Ein Römer in Homburg Italienische Inspiration fürs Saarland

Homburg/Favignana · In Italien hat Giuseppe Scorzelli bereits einen Namen als Kulturmacher. Mittlerweile arbeitet der Römer in Homburg als Musiktherapeut und möchte auch hier ein Festival auf die Beine stellen.

 Italienische Momente: Der Neu-Saarländer Giuseppe Scorzelli, der unter anderem das Florio-Festival auf der Mittelmeer-Insel Favignana leitet (hier im Bild ein Konzert vor dem Palazzo Florio), will jetzt auch im Saarland ein Festival auf die Beine stellen.

Italienische Momente: Der Neu-Saarländer Giuseppe Scorzelli, der unter anderem das Florio-Festival auf der Mittelmeer-Insel Favignana leitet (hier im Bild ein Konzert vor dem Palazzo Florio), will jetzt auch im Saarland ein Festival auf die Beine stellen.

Foto: Giuseppe Scorzelli

Manchmal macht bloß ein Buchstabe den Unterschied. „Ich hatte zwei Angebote, in Deutschland als Musiktherapeut zu arbeiten“, erzählt Giuseppe Scorzelli. „Eines in Hamburg, eines in Homburg.“ Die, scusi, ein ganz kleines bisschen größere Stadt mit dem „a“ war ihm aber einfach zu teuer, um dort mit Frau und seiner kleinen Tochter zu leben. Also wurde es 2016 die Stadt mit dem „o“, Homburg, wo der gebürtige Römer nun in einem Haus der Victor’s-Gruppe tätig ist. Mittlerweile fühlt sich der 47-Jährige im Saarland schon richtig heimisch, liebt das grüne Land und die reiche Kultur – mit Staatstheater, den beiden großen Orchestern. Und wird das Heimweh gar zu mächtig, „vom Flughafen Hahn aus ist Rom nur zwei Stunden weg“, freut sich Scorzelli. „In Rom bin ich manchmal länger zur Arbeit gefahren, als ich mit dem Flugzeug von hier aus brauche.“

Bis hierhin wäre Signore Scorzelli bloß ein Einwanderer mehr, der sich in seiner neuen Heimat offenkundig fix akklimatisiert hat. Scorzelli aber ist mehr als ein Mann, der morgens zur Arbeit geht und sich dann irgendwann auf den Feierabend freut. Tatsächlich ist er ausgebildeter Konzertpianist, hat an namhaften Konservatorien in Italien studiert, in L’Aquila seinen Abschluss gemacht, noch ein spezielles Kammermusik-Diplom draufgesattelt, dazu auch noch Musik-Marketing studiert. Darum begrüßt man den charismatischen Endvierziger südlich der Alpen auch ehrerbietig als Direttore Artistico. In Süditalien, auf der Insel Favignana, gründete er vor sechs Jahren das Kulturfestival Florio, welches er bis heute leitet. Im Sommer geben sich dort regelmäßig Minister und Prominenz aus Rom ein Stelldichein. Bis 2010 hat er zudem Meisterkurse mit dem Sinfonieorchester der Abruzzen organisiert. Nur zwei Exempel seines beachtlichen Tuns.

So einer ruht natürlich auch in seiner neuen Heimat nicht. Nicht allein, dass Scorzelli gern möglichst viele Saarländer zu seinem Festival auf das Mittelmeer-Inselchen locken möchte. „Ich würde auch gerne im Saarland ein Festival machen“, sagt er. Und das geht klar über die reine Absichtserklärung hinaus. Die Lage hier hat er jedenfalls schon präzise analysiert, weiß um das unrühmliche Aus für das Saarbrücker Jazz-Festival, kennt die Querelen um die Musikfestspiele Saar und das Irrlichtern auf der Suche nach neuen Festivals. Auch, dass die große Homburger Italo-Sause „Festa Italiana“ seit drei Jahren dauer-pausiert, weiß er. Vor allem aber staunt Scorzelli, mit welchen Budgets hierzulande so jongliert wird, wo Hunderttausende eine gängige Festivalmaßeinheit sind. Auf Favignana muss er beim Etat eine Null abstreichen, bietet trotzdem Pop- und Klassikkonzerte, dazu Lesungen und hat auch 10 000 Gäste. „Große Orchester kann man sich mit einem so kleinen Etat natürlich nicht leisten“, schränkt er allerdings ein.

Hilfreich sei natürlich, dass Favignana bei Urlaubern bereits hoch im Kurs stehe. Wo Sizilien im Westen endet, fängt Favignana an, bloß ein Bruchteil der großen Schwesterinsel, an Schönheit aber kann sie mühelos mit Sizilien konkurrieren. „Schmetterling des Meeres“ schwärmen die Italiener ob ihrer Form. An schicken Hotels und Kulinarik mangele es nicht auf dem knapp 40 Quadratkilometer großen Eiland, der Musiker und Musikmanager aber trat 2012 auch an, um mit dem knapp zweiwöchigen Festival noch mehr Attraktion für Touristen zu schaffen. Stets an spektakulären Orten wie einem Sandsteinbruch oder vor dem imposanten Palazzo Florio, der einst jener Familie gehörte, die dem Festival den Namen gab. Die Florios wurden mal mit Fischfang reich.

 Festivalmacher  Giuseppe  Scorzelli

Festivalmacher Giuseppe Scorzelli

Foto: Scorzelli

Doch lässt sich so ein Konzept ohne Weiteres aufs Saarland übertragen? Scorzelli ist sich sicher, dass er mit seiner Erfahrung, seinen Kontakten und seiner Kreativität da etwas hinbekommt. Puristische Programme sind seine Sache allerdings nicht. In Italien mixt er auch Kammermusik mit Pop und lädt sogar mal einen populären Wissenschaftsautor ein. Und hat damit Zuspruch. „So etwas auf die Beine zu stellen, ist das, wofür ich lebe“, sagt Scorzelli. Darum will er das auch hier wagen. Hier freilich wartet auch schon einiges an Konkurrenz auf ihn, da muss er seine Programmlücke erst noch finden. Immerhin gab es in Homburg bis vor drei Jahren die beliebte Festa Italiana, ein Ansatzpunkt. Und die große Gruppe italienischstämmiger Saarländer mit ihrer festen Liebe zur alten Heimat ist gewiss auch eine Karte, auf die Giuseppe Scorzelli setzen kann. Davon abgesehen ist der 47-Jährige aber ganz sicher ein erfrischend neuer Geist unter den saarländischen Kulturmachern.

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