Alpenverein Klimawandel bedroht Saarbrücker Hütte

Saarbrücken · Der Gletscher, der die Hütte mit Wasser versorgt, verschwindet. Alternative Lösungen sind äußerst kostspielig.

 Auf 2538 Metern findet sich seit 1911 die Saarbrücker Hütte in der Silvretta in Tirol. Doch damit sie weiter Wanderern eine Herberge bieten kann, ist eine sechsstellige Summe nötig.

Auf 2538 Metern findet sich seit 1911 die Saarbrücker Hütte in der Silvretta in Tirol. Doch damit sie weiter Wanderern eine Herberge bieten kann, ist eine sechsstellige Summe nötig.

Foto: BeckerBredel

Eine der höchstgelegenen Visitenkarten des Saarlandes ist die auf Tiroler Grund liegende Saarbrücker Hütte auf 2538 Metern in der Silvretta. Die Hütte gehört seit 1911 der Sektion Saarbrücken im Deutschen Alpenverein (DAV) und wurde vom damals noch „Saarländischen Alpenverein“ in mühsamer Handarbeit gebaut. 2011 wurde sie 100 Jahre alt, ob sie auch noch 125 Jahre alt wird, steht in den Sternen. „Wir machen uns wirklich große Sorgen um die Saarbrücker Hütte“, sagt Saarbrückens DAV-Sektionschef Leo Lauer aus Nalbach. Denn der Klimawandel macht der Hütte riesige Probleme.

Die Hütte liegt an einem Hochtalkessel auf der Südostgratschulter des 2783 Meter hohen Kleinlitzners. Oberhalb der Hütte ist ein Gletscher, dessen Wasser die Hütte speist und im Sommer auch mit Wasserkraft versorgt. „Der Gletscher hat massiv an Masse verloren. Er wird bald ganz verschwunden sein“, glaubt Lauer. Schmilzt das Eis, fehlt der Hütte das Wasser. Die Trinkwasseraufbereitung macht schon heute Probleme, die alternativen Lösungen sind extrem schwierig. „700 Meter unter der Hütte gibt es reichlich Wasser. Auch Strom könnten wir dort gewinnen. Aber eine Leitung zu Hütte zu legen, die noch dazu frostsicher tief eingegraben werden muss, ist eine sehr teure Angelegenheit. Wir rechnen mit 500 Euro pro Meter“, sagt Hüttenwart und Energieexperte Bodo Groß aus Riegelsberg. Groß, der in einem Energieunternehmen arbeitet, wurde als neuer Hüttenwart verpflichtet, weil er enormes Fachwissen mitbringt. Er war schon mehrfach vor Ort, will das DAV-Umweltsiegel für die Hütte. Aber er steht vor einer Mammutaufgabe. Die Hütte braucht eine neue Wasserzufuhr, eine neue Trinkwasseraufbereitung, eine neue Kläranlage, einen Ersatz für das ölgefeuerte Blockheizkraftwerk und damit Investitionen im deutlich sechsstelligen Bereich.

Obwohl Österreich die Hütten deutlich subventioniert, muss die Saarländische DAV-Sektion 40 Prozent der Kosten selbst aufbringen. Sie hofft auch im Saarland auf Zuschüsse, vorher müssen die Pläne fertig sein, die man im Herbst präsentieren will. „Die Lage ist ernst, wir haben 2000 Mitglieder, aus Beiträgen können wir das nicht stemmen“, sagt Lauer. Der Verlust des Gletschers ist das Hauptproblem. Lawinenabgänge und Geröll-Muren nehmen zu. Immer wieder leidet der Fahrweg zur Hütte.

 Saarbrücker Hütte in Österreich

Saarbrücker Hütte in Österreich

Foto: SZ/Astrid Müller
 Auch Radfahrer zieht es in die Berge zur Saarbrücker Hütte.

Auch Radfahrer zieht es in die Berge zur Saarbrücker Hütte.

Foto: BeckerBredel

Ein anderes Problem steht kurz vor der Lösung: Die langjährige Pächterfamilie tritt ab. Ein neuer Hüttenwirt wurde gesucht. „Wir haben zwölf Bewerbungen“, so Groß. Und die reichten von der Orchestermusikerin der Münchner Philharmoniker bis zum gut betuchten Unternehmer, der mit 50 als Aussteiger auf die Berghütte will. „Viele Aussteiger sind dabei, Menschen, die die Abgeschiedenheit suchen. Wir müssen sehen, ob die die Arbeit einer Alpenvereinshütte nicht unterschätzen. Drei Bewerber kommen in die engere Wahl, der aktuelle Pächter wird ihnen dann noch Gelegenheit zur Einarbeitung geben“, sagt Lauer. Einen neuen Pächter zu finden, das sei kein Problem. Aber die Hütte mit den 31 Betten, 57 Lagern, zwölf Notlagern und der Gastronomie sei kein Nebenjob. Die Saarbrücker Sektion ist entschlossen, alle Kräfte zu mobilisieren, die Hütte zu erhalten. „Aufgeben ist keine Option“, sagt der Riegelsberger Hüttenwart.

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