Komplizierte Kunst?

Merzig. Nein, es war kein Fußballspiel am Freitagabend. Obwohl das Museum (in weiser Voraussicht?) eigens darauf hingewiesen hatte, fand die Eröffnung der Landeskunstausstellung im Merziger Museum Schloss Fellenberg, dem achten Ausstellungsort, fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt

Merzig. Nein, es war kein Fußballspiel am Freitagabend. Obwohl das Museum (in weiser Voraussicht?) eigens darauf hingewiesen hatte, fand die Eröffnung der Landeskunstausstellung im Merziger Museum Schloss Fellenberg, dem achten Ausstellungsort, fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ehrengäste und Redner ja, Kultusministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich, CDU-Fraktionsvorsitzender Jürgen Schreier, Museumsleiterin Ingrid Jakobs, Künstler, die üblichen Verdächtigen - aber interessierte Menschen aus der Region? Weitgehend Fehlanzeige. Schade. Gerade bei einer Schau, die sich mit dem Motto "Dein Land macht Kunst" an die Menschen im Land wendet. Und die sich mit Fragen beschäftigen möchte wie "Welche Rolle spielt die Kunst im Alltag?" oder "Wie sehen die Saarländer das Kunstschaffen in ihrem Land?" Fragen, die unbeantwortet bleiben müssen, wenn keine Saarländer in die Ausstellung kommen. Oder die sich mit dem Ausbleiben der Besucher von selbst beantwortet zu haben scheinen. Doch kann man diesen Schluss so einfach ziehen?Dass viele Menschen Probleme mit zeitgenössischer Kunst haben, ist kein Geheimnis. Ralph Melcher, Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz und Kurator der Ausstellung, sagt es selbst in seiner Eröffnungsrede: "Oft heißt es beim Publikum: Was der da macht, das kann ich auch", weiß der Direktor des Saarlandmuseums, der dann erläutert, dass Kunst gerade dann gewinnbringend sein kann, wenn es nicht um die "schöne" Nachahmung von Dingen geht (es gibt schließlich Fotografie!), sondern darum, sich überraschen zu lassen, Neues zu entdecken, wie ein Kind, das sich für einen schönen pinken Strich begeistert, weil er so schön pink ist. Melchers Wunsch ist es, dass die Besucher "Kunst als Spiegel ihres Bewusstseins erleben, nicht als Gesetzmäßigkeit einer Geschichte, die sie schon kennen". Kunst als Weg zum offenen Denken. Doch warum bedarf es dazu einen von Fachbegriffen strotzenden Schweinsgalopp "durch 2000 Jahre Philosophiegeschichte" wie Melcher scherzhaft betont - von Aristoteles zu Richard Rorty, von der Mimesis zur Post-Postmoderne. Ein Wunder, dass man - wenn unvertraut mit diesen Begriffen - nach zwei Sätzen aussteigt? Und sich dumm fühlt? Und keine Lust mehr auf Kunst hat? "Wollen unter sich bleiben"Vielleicht ist es schwerer, die Kraft von Kunst und Philosophie in eine Sprache ohne Fachbegriffe und Theorien zu übersetzen und vielleicht klingt es auch nicht so schlau, sondern ganz einfach. Aber wie meinte ein Freund kürzlich: "Die wollen in ihren intellektuellen Zirkeln doch für sich bleiben." Vielleicht stimmt das wirklich - trotz aller Beteuerungen des Gegenteils.

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