Kessler will mehr für Integration behinderter Schüler tun

Saarbrücken. Der saarländische Bildungsminister Klaus Kessler hat zugesagt, die Anstrengungen zur Integration behinderter Schüler in Regelschulen zu erhöhen

Saarbrücken. Der saarländische Bildungsminister Klaus Kessler hat zugesagt, die Anstrengungen zur Integration behinderter Schüler in Regelschulen zu erhöhen. "Die Inklusion wird im kommenden Jahr bei der Lehrerfortbildung Schwerpunkt sein", kündigte der Grünen-Politiker gestern vor 200 Zuhörern auf einer Tagung über die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Behinderten an. Die Veranstaltung fand im saarländischen Bildungsministerium statt. Artikel 24 der UN-Konvention garantiert, dass "Menschen nicht aufgrund von Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden". Diese Regelung ist seit dem Jahr 2009 auch im deutschen Recht verankert.Nach Meinung der Erziehungswissenschaftlerin Irmtraud Schnell von der Universität Frankfurt gibt es diesbezüglich im Saarland noch einiges zu tun. Das Vorstandsmitglied des Mitveranstalters Miteinander Leben Lernen (MLL) bemängelte, dass sich die Zahl der Sonderpädagogen an Regelschulen im Verhältnis zur Anzahl der Schüler mit Förderbedarf verschlechtert habe: 2005 kamen im Saarland noch 6,5 Schüler auf einen Lehrer, 2010 sind es 7,1. Schnell forderte die Einstellung integrationserfahrener Sonderpädagogen und die Ausweitung der sonderpädagogischen Lehrerfortbildung.

Stephan Lehberger, der neue Inklusionsbeauftragte des saarländischen Bildungsministeriums, betonte während der Diskussion, dass es keineswegs darum gehe, spezielle Förderschulen für behinderte Kinder abzuschaffen. Der Koalitionsvertrag sehe den Erhalt dieser Schulen ebenso vor wie die Beibehaltung des Elternwahlrechts. Aber: "Alle, die Inklusion wollen, sollen sie auch bekommen können."

Dass das nicht nur eine Geld-Frage, sondern auch eine Frage des Willens und der Strukturen ist, machte der Integrationspädagoge Professor Hans Wocken von der Universität Hamburg deutlich. Er stellte ein Modell für ein Bildungssystem vor, demzufolge Schüler mit Lern- und Sprachbehinderungen sowie Verhaltensauffälligkeiten grundsätzlich an Regelschulen unterrichtet werden. Dafür müsste man jeder Schule für je 100 Schüler einen Sonderpädagogen zur Verfügung stellen, so Wocken. In Hamburg werde das bereits praktiziert. Das Bundesland gehört zu den Spitzenreitern in Sachen Inklusion.

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