Knallerketten sind der neue Kracher

Saarbrücken. Die Anfänge der Laien-Pyrotechnik in Deutschland sind nur wenig bekannt. Doch Georg Alef, Chef-Feuerwerker bei dem Hersteller und Marktführer "Weco", kennt sich aus

 Auch das Feuerwerk ist wechselnden Trends unterworfen. Foto: dpa

Auch das Feuerwerk ist wechselnden Trends unterworfen. Foto: dpa

Saarbrücken. Die Anfänge der Laien-Pyrotechnik in Deutschland sind nur wenig bekannt. Doch Georg Alef, Chef-Feuerwerker bei dem Hersteller und Marktführer "Weco", kennt sich aus. Während sich vor dem Zweiten Weltkrieg das Silvester-Feuerwerk für die Deutschen weitgehend auf Wunderkerzen beschränkt habe, sei die Herstellung danach relativ schnell auf weitere Produkte ausgeweitet worden. Zuerst hätten dazu vor allem kleine Sonnen und Raketen gehört. Letztere seien bis heute in Deutschland das typische Silvesterprodukt, so Alef. Bei den Knallkörpern erfreuten sich neben kubischen Kanonenschlägen so genannte "Schwärmer" mit einem Fontänenvorsatz großer Beliebtheit. Auch die Anfänge von Römischen Lichtern, die Leuchtkugeln abfeuern, lägen in dieser Zeit.In den 60er Jahren seien dann Feuertöpfe aufgekommen, die aus einem Rohr Sterne schießen: "Mein absoluter Lieblingsartikel", so der Experte. Mit Preisen von über drei Mark hätten diese zu den edelsten Silvesterartikeln gehört.

Die 70er Jahre seien dann von einer "großen Aufbruch-Stimmung" geprägt gewesen. Aus Japan kamen neue Effekte wie Blinksterne nach Europa. Auch die ersten Batterie-Feuerwerke, die Namen wie "Dicke Berta" getragen hätten, seien ostasiatische Produkte gewesen. Während diese sieben Effekte abfeuerten und auf 50 Gramm Satz (Pulver) begrenzt waren, bestehen die heutigen aus bis zu 500 Gramm und oft mehreren 100 Schüssen. In den 80er Jahren seien unter anderem Pastellfarben aufgekommen. Die Festlegung europäischer Normen habe in Deutschland außerdem zu einer Erhöhung des Satzgewichtes geführt. Dies löste in den 90ern die große Entwicklung von Kombinations-Feuerwerken aus, die mehrere Effekte nacheinander abfeuern.

Im Gegensatz zu den immer größeren Batterien, deren Effekte heute oft an ein Großfeuerwerk angelehnt sind, habe sich an dem auf 20 Gramm beschränken Satz von Raketen in den vergangenen Jahren nichts geändert. Moderne Kugelbomben- und Dreischlag-Raketen sorgen jedoch dafür, dass die Effekte heute wuchtiger wirken. Neben der weiteren Zunahme von Kombinations-Produkten sieht der Experte nun einen Trend zu Retro-Artikeln: "Viele wünschen sich ein ruhiges Feuerwerk." Deshalb seien römische Lichter und Vulkane wieder im Kommen.

"Es gibt immer mehr gefächerte Batterien", erklärt Oliver Wetzstein von der saarländischen Firma Drumm eine aktuelle Neuheit für die Silvesternacht. Zudem würden die Verbundartikel immer weiter ausgebaut, und bei den Feuertöpfen gebe es zunehmend einfarbige Effekte. Für diejenige, die es gerne laut haben, seien Knallerketten mit bis zu 1000 Schuss der neuste Kracher, so der Pyrotechniker.

Ein weiterer Trend ist, dass Feuerwerke nicht nur an Silvester, sondern zunehmend auch zu anderen Feierlichkeiten wie Hochzeiten das ganze Jahr über gezündet werden. Das bestätigt auch Stadt-Sprecher Thomas Blug. 2012 habe es in Saarbrücken 36 genehmigte, private Feuerwerke gegeben - eine deutliche Steigerung gegenüber den rund 20 vor fünf Jahren. Die dafür erforderliche Ausnahme-Genehmigung müsse zwei Wochen vorher beim Ordnungsamt beantragt werden und koste 31 Euro.

Die Silvester-Neuheiten 2012 diverser Hersteller werden morgen um 18.30 Uhr auf dem Saarbrücker Messegelände sowie am Güterbahnhof Neunkirchen präsentiert.

Hintergrund

Pyrotechniker Oliver Wetzstein von der saarländischen Firma Drumm weist darauf hin, dass moderne Feuerwerkskörper oft auch neue Gefahren bergen. Folgendes gelte es zu beachten:

Fächer-Batterien bringen in Wohngebieten eine erhöhte Brandgefahr mit sich: "Deshalb sollten die Fenster geschlossen werden." Prinzipiell rät der Experte zu einem Sicherheits-Abstand von mindestens zehn Metern.

Bei Verbundartikeln könne es passieren, dass nachgelagerte Batterien nicht zünden. In diesem Fall sollte das Produkt mindestens fünf Minuten unangerührt stehen gelassen werden, bevor der Ersatzzünder gezündet wird.

Raketen sollten am besten aus einer in einem Getränkekasten stehenden Flasche gezündet werden. Außerdem: "Knaller gehören auf den Boden und nicht in die Hand", warnt Experte Wetzstein. mv

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort