Laufen Sie noch oder schlafen Sie schon?

Lebach. "Es fühlt sich an wie nach einem kalten Kneipp-Bad. Die Beine kribbeln, stechen oder jucken. Ich habe das Gefühl, dass ich mich ständig bewegen muss. Ein gesunder Schlaf ist unter diesen Umständen unmöglich" - so beschreiben viele der Betroffenen ihr Leiden

 Die beiden Referentinnen Professor Karin Stiasny-Kloster (links) und Lilo Habersack beantworten Fragen der Zuhörer. Foto: Jörg Rodner

Die beiden Referentinnen Professor Karin Stiasny-Kloster (links) und Lilo Habersack beantworten Fragen der Zuhörer. Foto: Jörg Rodner

Lebach. "Es fühlt sich an wie nach einem kalten Kneipp-Bad. Die Beine kribbeln, stechen oder jucken. Ich habe das Gefühl, dass ich mich ständig bewegen muss. Ein gesunder Schlaf ist unter diesen Umständen unmöglich" - so beschreiben viele der Betroffenen ihr Leiden.Fast zehn Prozent der Bevölkerung sind vom Restless-Legs-Syndrom (RLS) betroffen, wobei Frauen häufiger als Männer davon betroffen sind. Dennoch ist diese Krankheit nahezu unbekannt. "Viele Menschen kommen mit Interesse zu unseren Info-Ständen und sagen, dass sie noch nie etwas von dieser Krankheit gehört haben. Andere wiederum belächeln uns und unser Anliegen", erzählt der Leiter einer Selbsthilfegruppe.

Einen besseren Hinweis auf die Symptome des RLS gibt die deutsche Übersetzung: Erkrankung der unruhigen, ruhe- oder rastlosen Beine. Beim Restless-Legs-Syndrom äußern sich die Beschwerden oft als Kribbeln, Reißen oder Spannungsgefühl.

Kommen die Betroffenen zur Ruhe, dann haben sie das Gefühl, ihre Beine ständig bewegen zu müssen.

Für einen Außenstehenden ist es kaum nachvollziehbar, welches Leiden sich hinter der Bezeichnung RLS verbirgt. Die Betroffenen verzweifeln vor allem am Schlafentzug, den ihnen ihre unruhigen Beine bescheren. "Der Schlafentzug ist wie Folter. Ich kam müde zur Arbeit und gab mein Bestes, um sie zu bewältigen. Wenn ich nach der Arbeit nach Hause kam, war ich so müde, dass ich mir kaum noch einen Kaffee kochen konnte", schildert eine Betroffene aus Saarbrücken ihr Leiden.

In den meisten Fällen gestaltet sich die Suche nach der Diagnose der Krankheit als wahre Odyssee. Die Beschwerden können je nach Ausprägung einseitig, beidseitig oder auch abwechselnd auf der einen oder anderen Seite auftreten. Neben den Beinen können auch die Arme oder auch selten die Brustwand betroffen sein. Daher ist es selbst für die Betroffenen sehr schwierig, ihre Beschwerden zu beschreiben. Dies wiederum erschwert die Diagnose beim Arzt.

Eine Frage quält manche RLS-Patienten nach einer erfolgreichen Diagnose: "Wie sage ich es meiner Familie, meinen Freunden oder Kollegen?" Die Angst vor ungläubigen Blicken oder gar Unverständnis des eigenen Umfeldes lähmt. "Es gleicht einem Outing, dessen Ausgang ungewisse Folgen haben kann", erzählt eine Betroffene.

Doch vielen konnte schon geholfen werden: Dank der richtigen Diagnose und der passenden Behandlung könne sie wieder richtig schlafen. "Ohne die Diagnose und professionelle Hilfe wäre ich heute nicht hier, dazu hätte mir einfach die Kraft gefehlt. Jetzt fühle ich mich fitter."

restless-legs.org

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