Keine neuen Gespräche in der Missbrauchs-Affäre am Johanneum

Homburg. Es stockt einmal wieder bei der Aufklärung der Missbrauchsfälle am ehemaligen Internat des Homburger Johanneums. Zwischen den Vertretern der Missbrauchsopfer und dem Orden herrscht Funkstille. Das haben sowohl die Initiative Ehemaliger Johanneum auf ihrer Internetseite also auch die Herz-Jesu-Missionare in einem Schreiben bestätigt

Homburg. Es stockt einmal wieder bei der Aufklärung der Missbrauchsfälle am ehemaligen Internat des Homburger Johanneums. Zwischen den Vertretern der Missbrauchsopfer und dem Orden herrscht Funkstille. Das haben sowohl die Initiative Ehemaliger Johanneum auf ihrer Internetseite also auch die Herz-Jesu-Missionare in einem Schreiben bestätigt. Die Vorstellungen beider Seiten waren offenbar weiter nicht miteinander vereinbar. So habe der als Vermittler eingesetze Professor Bernhard Haupert seine Mediation als gescheitert und die Gespräche für beendet erklärt, teilten beide Seiten mit. So war laut Initiative für Samstag, 2. März, ein Gespräch geplant. Um die generelle Wiederaufnahme hatte man sich auch von Seiten des Ordens bemüht.Die Herz-Jesu-Missionare sehen den jetzigen Abbruch darin begründet, dass die Initiative darauf beharre, dass finanzielle Zuwendungen nicht nach Maßgabe der Leitlinien der Deutschen Bischofs Konferenz und der deutschen Ordensobern Konferenz gezahlt werden, teilte Provinzial Martin Kleer mit. Sie lehne es zudem weiterhin ab, gemäß den Leitlinien einen Antrag zu stellen, den die Zentrale Koordinierungsstelle in Bonn begutachte. Höhere Opfer- und Täterzahlen anzuerkennen, wie es die Initiative fordere, setze voraus, "dass die Betroffenen sich bei unserem Missbrauchsbeauftragten melden, so wie es die Leitlinien vorsehen. Auf Zuruf oder pauschale Beschuldigung durch Dritte kann und wird der Orden niemanden als Täter zählen. "

Für die Initiative sind hingegen folgende Punkte zentral: Anerkennung der Tatsache, dass es weit mehr Täter und Opfer gibt als bisher bestätigt, das Eingeständnis über das institutionelle Wissen darüber und daraus folgend eine Anerkennung der institutionellen Verantwortung. Der Orden sei in keinem der Punkte von seiner bisherigen Haltung abgewichen, so die Initiative.

Der Orden wiederum machte klar, dass die Anerkennung eines institutionelles Wissen über Missbrauch vor 2010 seitens des Ordens, "jeglicher Grundlage" entbeehre.".Die in den Leitlinien genannten Wege, sich an den Missbrauchsbeauftragten zu wenden und / oder Anträge auf materielle Leistung sowie auf Therapiekostenübernahme zu stellen, "bleiben nach wie vor für alle Opfer offen", schreibt Provinzial Kleer. Diesen Weg seien bisher einige Opfer gegangen. Drei hätten einen Antrag auf materielle Leistung in Anerkennung des Leids gestellt und die von der Zentralen Koordinierungsstelle empfohlene Zahlung erhalten. Zudem habe der Orden in drei zum Teil anderen Fällen die Therapiekosten übernommen beziehungsweise übernehme sie. In einem weiteren Fall sei es zu einem Vergleich mit der Krankenkasse des Opfers gekommen. Die Initiative Ehemaliger hatte in ihrer Argumentation immer darauf verwiesen, dass eine Institution nicht ihr eigenes Fehlverhalten aufklären könne.

Am Homburger Johanneum sind zwar heute keine Patres mehr im Schuldienst tätig, das Internat wurde vor vielen Jahren geschlossen. Der Orden ist aber bekanntlich nach wie vor über eine Stiftung Schulträger, und dieser Stiftung zur Seite steht die Schul-GmbH. ust

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