NS-Erinnerungsarbeit Landeszentrale für neue Röder-Forschung

Saarbrücken · Der „Runde Tisch Erinnerungsarbeit“ soll ein Projekt zur NS-Vergangenheit des Ex-CDU-Regierungschefs Franz-Josef Röder auf den Weg bringen.

 Ein Fall auch für die NS-Geschichtsforschung: Franz-Josef Röder (CDU), Saar-Ministerpräsident von 1959 bis 1979.

Ein Fall auch für die NS-Geschichtsforschung: Franz-Josef Röder (CDU), Saar-Ministerpräsident von 1959 bis 1979.

Foto: Erich Isenhuth

Seit Februar 2017 gibt es im Saarland den „Runden Tisch Erinnerungsarbeit“, dessen Teilnehmer sich mit der Aufarbeitung der Geschichte der NS-Verbrechen auseinandersetzen und die Erinnerung daran an die kommenden Generationen weitergeben wollen. Der Chef der saarländischen Landeszentrale für politische Bildung in Saarbrücken-Dudweiler, Erik Harms-Immand, der die Arbeit des Runden Tisches koordiniert, hat jetzt der SZ einen Überblick über die bisher geleistete Arbeit gegeben.

„Hauptaufgabe des Runden Tisches war es ja, für alle saarländischen Akteurinnen und Akteure der Erinnerungsarbeit zur NS-Zeit ein stabiles Netzwerk mit professionellen Kommunikations- und Informationsstrukturen aufzubauen“, sagte Harms-Immand. Diese Aufgabe hätten die 22 Mitglieder des Runden Tisches sehr zielorientiert in Angriff genommen. Erst vor wenigen Wochen hätten sie nach ihrer vierten Arbeitssitzung Saar-Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) ein umfangreiches Leitlinienpapier für eine zukünftige „Landesarbeitsgemeinschaft Erinnerungsarbeit im Saarland“ vorgelegt. „Auf der Grundlage dieses Papiers wird Minister Commerçon am 6. September dieses Jahres eine entsprechende konstituierende Versammlung einberufen“, betonte Harms-Immand, der zur Zeit der Jamaika-Regierung Sprecher von Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne) war. Commerçon werde rund 100 Akteure einladen, die seit mehreren Jahren im Bereich der Erinnerungsarbeit zur NS-Zeit aktiv seien.

Der Runde Tisch habe drei Arbeitsgruppen eingerichtet, die ihrerseits ebenfalls bereits viermal getagt hätten. So organisiere die Arbeitsgruppe „Erinnerungsarbeit in der Schule“ derzeit einen „Tag der Erinnerungskultur“, der am 22. März 2019 auf dem Campus der Saar-Uni stattfinden werde, sagte Harms-Immand. Diese Tagung richte sich an Lehramtsstudierende aller Fächer und gehe der Frage nach, wie man jenseits der Zeitzeugenerzählungen zeitgemäße Zugänge zu den Geschehnissen der Zeit von 1933 bis 1945 erschließen könne. Die Arbeitsgruppe „Internet und jugendorientierte Vermittlung“ baue gerade eine Internetseite auf, auf der die  Akteure künftig über ihre Arbeit informierten und gezielt auf ihre eigenen Internetauftritte verweisen könnten. „Mit dieser Internetseite schließen wir eine große Lücke in der saarländischen Erinnerungsarbeit“, betonte Harms-Immand. Es habe nicht an engagierten Personen und guten Angeboten gemangelt, sondern an der Möglichkeit, sich schnell über die Angebotsvielfalt zu informieren.

Die steigende Zahl an antisemitischen und rechtsextremistischen Straftaten zeige, dass Demokratie kein Selbstläufer sei. Man müsse sich dauerhaft für ihre Stärkung und Weiterentwicklung einsetzen, so Harms-Immand. Das dürfe man aber nicht auf die historisch-politische und präventive Bildungsarbeit in Schulen reduzieren. Umfragen und Studien zeigten, dass sich die Werteeinstellungen eines Menschen im Laufe eines Lebens änderten. „Hier müssen wir ganz klar dem Grundsatz des lebenslangen Lernens folgen“, sagte der Landeszentralen-Chef. Man müsse immer wieder neue Wege ausloten, wie etwa eine Kooperation mit der Gedenkstätte für Holocaust und Heldentum Yad Vashem in Jerusalem, die Commerçon derzeit vorbereite. Darüber hinaus müssten erinnerungspädagogische Fachtagungen in einem regelmäßigen Rhythmus stattfinden und nicht nur alle paar Jahre. Dies sei eine Aufgabe, die die künftige „Landesarbeitsgemeinschaft Erinnerungsarbeit im Saarland“ zu stemmen habe.

Auf die SZ-Frage, welche Rolle  die Probleme mit der Erinnerung an Nationalsozialisten wie Hermann Röchling oder Franz-Josef Röder im Saarland bei der Erinnerungsarbeit spielten und ob auch diese immer noch  „heißen Eisen“ angepackt würden, sagte Harms-Immand: „Lebendige Debatten sind der Motor einer funktionierenden Demokratie.“ Was die aktuelle Röder-Debatte betreffe, werde die Landeszentrale im Spätsommer gegenüber der künftigen „Landesarbeitsgemeinschaft Erinnerungsarbeit im Saarland“ die Empfehlung aussprechen, sich für die Einrichtung eines Röder-Forschungsprojektes stark zu machen.

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