Kinder sagen ihrer Schule Adieu"Kein guter Tag für Gresaubach"

Gresaubach. Mit einem großen Abschiedsfest am Samstag, 21. Juni, ab 14 Uhr, wollen nicht nur die Gresaubacher Grundschüler ihrer Schule Ade sagen. Zu diesem Fest in der Mehrzweckhalle und auf dem Schulhof werden sich auch die Schüler, die in Steinbach und Thalexweiler zur Schule gehen, gesellen

 Ab dem neuen Schuljahr wird kein Kinderlachen mehr an der Schule zu hören sein. Foto: SZ

Ab dem neuen Schuljahr wird kein Kinderlachen mehr an der Schule zu hören sein. Foto: SZ

Gresaubach. Mit einem großen Abschiedsfest am Samstag, 21. Juni, ab 14 Uhr, wollen nicht nur die Gresaubacher Grundschüler ihrer Schule Ade sagen. Zu diesem Fest in der Mehrzweckhalle und auf dem Schulhof werden sich auch die Schüler, die in Steinbach und Thalexweiler zur Schule gehen, gesellen. Zur Vorgeschichte: 2005 wurde im Rahmen einer Grundschulstrukturreform die bis dahin selbstständigen Grundschulen in Aschbach, Dörsdorf, Gresaubach, Steinbach und Thalexweiler aufgelöst und eine neue Grundschule gebildet mit dem Hauptsitz in Steinbach. In Thalexweiler errichtete man dabei eine ständige und in Gresaubach eine im Juni 2008 auslaufende Dependance. Zum Leiter der neu gebildeten Schuleinheit wurde Josef Kolmen aus Hüttersdorf ernannt, der seit 1985 die Grundschule in Gresaubach leitete.Auch Mittagsunterricht Das erste Schulhaus in Gresaubach, heute der westliche Teil des Schulgebäudekomplexes, wurde 1824 gebaut. Vor dieser Zeit wurde in der Gemeinde nur Winterunterricht erteilt. Im Jahre 1905 wurde dann ein weiterer Bau erstellt. Es standen zwei Säle zur Verfügung. Aus Platznot gab es Morgens- und Mittagsunterricht. Ende Mai 1920 wurde die Bürgermeisterei Bettingen und somit auch der Ort der Kreisschulinspektion Merzig zugeteilt. Mit Zustimmung der Gemeinde konnte 1930 die Einrichtung von fünf Klassen angeordnet werden. Während des Zweiten Weltkrieges war kein normaler Unterricht möglich, heißt es in der Chronik, die zur Schulschließung erstellt wurde.Appelle in der Schule1940 bekam die Schule ihre erste Einquartierung. Die Säle dienten für Appelle der Wehrmacht. Der Unterricht wurde zwar im November wieder aufgenommen, jedoch musste der dritte Saal vorläufig noch für die Wehrmacht reserviert bleiben. Für fünf Klassen standen zwei Säle zur Verfügung. 1945 wurde allgemein der Unterrichtsbeginn nach Kriegsende wieder aufgenommen. In der Chronik wird auch der Schulgarten erwähnt, die Kinder mussten die Sämereien selbst mitbringen, es wird von der Maikäferplage berichtet oder von der Sammlung von Heilkräutern. Im Jahre 1952 wurde durch Schuldirektor Herrmann Weiand die Pfarr- und Schulbücherei eröffnet. Bereits in den ersten Wochen nach der Eröffnung wurden in einer Woche bis zu 80 Bücher ausgeliehen. Nach und nach wurden die Platzverhältnisse immer beengter. Im Sommer 1950 wurde mit den Ausschachtungsarbeiten für den Neubau begonnen, Einweihung wurde in gutes Jahr später gefeiert. Gresaubach besaß nun eine vierklassige Volksschule. 1970 wurde das 5. und 6. Schuljahr in der Hauptschule Limbach unterrichtet. In Gresaubach blieben die Klassenstufen eins bis vier, die Schule hieß fortan: Grundschule Gresaubach. 1972 kam die Schulturnhalle hinzu. 1990 wurde dann das neue Feuerwehrgerätehaus seiner Bestimmung übergeben. Im Rahmen dieses Um- und Anbaues erhielt die Schule eine architektonisch gut gelungene Pausenhalle, so dass die Kinder der Grundschule trockenen Fußes die alte Schule erreichen konnten.Ende des Schuljahres heißt es nun für die beiden noch bestehenden Klassen Abschied nehmen. Die Kinder werden nach den Sommerferien dann nicht mehr zu Fuß zur Schule gehen können, sondern sie fahren mit dem Schulbus nach Steinbach in die Pestalozzigrundschule. Info: Aktuell besuchen fast 300 Schülerinnen und Schüler in 13 Klassen die Pestalozzischule. Unterrichtet werden die Kinder von 15 Lehrerinnen und Lehrer sowie den Pastoren von Steinbach und Gresaubach und der Gemeindereferentin von Gresaubach. Herr Pfeifer, mit welchen Gefühlen gehen Sie am Samstag zu diesem Abschiedsfest?Dieter Pfeifer: Die Schließung der Schule ist kein guter Tag für den Stadtteil Gresaubach. Gute Tage sind im heutigen politischen Alltag ohnehin selten. Dieser Tag ist ein Tiefpunkt auf der nach unten offenen Skala des Zerfalls schulpolitischer Entscheidungen in diesem Land. Die Bemühungen der Eltern, der Elternvertretung, des Ortsrates und vieler Bürger für den Erhalt der Grundschule waren vergeblich.Sehen Sie die Schließung als Nachteil für den Ort?Pfeifer: Eine Grundschule ist mehr als eine Lehr- und Lernstätte. Sie gehört einfach zu einer positiven Dorfentwicklung. Ohne Grundschule bietet Gresaubach wenig Anreiz mehr für junge Familien und Firmen.Was geschieht nun mit dem leer stehenden Gebäude?Pfeifer: Geplant ist ein Umbau in ein Dorfgemeinschaftshaus, für Jedermann und alle möglichen Veranstaltungen. Die oberen Räume sind für die DLRG vorgesehen. Ich wünsche den Gresaubacher Schulkindern und ihren Lehrern in der neuen Schule eine gute und erfolgreiche Zeit. Glosse

