Keine Grabsteine aus Kinderarbeit

Saarbrücken. Am 22. März hat die Landeshauptstadt die Friedhofssatzung geändert. Seither dürfen auf den Saarbrücker Friedhöfen nur noch Grabsteine und Grabeinfassungen verwendet werden, die nachweislich aus fairem Handel stammen und ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt sind

 40 bis 50 Prozent der neu in Deutschland gefertigten Grabsteine sollen aus Steinbrüchen in Indien kommen. Foto: dpa

40 bis 50 Prozent der neu in Deutschland gefertigten Grabsteine sollen aus Steinbrüchen in Indien kommen. Foto: dpa

Saarbrücken. Am 22. März hat die Landeshauptstadt die Friedhofssatzung geändert. Seither dürfen auf den Saarbrücker Friedhöfen nur noch Grabsteine und Grabeinfassungen verwendet werden, die nachweislich aus fairem Handel stammen und ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt sind. Die neue Regelung wirft Fragen auf: Wie sieht so ein Nachweis aus? Wer muss ihn erbringen? Gilt das für jeden Grabstein? Und wo bekommt man nachweislich faire Grabsteine?Das Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland (NES) hat kürzlich eine neue Webseite veröffentlicht, um über das Thema zu informieren (die SZ berichtete). Laut NES sind vor allem Grab- und Natursteine aus Indien problematisch. Denn in indischen Steinbrüchen arbeiten, wie auch Studien des deutschen Kinderhilfswerks Terre des Hommes belegen würden, viele Kinder, aber auch Erwachsene unter schlechten Bedingungen.

Nicht nur bei indischen, sondern generell bei außereuropäischen Steinen sollten Verbraucher daher darauf achten, dass sie von unabhängigen Organisationen zertifiziert sind. Auch Grabsteine "made in China" können in Wirklichkeit aus Indien sein, da China von dort einen großen Teil zur Weiterverarbeitung importiert. Drei Gütesiegel kommen laut NES infrage: SA 8000, Fair Stone Standard und Xertifix.

Da sieht NES-Projektleiter Harald Kreutzer für die Saarbrücker allerdings ein Problem: "Im Saarland ist dem NES momentan kein Anbieter bekannt, welcher unabhängig zertifizierte Grabsteine anbietet." Er hoffe, dass sich das bald ändern werde. Denn nach Schätzungen des Deutschen Naturwerksteinverbands seien mittlerweile 40 bis 50 Prozent der in Deutschland neu aufgestellten Grabsteine indischer Herkunft. Grund dafür ist der niedrige Preis. "Nur bei Steinen aus dem nicht-europäischen Ausland stellt sich die Frage einer weitergehenden Zertifizierung", erklärt auch Stadtpressesprecher Thomas Blug. Akzeptiert würden die vom NES genannten Gütesiegel.

Bei europäischen Steinen könne man davon ausgehen, dass alle Kriterien erfüllt seien.

Dass der Grabstein frei von Kinderarbeit und aus fairem Handel ist, müssen der Bürger und der ausführende Steinmetz mit ihren Unterschriften im "Antrag auf Grabsteinaufstellung" bestätigen, erklärt Blug.

"Verdachtsfälle, dass Verstöße gegen die neuen Bestimmungen vorliegen, gab es bislang nicht", sagt der Pressesprecher weiter. "Bisher wurden unseres Wissens nach nur Steine aus Europa verwendet." Ist das schon eine Folge der neuen Bestimmungen? Das wäre Holger Kopp, Landesinnungsmeister des Steinmetzhandwerks im Saarland, recht. Die Innung begrüße die Regelung, sagt Kopp. Die Steinmetze seien in die Vorbereitung einbezogen worden und profitierten auch davon. "Wir stärken dadurch ja auch unsere einheimischen Materialien, und wir bekommen wieder einen vernünftigen Markt."

Dass es im Saarland an Anbietern zertifizierter Steine fehle, wie NES behauptet, hält Kopp für irreführend. "Jeder Steinmetz ist in der Lage, zertifiziertes Material zu beschaffen", betont er. Das gelte sowohl für Rohmaterial, das er im eigenen Betrieb verarbeite, als auch für fertige Ware, die er bei deutschen Großhändlern bestelle. Aber das bedeute einen Preisaufschlag. Insgesamt hält Kopp die Friedhöfe für einen Nebenschauplatz. Laut Terre des Hommes landen 80 Prozent der indischen Natursteine in der Bauindustrie.

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