Gefängnisseelsorge Keine rein türkische Predigt hinter Gittern

Saarbrücken/Ottweiler · Die muslimische Gefängnisseelsorge im Saarland soll neu geordnet werden. Vor allem soll verhindert werden, dass Imame ausschließlich in türkischer Sprache predigen.

 Die Predigt von Imamen (hier mit Gebetskette) in saarländischen Gefängnissen soll künftig immer ins Deutsche simultan übersetzt werden.

Die Predigt von Imamen (hier mit Gebetskette) in saarländischen Gefängnissen soll künftig immer ins Deutsche simultan übersetzt werden.

Foto: dpa/Angelika Warmuth

„Die Justizvollzugsanstalten sind angewiesen worden, für den Fall, dass Imame nicht deutschsprachig sind beziehungsweise nicht in deutscher Sprache predigen wollen, die Gesprächskreise unter Hinzuziehung eines Dolmetschers abzuhalten“, teilte das Justizministerium auf SZ-Anfrage mit.

Dies sei zum Schutz der Gefangenen vor manipulativen Inhalten gedacht und solle zu mehr Transparenz und damit auch Akzeptanz der Arbeit integrer Imame führen, sagte Justiz-Staatssekretär Roland Theis (CDU). Grundsätzlich würden die Personen, die als Imame in die Anstalten kommen wollten, sicherheitsüberprüft.

Derzeit sitzen in den saarländischen Justizvollzugsanstalten (JVA) Saarbrücken und Ottweiler 83 Gefangene muslimischen Glaubens ein, das sind rund 11 Prozent aller Häftlinge. In beiden Einrichtungen halten ehrenamtliche Imame etwa einmal pro Monat – manchmal auch in größeren Abständen – religiöse Gruppenstunden ab. In der JVA Ottweiler hat der muslimische Gesprächskreis nach Angaben des Justizministeriums fünf Teilnehmer, in der JVA Saarbrücken bis zu sieben.

Die Imame sind hauptamtlich an Moscheevereine in der näheren Umgebung angebunden. Die Zusammenarbeit mit dem Justizvollzug basiert auf einer Kooperation mit dem türkischen Generalkonsulat, das dem saarländischen Justizministerium in regelmäßigen Abständen Religionsbeauftragte benennt. Die muslimische Gefängnisseelsorge ist also anders organisiert als die katholische und evangelische Gefängnisseelsorge, in der jeweils hauptamtliche, von den Kirchen vorgeschlagene Seelsorger fest in den jeweiligen Anstalten tätig sind.

Justiz-Staatssekretär Roland Theis (CDU) sagte, es sei grundsätzlich positiv, wenn Gefangene Seelsorge-Angebote nachfragten. „Unser Ausgangspunkt ist die religiöse Toleranz und der Respekt vor dem Wunsch nach Seelsorge. Gerade unter den besonderen Bedingungen einer Vollzugsanstalt muss der Staat jedoch ein Auge darauf haben, welche Inhalte in Predigten vermittelt werden.“ Daher habe er, so Theis, die Anstalten angewiesen, dass alle Predigten, die nicht in deutscher Sprache gehalten werden, simultan ins Deutsche übersetzt werden.

Die Veränderung der Bevölkerung in Deutschland spiegle sich auch in den Vollzugsanstalten wider. Mittlerweile seien bei weitem nicht nur türkischsprachige Muslime im saarländischen Vollzug. „Mit der Übersetzung bieten wir allen Muslimen zukünftig einen Zugang zu Seelsorgeangeboten in deutscher Sprache“, sagte Theis.

Das Justizministerium prüft derzeit nach seinen Angaben, ob die muslimische Seelsorge in Zukunft zusammen mit anderen Bundesländern organisiert werden kann. Er sei sich sicher, dass Predigten in deutscher Sprache auch in anderen Ländern Schule machen werden.

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