Kinder gehen auf „Nussjagd“

Illingen · Die Haselmaus ist klein, scheu und hauptsächlich nachts in dichten Sträuchern unterwegs. Das putzige Nagetier mit den großen Knopfaugen ist nur selten zu beobachten. Im Rahmen einer Aktion von Nabu und BUND machten sich Grundschüler aus dem Illtal auf Haselmaus-Suche.

 Mehr als 100 Kinder aus den Grundschulen in Hüttigweiler und Illingen informierten sich am Freitag über das Leben der Haselmaus in der Region. Foto: Andreas Engel

Mehr als 100 Kinder aus den Grundschulen in Hüttigweiler und Illingen informierten sich am Freitag über das Leben der Haselmaus in der Region. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Wo ist die Haselmaus? Das war am Freitag die große Frage für weit mehr als 100 Grundschulkinder aus Illingen und Hüttigweiler. Auf Anregung und Einladung von Helmut Jochem, Diplom-Landschaftsökologe, machten sich die Kinder mit ihren Lehrern auf den Weg zu einer großen Wiese an der Rosentalbrücke, um dort nicht nur nach dem artengeschützten Kleinnager - oder Spuren davon, wie angeknabberte Nüsse - zu suchen, sondern auch vieles über die Tiere und ihr Lebensumfeld zu erfahren. Diese große Aufgabe konnte Jochem alleine nicht stemmen. Aus diesem Grund hatte er eine Riege erfahrener Fachleute angeheuert. Jeder informierte die Grundschüler kindgerecht in Workshops vor Ort über sein Fachgebiet.

Der Biogeograf Martin Lillig vom BUND-Saar erläuterte, wo und wie die Haselmäuse leben, Nestbau, Familie und ihre Lebensräume waren sein Thema. "Die kleinen Mäuse fressen Pflanzen, Insekten, Knospen, Nüsse und Früchte", erklärte der Waldexperte und Diplombiologe Eugen Grittmann. "Sehr scheu und nachtaktiv sind die Tiere, nahezu unsichtbar, nicht nur, weil sie so klein und niedlich sind." Jörg Schlichter, Biogeograf untersuchte Fraßspuren mit den Kindern und konnte so identifizieren, welche Waldtiere am Werk waren. Schließlich sind nicht nur die Haselmäuse unterwegs, sie müssen sich den Lebensraum mit Eichhörnchen, Rötelmäusen und Waldmäusen teilen. Helmut Jochem referierte über die Lebensraumveränderungen, mit denen die Tiere sich auseinandersetzen müssen. So stellte er fest, dass geputzte Gärten in Siedlungsräumen und exotische Pflanzen einheimische Futterpflanzen für die kleinen Nager verdrängen. Auch Buschwerk und Hecken würden zurückgedrängt, sodass den Haselmäusen Rückzugsraum genommen werde. "Dass die Haselmaus eine Schlüsselart ist, darin waren sich alle Referenten einig", sagte Jochum. Wo sie vorkommt, seien Gärten, Heckenstrukturen, Streuobstwiesen und Waldränder noch in Ordnung. Der Lebensraum bestehe aus einem vielfältigen Mosaik aus Schlehe, Weißdorn, Haselnuss- und Hagebuttensträuchern, Brombeeren, Himbeeren, Kornelkirsche und vielen Obstbäumen, die nicht nur die kleinen Nager beherbergen, sondern auch Nahrungsgrundlage vieler Schmetterlings- und Vogelarten darstellen. Die vier Referenten Eugen Grittmann, Martin Lillig, Jörg Schlichter und Helmut Jochum behandelten ein umfangreiches Spektrum und vermittelten "Wissen zum Anfassen". Nach der Exkursion in die nahe Natur gab es umfangreiches Info-Material vom BUND- und Nabu-Landesverband zur Haselmaus und zum Themenbereich "naturnahe Gärten". Beim "Abmarsch" fragte Helmut Jochem die Kinder, ob es Spaß gemacht habe, was durch ein einhelliges, lautstarkes "Ja" beantwortet wurde. Auf die Idee zu seiner Haselmaus-Expedition mit den Kindern kam Helmut Jochem durch die Meldung eines inzwischen verstorbenen Freundes, den alle nur den "Imker" nannten. Dieser hatte im "Illgrund" ein Bienenhäuschen stehen und dort in einem Vogelnistkasten eine Haselmaus im Winterschlaf entdeckt.

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