Krise beschäftigt Hellseher

Saarbrücken/Trier. Mit der weltweiten Wirtschaftskrise hat sich auch die Arbeit von Hellsehern, Wahrsagern und Kartenlegern verändert. Manche berichten über mehr Kundschaft, bei anderen hat sich nur die Art der Fragen verändert, wie eine dpa-Umfrage in Rheinland-Pfalz ergab. Aber auch im Saarland steigt die Nachfrage, wie Hans-Jörg Hene und Regine Kulawig aus Saarbrücken bestätigen

Saarbrücken/Trier. Mit der weltweiten Wirtschaftskrise hat sich auch die Arbeit von Hellsehern, Wahrsagern und Kartenlegern verändert. Manche berichten über mehr Kundschaft, bei anderen hat sich nur die Art der Fragen verändert, wie eine dpa-Umfrage in Rheinland-Pfalz ergab. Aber auch im Saarland steigt die Nachfrage, wie Hans-Jörg Hene und Regine Kulawig aus Saarbrücken bestätigen. Allerdings glaubt Kulawig, dass der Anstieg weniger mit der Wirtschaftskrise zu tun hat. "Die Sorgen der Menschen werden immer größer. Viele, die sich an uns wenden, suchen Halt und Sicherheit", sagt Kartenleger Hene. Zwar stünden Fragen in Sachen Liebe, Beziehung und Gesundheit mit an vorderster Stelle, aber die Fragen nach der Existenz häuften sich. "Viele haben nicht nur große Sorgen, was ihren Arbeitsplatz betrifft, sie leiden oft auch unter seelischem Stress an ihrem Arbeitsplatz", erklärt Hene. Er redet von Mobbing am Arbeitsplatz, ein Thema, das seine Kunden mehr und mehr beschäftigen würde. Kartenlegerin Regine Kulawig aus Saarbrücken bestätigt Henes Aussage. Auch sie verzeichnet einen leichten Trend nach oben, was die Zahl ihrer Beratungen betrifft. "Ich glaube aber, dass es nicht unbedingt etwas mit der Wirtschaftskrise zu tun hat", sagt sie. Ihrer Meinung nach suchten die Menschen in stressigen und schnelllebigen Zeiten verstärkt jemanden, der gut zuhören kann, der ihre Sorgen ernst nimmt. "Unsere oberflächige Gesellschaft hat keine Zeit mehr zum Zuhören", erklärt sie. Kulawig nutzt die Karten als Wegweiser für ihre Kunden, bietet verschiedene Methoden des Kartenlegens an. Hene bietet über sein Internetportal (www.mystikwelt.de) 16 verschiedene Beratungen an, wie Kartenlesen, Pendeln, Hellsehen, psychologische Beratung und Astrologie. Die "spirituelle Heilerin" Mora Ulrike Eis aus Trier verzeichnet mit der Wirtschaftskrise mehr Kundschaft. "Die Leute suchen derzeit noch intensiver nach dem Sinn des Lebens", sagt die Heilpraktikerin, die viel mit Edelsteinen arbeitet. In Gesprächen und unter anderem mit "Atlantischer Kristallheilung" versuche sie, "Blockaden" im Körper zu lösen. Momentan hat sie zehn bis 15 Beratungsgespräche pro Woche: "Das ist viel." Die Hilfesuchenden umfassten alle möglichen Berufsgruppen: "Es kommen Krankenhausangestellte, Anwälte und selbstständige Unternehmer", sagte sie. Aber auch Arbeitslose, die plötzlich ihren Job - und damit ihren Platz in der Gesellschaft - verloren hätten, gehörten dazu. Um die 150 Steine liegen in ihrem Holzhaus zur Heilung bereit. "Ich kann aber auch alles andere noch besorgen", sagt sie.René Hürter ist "medialer Berater" und nennt sich auch "Flathan - der Seher von Koblenz". Er hat beobachtet, dass sich mit der Finanzkrise die Art der Fragen geändert hat, auf die seine Kunden eine Antwort suchen. "Es geht ganz stark um finanzielle Ängste", sagt der 27-Jährige. Er bekomme beispielsweise Anrufe von Unternehmern, die Tipps für den Immobilienkauf suchen oder Angst um ihr Aktiendepot haben. Auch ehemalige Angestellte des insolventen Versandhauses Quelle hätten ihn kontaktiert. "Es ist ja gut, wenn sich Menschen diese Fragen stellen. Nur dann kann man ihnen Mut machen", sagt Hürter. Allerdings habe sich bei ihm die Zahl der Beratungen nicht verändert.Bei den Ratsuchenden, die sich an die Ludwigshafener Kartenlegerin Kyra Gaby Ritz wenden, spielt die Wirtschaftskrise dagegen keine Rolle. "Komischerweise, das hat mich auch schon gewundert", sagte die Kartenlegerin. Die Frage, ob man in der Krise seinen Arbeitsplatz verliere, werde nur sehr selten gestellt. "Es geht eher mal darum, dass man einen neuen Job gefunden hat und wissen will, ob man den länger behält als den letzten."Ansonsten gehe es den meisten Ratsuchenden aber um das Thema Liebe. "Liebesdinge und Beziehungsfragen stehen ganz klar im Vordergrund", sagte die Kartenlegerin. "Wirtschaftliche Dinge sind im Vergleich dazu klar im Hintertreffen." Die Ludwigshafenerin und ihr Team bieten nach eigenen Angaben "liebevolle Lebensberatung" - die Spannbreite reicht von Kartenlegen über Glaskugelschau bis hin zu chinesischem Glücksorakel. Beratung bietet sie auch per SMS an. Ähnlich sieht es bei der Kartenlegerin Delia Stemmler aus Otterstadt bei Speyer aus. Die Wirtschaftskrise sei "nicht das große Thema", erzählte sie. "Es geht immer um das Persönliche." "Es geht ganz stark um finanzielle Ängste."René Hürter alias Flathan, der Seher von Koblenz

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