Konkrete Kunst auf Spargelpapier

Dillingen. Siegfried Pollack kocht Spargelschalen mehrere Stunden. Dann klopft er drauf. "Je länger man klopft, desto feiner wird die Struktur. Aus dem Brei wird das Papier. Spargelpapier ist besonders fein und transparent. Mit meiner alten Jeanshose habe ich es genauso gemacht

 Siegfried Pollack freut sich über die große Ausstellung seiner Werke bei der KEB. Foto: Gerhard Alt

Siegfried Pollack freut sich über die große Ausstellung seiner Werke bei der KEB. Foto: Gerhard Alt

Dillingen. Siegfried Pollack kocht Spargelschalen mehrere Stunden. Dann klopft er drauf. "Je länger man klopft, desto feiner wird die Struktur. Aus dem Brei wird das Papier. Spargelpapier ist besonders fein und transparent. Mit meiner alten Jeanshose habe ich es genauso gemacht." So hat der 1929 in Forst (Lausitz) geborene, in Elm lebende Künstler seine Technik des Papierschöpfens anlässlich der Vernissage bei der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) in Dillingen erläutert. Dort sind 62 seiner Werke ausgestellt.Roland Schmitt, Pollacks Kollege aus der Künstlergruppe Untere Saar, hat die Ausstellung gehängt und damit selber eine Art Kunstwerk in der Galerie des Oswald-von-Nell-Breuning-Hauses geschaffen, wie ihm Pollack bescheinigte. Über die Hälfte der ausgestellten Werke sind Papierarbeiten.

Pollack schöpft, wie gesagt, sein Papier selber. Und er lässt dem neu entstandenen Material sein Eigenleben. Wo es ausfranst, entstehen quasi lebendige, unregelmäßige Ränder, in einem Bild leicht wie Federn. Wo mehrere Schichten aufeinander liegen, treten Wülste wie auf alten Buchrücken hervor. Die Strukturen des Papiers nimmt Pollack gestalterisch auf, formt eine Hügellandschaft daraus oder zeichnet sachte Linien und Figuren darauf.

Breiter Überblick

Die Ausstellung vermittelt einen breiten Überblick über Pollacks Kunstschaffen. Es sind auch Aquarelle und Zeichnungen zu sehen - Gelegenheit für die vielen Seminarteilnehmer der KEB, sich ein Beispiel an einem großen Vorbild zu nehmen.

Buchstäblich breiten Raum nehmen schließlich Acrylbilder ein. Mit ihnen (wie auch schon in den Papierarbeiten) erweist sich Pollack als ein bedeutender Vertreter der so genannten konkreten Kunst. Hier wird nicht von der Realität abstrahiert, sondern Pollack schafft nach seinen Vorstellungen von Kontrast und Harmonie eine neue und wohl überlegte Realität.

Wer diese Bilder sieht, kann Zusammenhänge erkennen oder zumindest eine Ahnung davon bekommen, wie Farben und Formen sich gegenseitig provozieren, in Spannung zueinander treten, sich ausgleichen, ergänzen oder überraschen. Pollack konkretisiert solche ästhetischen Empfindungen. Und seine farbintensiven, gleichwohl keineswegs bunten Acrylgemälde in der ersten Etage der Galerie entfalten ein spannendes Geflecht von Beziehungen zueinander.

Auf einen Blick

Die Werke von Siegfried Pollack sind bis 27. Mai im Oswald-von-Nell-Breuning-Haus der KEB in Dillingen, Friedrich-Ebert-Straße 14, zu sehen, und zwar montags bis donnerstags von 8 bis 16.30 Uhr, freitags von 8 bis 14 Uhr. gal

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