Flüchtlinge Land erwartet starken Nachzug von Syrern

Saarbrücken/Berlin · 1263 Visa für Familiennachzüge sind im ersten Halbjahr erteilt worden. Tausende könnten folgen.

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Foto: dpa/Henning Kaiser

Weil immer mehr anerkannte Flüchtlinge ihre Familie nachholen, steigt die Zahl der Migranten in Deutschland. Für den Familiennachzug von im Saarland lebenden Flüchtlingen erteilte das Auswärtige Amt im ersten Halbjahr 1263 Visa, wie das Saar-Innenministerium gestern bekanntgab. Bundesweit stieg die Zahl der Visa im ersten Halbjahr gegenüber dem Vergleichszeitraum 2016 um ein gutes Drittel, berichteten Medien unter Berufung auf das Auswärtige Amt. Eine Prognose, wie sich die Zahl im Saarland in Zukunft entwickeln wird, sei nicht möglich, erklärte das Innenministerium. Im Saarland sind die meisten Flüchtlinge Syrer.

Das Auswärtige Amt schätzt den bundesweit zu erwarteten Familiennachzug Medienberichten zufolge auf 200 000 bis 300 000 Personen. Sollte sich diese Prognose bewahrheiten, müsste sich das Saarland grob gerechnet auf 2500 bis 3500 Familienangehörige einstellen, die noch einreisen dürfen. Zum Vergleich: Seit 2012 hat das Saarland laut Innenministerium allein 21 000 Syrer aufgenommen. Wie viele davon das Saarland wieder verlassen haben, wird statistisch nicht erfasst.

„Der Familiennachzug wirkt sich aus“, sagte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD). „Ich prophezeie, dass die Schülerentwicklungszahlen noch einmal erheblich korrigiert werden müssen gegenüber den Annahmen, die getroffen worden sind.“ Dies könne dazu führen, dass das Land mehr Lehrer benötige.

Auch die Daten der Jobcenter bestätigen einen stärkeren Familiennachzug. Erste Rückmeldungen zeigten, dass es um „nicht unerhebliche Zahlen“ gehe, sagte Rehlinger. Im März hatten laut Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit 4233 geflüchtete Frauen Anspruch auf Hartz IV, im Juni 2016 waren es 2844. Es sei naheliegend, dass der Großteil von ihnen über den Familiennachzug eingereist sei, heißt es bei der Arbeitsagentur. Dadurch kämen verstärkt Frauen und Kinder ins Land, sagte Rehlinger.

Asylberechtigte mit Flüchtlingsstatus dürfen ihren Ehepartner und ihre minderjährigen Kinder nachziehen lassen. Im Saarland holen sie laut Innenministerium den Ehepartner und im Schnitt zwei Kinder nach. Der Antrag auf Familiennachzug muss bei einer deutschen Auslandsvertretung gestellt werden. 2016 betrugen die Wartezeiten auf Erteilung eines Visums an den Botschaften um das Bürgerkriegsland Syrien herum teilweise ein Jahr und mehr. Inzwischen haben sich die Wartezeiten verkürzt.

Im Saarland sind derzeit rund 11 000 Flüchtlinge arbeitssuchend gemeldet, die Hälfte besucht einen Sprachkurs. Rehlinger sagte, sie glaube nach wie vor, dass Flüchtlinge einen Beitrag zur Lösung des Fachkräfteproblems leisten könnten – „allerdings nicht sofort, gleich und ganz einfach“. Das werde Jahre dauern. Es seien viele Menschen gekommen, die nicht einmal in ihrer eigenen Sprache lesen und schreiben könnten.

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