Keine Chance für die Engel?

Neunkirchen/Belgrad. Als die SZ am Freitagnachmittag anruft, sitzt er gerade mit seinem serbischen Bekannten im ältesten Restaurant von Belgrad und isst Cevapcici. "Die letzten Tage habe ich mich nur von Pizza und Sandwichs ernährt. Jetzt musste es mal was Gutes sein", erzählt Mirko Buljan, unser Mann beim Eurovisons-Song-Contest

 Mirko Buljan mit - krankheitsbedingt - dreien der vier No Angels. Foto: SZ/Buljan

Mirko Buljan mit - krankheitsbedingt - dreien der vier No Angels. Foto: SZ/Buljan

Neunkirchen/Belgrad. Als die SZ am Freitagnachmittag anruft, sitzt er gerade mit seinem serbischen Bekannten im ältesten Restaurant von Belgrad und isst Cevapcici. "Die letzten Tage habe ich mich nur von Pizza und Sandwichs ernährt. Jetzt musste es mal was Gutes sein", erzählt Mirko Buljan, unser Mann beim Eurovisons-Song-Contest. Seit Mitte letzter Woche ist er bereits in der serbischen Hauptstadt und verfolgt den Grandprix. Beide Halbfinals sind durch, an diesem Samstag steigt das große Finale. Für Deutschland gehen als Vierte der 25 Final-Teilnehmer die No Angels ins Rennen. "Und kämpfen um die letzten Plätze", gibt Buljan den Engeln keine Chance. Zwar mag er ihr Lied, eingängig jedoch sei es nicht. Die Show zu einfallslos ("die Choreografie gibt nichts her"), die Auftritte rund um den großen Wettbewerb zu zurückhaltend. "Für uns wird niemand außerhalb von Deutschland stimmen." Der Favorit des Schiffweilerers: Russland. Einer der von ihm bevorzugten Songs, eine Ballade aus der Schweiz, hat's nicht in die Endrunde geschafft, genausowenig wie der von allen favorisierten irische "Turkey"-Song. Dafür sind wieder mal alle skandinavischen Länder dabei. Mit ganz unterschiedlichen Kategorien: Jazziges aus Dänemark, Heavy Metal aus Finnland. Angetan ist Buljan vom lettischen Beitrag, dessen Sänger als Piraten auftreten, und vom bosnischen Auftritt. "Zwei Omas und zwei junge Frauen als Bräute, die stricken, Wäsche aufhängen und einfach Klamauk machen - super." Und - auch wenn er den russischen Sänger Dima Bilan nicht so mag, der vor zwei Jahren immerhin auf den zweiten Platz kam - seinen Auftritt mag er. Besonderer Gag: Der russische Eiskunstläufer Jewgeni Pluschenko, amtierender Olympiasieger, wird während des Auftritts seine Kreise auf dem Eis ziehen. "Man muss heute einfach mal was anderes machen. Deutschland wird auf Dauer so nicht weitermachen können", ist sich Buljan sicher. Ihn stört auch das Verhalten der gesetzten Teilnehmer - neben Deutschland noch Frankreich, Spanien, England. "Sie sind eher überheblich, geben sich gar keine Mühe. Vor allem die Deutschen. Alles so typisch bürokratisch." So sei es auch beim Empfang in der Deutschen Botschaft "eher steif" zugegangen. Während alle anderen viel herzlicher seien. Aber nicht nur die Teilnehmer, auch das Gastgeberland hat Buljan begeistert. "Alle sind sehr nett hier." Und alles sei noch nicht so fixiert auf die Veranstaltung wie in anderen Ländern. "Vieles ist sehr einfach", erinnert sich Buljan lachend an den serbischen Empfang, die Weltraumparty. "Habe mich gefühlt wie in den 50ern." Am Sonntag geht's zurück. Und nächstes Jahr nach Russland? "Habe ich eigentlich keine Lust zu, wird aber wohl so sein." ji "Für uns wird niemand außerhalb von Deutschland stimmen." Mirko Buljan

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