühl und vorausgesagt, "dass wir von ihr noch viel hören werden". Das war im August 2009. Da war Laura gerade von ihrer ersten großen internationalen Bewährungsprobe zurückgekommen. Bei der Junioren-WM in Moskau hatte sie "einen tollen Job im Dienste der Mannschaft gemacht", lobte damals Bundestrainer Thomas Liese seine Neuentdeckung. Und Laura freute sich, "dass der Trainer nach dem Sturz bei der Europameisterschaft in Ostende weiter an mich geglaubt hat". Gründe dafür waren zahlreiche Top-10-Platzierungen bei den Bundesliga-Rennen 2009 und im gleichen Sommer die Südwesttitel auf der Straße und im Einzelzeitfahren.

Das alles nur ein Jahr, nachdem Laura Fouquet zum ersten Mal auf einem Rennrad gesessen hatte. Das eher zufällig: "Meine Mutter hat sich bei Bernhard Walzer ein neues Rad gekauft. Im Laden stand auch eine alte Rennmaschine. 300 Euro hat sie gekostet. Mit diesem Rad bin ich dann meine ersten Rennen gefahren." Mittlerweile war sie Mitglied bei den Radlerfreunden Homburg und Bernhard Walzer hatte die ehemalige "Leichtathletin ohne große Ambitionen" unter seine Fittiche genommen. "Nach dem ersten Rennen im April 2008 hatte ich dann endgültig Blut geleckt", blickt der Neu-Profi zurück. Das dritte Rennen war die deutsche Bergmeisterschaft, bei der sie als Zwölfte ihre erste nationale Duftnote setzte. Der 2009 dann zahlreiche andere folgten.

"Konsequent bergauf", beschreibt der Trainer des Saarländischen Radfahrer-Bundes, Lutz Drehkopf, die Entwicklung von Laura Fouquet in der Renn-Saison 2010, in der sie für das Team Stuttgart am Start war und insgesamt 16 000 Kilometer im Sattel zurückgelegt hat. Als sportliches Highlight erinnert sie sich "an die U23-Europameisterschaft in Ankara, bei der ich als Helferin für unsere Spitzenfahrerin Romy Kasper, die Vierte wurde, unterwegs war". Eben diese Romy Kasper ist ab 2011 auch Teamkollegin in Österreich. Weitere wichtige Meilensteine 2010: Der Aufstieg in den C-Kader der Frauen des BDR und die international hochwertige Thüringen Rundfahrt. Dort schnupperte Fouquet mit Platz 22 in der Gesamtwertung ganz dicht an der Weltelite. Nebenbei hat Laura Fouquet am Mannlich-Gymnasium in Homburg 2010 ihr Abitur gemacht. Notendurchschnitt 1,7, mittlerweile studiert sie an der Uni Saarbrücken Germanistik und Chemie, plant jedoch, "im nächsten Semester Deutsch mit Sport zu tauschen."

Ganz klar die erste Geige wird im kommenden Jahr jedoch der Radsport spielen: "Ich will versuchen, weiter nach vorne zu kommen und denke, dass mir beim neuen Team gute Möglichkeiten geboten werden", zeigt sich die 19-Jährige voller Tatendrang und Selbstbewusstsein, "weil ich weiß, dass ich gut drauf bin". Kraft und Kondition gebolzt hat sie nicht nur auf dem Rad und bei langen Waldläufen. Für ihre Topform steigt das 50-Kilo-Leichtgewicht regelmäßig in den Boxring. Kein Geringerer als der beste saarländische Boxer Ata Dogan "geht da bei der Konditionsarbeit richtig zur Sache", lacht sie, "aber es macht riesigen Spaß und ist sehr abwechslungsreich." Sie weiß aber vor ihrem ersten Profijahr, dass sie nicht vom Radsport wird leben können: "Das Team stellt das Material und die Kosten für die Reisen, es gibt auch ein kleines Gehalt, insgesamt wird das Ganze wohl null auf null aufgehen." Inzwischen liegt Laura Fouquet auch das umfangreiche Frühjahrsprogramm ihres neuen Teams und der Nationalmannschaft vor. Im Februar geht's mit der BDR-Auswahl für drei Tage nach Katar und mit dem Team ins Trainingslager nach Valencia, dem sich vom 1. bis 5. März die Rundfahrt "Setimana Ciclista Valenciana" anschließt. Größte Herausforderung ist sicherlich die Quali für die Europameisterschaft in Offida/Italien und die WM in Dänemark. Fest eingeplant in den Team-Kalender ist auch wieder die Thüringen-Rundfahrt.

Bei ihrem Abenteuer Profiradsport kann sich Laura Fouquet auch der Unterstützung aus der Heimat sicher sein. Mutter Traudel traut ihrer Tochter wie die Trainer Bernhard Walzer und Lutz Drehkopf durchaus zu, "dass sich Laura auch im harten internationalen Geschäft durchsetzen wird". Und "Übungsleiter" Bernhard Walzer wiederholt, was er schon vor der WM 2009 in Moskau gesagt hatte: "Laura hat das Zeug dazu, schon bald international an der Spitze mitzufahren. Ihr Potenzial ist längst noch nicht ausgereizt." Und da gibt es noch jemanden, der ganz besonders die Daumen drückt: Freund Dennis Urgatz. Auch der 19-jährige Homburger ist seit Jahren schnell - allerdings auf vier Rädern - unterwegs. Er steigt ins Rallyegeschäft ein, als Fahrer im Suzuki-Saar-Junior-Team. "Laura hat das Zeug dazu, schon bald international an der Spitze mitzufahren."

 Laura Fouquet stieg 2008 zum ersten Mal auf ein Rennrad. Jetzt ist die 19-Jährige im Kader des Bundes deutscher Radfahrer und hat ihre erste Weltmeisterschaft schon hinter sich. Foto: ha

Laura Fouquet stieg 2008 zum ersten Mal auf ein Rennrad. Jetzt ist die 19-Jährige im Kader des Bundes deutscher Radfahrer und hat ihre erste Weltmeisterschaft schon hinter sich. Foto: ha

Fouquets Trainer Bernhard Walzer

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