Tschüss Schule

Von Thomas Schäfer Zum Abschied musste ich weinen. Natürlich habe ich die Tränen unterdrückt, so gut es ging, ich wollte ja ein cooler Junge sein. Als Zehnjähriger weint man nicht mehr, ein Indianer kennt keinen Schmerz, schon gar nicht am letzten Tag der Grundschulzeit. Im Sommer 1986 war mein letzter Tag an der Grundschule Gresaubach, und weinen musste ich, weil Frau Lux nun nicht mehr unsere Lehrerin war. Sie war doch immer so nett und hat sich immer so gut gekümmert um uns. Manchmal musste sie auch schimpfen, wenn wir eine Scheibe zerdeppert hatten beim Fußball in der Pause. Oder einer mit einer blutigen Nase ankam oder die Mädchen uns verpetzt hatten, weil wir irgendwas angestellt hatten, was Zehnjährige so anstellen. Jetzt weg von der lieben Frau Lux in die große Stadt Lebach? Zum Heulen! Nach Lebach muss man mit dem Bus fahren, in Lebach kenne ich doch keinen und bestimmt sind die Lehrer alle doof und ganz streng. Liebe Grundschule, Mutter aller Schulen, ich habe dich sehr vermisst (vielleicht nicht ganz so sehr wie unser schönes Freibad, das bald geschlossen werden sollte), denn ich bin immer gern zu Dir gekommen, vier Jahre, manchmal mit dem Fahrrad, meistens zu Fuß. Einmal in der Woche gab's vom Metzger einen Wiener, damit wir den Heimweg schafften. Zum Abschied wird es jetzt wieder Tränen geben, ganz bestimmt. Und ganz verständlich. Gresaubach ohne Schule - ein trauriger Tag.

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