Schulverpflegung Knapp jede zehnte Schule kocht selbst

Saarbrücken · Acht Prozent der saarländischen Schulen bieten Mittagessen in Eigenbewirtschaftung an – bei Weitem nicht genug, finden die Grünen.

 In den meisten saarländischen Schulen wird das Mittagessen von einem Caterer geliefert .

In den meisten saarländischen Schulen wird das Mittagessen von einem Caterer geliefert .

Foto: dpa/Franziska Kraufmann

Lauchkuchen, Lasagne, Schnitzel – was in saarländischen Schulen auf den Teller kommt, wird meist von Caterern angeliefert. Nur an acht Prozent der Schulen gibt es eine Eigenbewirtschaftung (siehe auch Bericht unten). Das geht aus einer Anfrage des Grünen-Bundestagsabgeordneten Markus Tressel an die Bundesregierung hervor. 55 Prozent werden von einem Caterer beliefert, geben das Essen aber selbst aus. 32 Prozent überlassen die Schulverpflegung komplett einem Caterer. Fünf Prozent machten keine Angaben.

Aus Sicht der Grünen sollten deutlich mehr Schulen im Saarland vor Ort für ihre Schüler kochen. Die Qualität des Essens sei besser, und wenn es mal Probleme gebe, sei die Rückmeldekette kürzer. Außerdem könnten die Schulen eine eigene Küche zur Ernährungslehre nutzen und mit den Kindern Kochprojekte durchführen, argumentieren die Grünen. Auch aus Sicht des Bildungsministeriums wäre es wünschenswert, wenn der Anteil der Schulen mit Eigenbewirtschaftung steigen würde. Das liege jedoch in der Verantwortung der Schulträger und sei „mit der Bereitschaft zu Investitionen verbunden“, sagt ein Sprecher des Ministeriums.

Die Landkreise, die für die weiterführenden Schulen zuständig sind, halten davon wenig. „Die Schulträger verfügen weder über das notwendige Know-how noch macht es ökonomisch Sinn“, sagt Martin Luckas, Geschäftsführer des Landkreistags. „Es wäre mit erheblichem finanziellem und personellem Aufwand verbunden, die Schulverpflegung selbst zu organisieren.“ Für Luckas ist nicht entscheidend, wer für das Essen verantwortlich ist, sondern dass die Qualität stimmt. „Die Kritik der Grünen halte ich für eine mittelstandsorientierte bildungspolitische Verirrung.“ Die Prioritäten lägen woanders: Die Schulträger seien dabei, mit viel Geld die Digitalisierung voranzutreiben.

Dass das Bildungsministerium den Vorstoß der Grünen unterstützt, kann Luckas nicht nachvollziehen: „Schulträger sind keine Köche, sondern Träger von Schulen.“ Ihre Aufgabe sei es, die nötigen Voraussetzungen für den Betrieb und die Ausstattung der Schulen zu schaffen. Dabei könnten sie auch private Dritte heranziehen, etwa für die Gebäudereinigung, die IT-Betreuung oder eben die Schulverpflegung. Wenn diese verbessert werden solle, könne man ja einen „Kantinenausschuss“ mit allen Schulbeteiligten einrichten, so Luckas.

Auch bei der Qualität der Lebensmittel sehen die Grünen Luft nach oben. Eine bundesweite Erhebung aus dem Jahr 2015 zeigt, dass in 61 Prozent der Schulen keine Bio-Lebensmittel auf den Teller kommen, in nur knapp zwei Prozent der Schulkantinen sind es mehr als 30 Prozent. In rund 58 Prozent gibt es keine regionalen Produkte, rund sieben Prozent verwenden mehr als 30 Prozent. Aktuellere Zahlen gibt es nicht, eine eigene Aufschlüsselung für das Saarland auch nicht. Der Sprecher des Bildungsministeriums bestätigt, dass der Anteil an Bio-Produkten, saisonalen und regionalen Lebensmitteln in der Schulverpflegung im Saarland bisher nicht ermittelt wurde. Der Qualitätsstandard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, nach denen sich alle 287 Ganztagsschulen richten, sehe zwar vor, dass das saisonale Angebot berücksichtigt wird, ein bestimmter Anteil werde aber nicht vorgeschrieben.

Die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung im Umweltministerium bietet Weiterbildungen zu Bio-, regionalen und saisonalen Produkten an. Dabei haben sich nach Angaben einer Ministeriumssprecherin drei Knackpunkte ergeben: Die Anbieter von Schulverpflegung benötigten eine Garantie, dass sie bestimmte Mengen geliefert bekämen, die regionale Produzenten häufig nicht zusagen könnten. Zudem bräuchten sie teilweise Lebensmittel, die vorverarbeitet sind, etwa geschälte Kartoffeln, was nicht machbar sei. Hinzu komme, dass die regionalen Produzenten im Saarland keine Absatzprobleme hätten. „Sie werden ihre Produkte zu guten Preisen durch Direktvermarktung los“, so die Sprecherin. Im Schulverpflegungsmarkt würden sie unter Umständen diese Preise nicht erzielen.

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