Künstler stellt Karl-Marx-Unterhose aus

Trier. Der Heilige Rock Christi ist nicht die einzige Reliquie, die ab dem 13. April in Trier öffentlich ausgestellt wird

 Die "Heilige Unterhose" von Karl Marx. Foto: Schwickerath/dpa

Die "Heilige Unterhose" von Karl Marx. Foto: Schwickerath/dpa

Trier. Der Heilige Rock Christi ist nicht die einzige Reliquie, die ab dem 13. April in Trier öffentlich ausgestellt wird. "Die wiederentdeckte Unterhose von Karl Marx, eine Berührungsreliquie, wird parallel zur Wallfahrt als Herzstück eines Triptychons präsentiert", sagte der Trierer Künstler Helmut Schwickerath, der in der Unterhose ein "provozierendes Gegenelement" zum Heiligen Rock sieht.Das lange Beinkleid, das in einer fleckigen Ocker-Orange-Schattierung alterte, erregte schon bei der Heilig-Rock-Wallfahrt 1996 als "Heilige Unterhose" großes Aufsehen.

Künstler Schwickerath hat sich für die Marx-Unterhose eine Legende zusammengedichtet: Demnach hat Haushälterin Lenchen Demuth das gute Stück auf einer Reise von London in ihre saarländische Heimat mitgenommen, um es zu stopfen. Die Hose gelangte in die Hände ihres Schwagers und blieb lange verschollen - bis ein Forscher sie Ende des 20. Jahrhunderts bei dem letzten Überlebenden der Familie auf dem Speicher fand.

Dem Sakrileg-Vorwurf begegnet der ehemalige Katholik gelassen: "Man muss sich fragen, an welche Kinkerlitzchen die Menschen glauben", sagte er. Eine Wallfahrt zu einer Reliquie sei eine "totale Deformierung". Dass sich evangelische Christen in diesem Jahr an der ökumenisch ausgerichteten Heilig-Rock-Wallfahrt beteiligen, "hat mich umgehauen", sagte Schwickerath. "Wo deutet in dieser Amtskirche etwas auf richtige Ökumene hin?" Der Künstler sprach von einer "plumpen Irreführung der Öffentlichkeit".

Der dreiflügelige Altar wird nach Angaben des Künstlers im Schaufenster eines Sportgeschäftes "unweit des Karl-Marx-Hauses" ausgestellt. Die Unterhose prange auf ultramarinblauem Grund, auf den Seitenflügeln seien Gemälde von Helena Demuth und der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht, Freundin von Oskar Lafontaine, zu sehen. Letztere "in demütiger Haltung mit zarter Kopfneigung, über ihr ein Adler mit einem Buch", sagte Schwickerath, der in Trier zwei Semester katholische Theologie studierte.

Für die Idee des Pilgerns ist Schwickerath durchaus zu gewinnen. Für ihn soll es dabei aber nicht zu "dem Ding" nach Trier gehen. Mit dem betriebenen Riesenaufwand hätte das Bistum einen Pilgerzug nach Berlin organisieren können, um dort öffentlich gegen den Afghanistankrieg oder Sozialabbau zu beten. Bei der Heilig-Rock-Wallfahrt vom 13. April bis 13. Mai wird der Heilige Rock - das angebliche Gewand von Jesus Christus - im Trierer Dom gezeigt. Rund 500 000 Pilger aus aller Welt werden erwartet. Die Unterhose wird ab 14. April ausgestellt. epd/dpa

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