Kleines Denkmal für Nazi-Opfer

Saarbrücken. Gunter Demnig hatte sein Werkzeug mitgebracht: Kelle, Meißel, Hammer und einen Eimer Zement. Damit errichtete er am Freitag ein Denkmal im Pflaster vor dem Rathaus St. Johann - ein Denkmal, über das man hinweggehen kann, an dem bestenfalls die Blicke hängenbleiben. Das Denkmal besteht aus drei Pflastersteinen, sogenannten Stolpersteinen. Die haben eine Messingoberfläche

 Der Künstler Gunter Demnig zementierte am Freitag drei Stolpersteine ins Pflaster vor dem Rathaus St. Johann. Sie erinnern an die Nazi-Opfer Fritz Dobisch, Peter Roth und Wendel Schorr, drei ehemalige Stadträte. Foto: Becker&Bredel

Der Künstler Gunter Demnig zementierte am Freitag drei Stolpersteine ins Pflaster vor dem Rathaus St. Johann. Sie erinnern an die Nazi-Opfer Fritz Dobisch, Peter Roth und Wendel Schorr, drei ehemalige Stadträte. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Gunter Demnig hatte sein Werkzeug mitgebracht: Kelle, Meißel, Hammer und einen Eimer Zement. Damit errichtete er am Freitag ein Denkmal im Pflaster vor dem Rathaus St. Johann - ein Denkmal, über das man hinweggehen kann, an dem bestenfalls die Blicke hängenbleiben. Das Denkmal besteht aus drei Pflastersteinen, sogenannten Stolpersteinen. Die haben eine Messingoberfläche. Und darauf ist pro Stein je ein Name eingraviert - Fritz Dobisch, Peter Roth und Wendel Schorr. Das sind drei ehemalige Mitglieder des Saarbrücker Stadtrates, die von Nationalsozialisten ermordet wurden. Unter tausenden Pflastersteinen vor dem Rathaus fallen die drei neuen nur optisch auf. Demnig hat sie fachmännisch einzementiert, damit die Stolpersteine nicht zu Stolperfallen werden. Aber wer die golden schimmernden Messingoberflächen sieht, bleibt zwangsläufig stehen und liest. Und dabei erfährt der Betrachter etwas über drei Menschen, die von den Nazis ermordet wurden. Dobisch war Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes Saar. Die Gestapo verschleppte ihn nach Buchenwald. Dort soll er einen "Unfall" gehabt haben. Roth und Schorr waren Mitglieder der Kommunistischen Partei. Roth war sogar Beigeordneter der Stadt Saarbrücken. Die Nazis töteten Roth 1943 im Zuchthaus Siegburg. Schorr starb 1944 im Konzentrationslager Ravensbrück. Auf Initiative der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN/Bund der Antifaschisten Saar wurden die drei Stolpersteine hergestellt. Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und der VVN-Landesvorsitzende Horst Bernhard waren nicht die einzigen Zuschauer der gestrigen Verlegearbeiten. Etwa 50 Saarbrücker schauten Demnig über die Schulter, als er die Steine einzementierte. Die Lebensläufe der drei NS-Opfer werden im Rathaus auf einer Tafel verewigt und die Erinnerung so zusätzlich wachgehalten. Demnig hat bis heute rund 22 000 Stolpersteine in europäischen Städten und Dörfern verlegt - in Saarbrücken platzierte er im März 2010 schon einmal 29 Stück.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort