"Kinder der Kohle" fällt 2012 aus

Petite-Rosselle. Etwa 10 000 Zuschauer lockt das Freiluftspektakel "Die Kinder der Kohle" seit 2005 jedes Jahr im August auf das Grubengelände Carreau Wendel in Petite-Rosselle. 250 Laiendarsteller und über 100 technische Helfer, darunter viele Saarländer, wirken ehrenamtlich bei dieser Sommerattraktion in Lothringen mit. In diesem Jahr aber wird sie nicht stattfinden

Petite-Rosselle. Etwa 10 000 Zuschauer lockt das Freiluftspektakel "Die Kinder der Kohle" seit 2005 jedes Jahr im August auf das Grubengelände Carreau Wendel in Petite-Rosselle. 250 Laiendarsteller und über 100 technische Helfer, darunter viele Saarländer, wirken ehrenamtlich bei dieser Sommerattraktion in Lothringen mit. In diesem Jahr aber wird sie nicht stattfinden. Das beschloss jetzt der Vorstand des Trägervereins "Les Enfants du Charbon". Vorausgegangen war ein monatelanger Streit mit der Autorin und Regisseurin des Spektakels, von der sich der Verein jetzt offiziell trennte. "Uns blieb keine andere Wahl", erklärt Rémy Grosz, Präsident des Trägervereins gegenüber der SZ. Sylvie Dervaux habe eine Gehaltserhöhung verlangt, die aber könne sich der Verein in seiner finanziell angespannten Lage nicht leisten. Vielmehr sei man genötigt, die Kosten zu senken."2010 hatten wir 500 000 Euro Gesamtausgaben, ich konnte sie 2011 auf 384 000 Euro runterdrücken", sagt Rémy Grosz. Was nur ging, weil regionale Zulieferbetriebe aus Solidarität Preisnachlässe gewährt hätten. Weitere 84 000 Euro müsse man noch einsparen. Mit 40 000 Euro steht der hauptsächlich vom Generalrat (Conseil Général) des Mosel-Departements, vom Lothringer Regionalrat und Sponsoren geförderte Verein derzeit in der Kreide. Das schlechte Augustwetter, das 2000 weniger Zuschauer brachte, Sturmschäden sowie der Diebstahl der Elektrokabel im Wert von 31 000 Euro warfen die Konsolidierungsbemühungen im Vorjahr stark zurück.

Nur zwei Profi-Kräfte bezahlt der Verein für ihre Arbeit. Während die Choreografin auf einen Teil ihres bisherigen Gehalts verzichtete, sei das von Dervaux sogar gleich geblieben. Da ihr das laut Grosz nicht genügte, entschied sich der Vorstand für die Trennung - und hatte das nächste Problem. Als Autorin gehören Dervaux die Aufführungsrechte an dem Spektakel. Die wollte sie dem Verein abtreten - für 300 000 Euro. "Da das für uns undenkbar ist, haben wir gesagt, wie machen endgültig Schluss mit Sylvie und nächstes Jahr mit einer neuen Fassung weiter", erklärt Grosz. Vier bis fünf Autoren aus der Region habe man schon gefunden, die bereit seien, eine neues Theaterstück über die Geschichte des Bergbaus und seiner Menschen im Kohlebecken zu schreiben.

"Wir machen dann auch ein paar Szenen über das Saarland, in denen nur Saarländer spielen", kündigt Grosz an. Schon im September sollen die ersten Proben beginnen, erstmals dezentral, verteilt auf mehrere Gemeindesäle in Lothringen und im Saarland. Die Kohlekinder sollen außerdem eine neue Spielfläche erhalten: direkt vor dem Empfangsgebäude des Bergbaumuseums Carreau Wendel, dessen Infrastruktur künftig mitgenutzt werden kann, was Kosten sparen hilft.

Am 29. März stellt der Vorstand seine Pläne bei der Jahreshauptversammlung des Vereins vor. "Die Politik steht hinter uns", sagt Präsident Grosz und ist zuversichtlich, dass auch die 200 Vereinsmitglieder mitziehen werden.

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