Kein Freund des Holzhammers

Saarlouis. Er versteht sich als "Mittler und Verbindungsglied zwischen Behinderten und der Verwaltung". Bernhard Ruppenthal ist der neue Behindertenbeauftragte der Stadt Saarlouis. Was etwas theoretisch klingt, ist vor allem praktisch: Hauptsächlich leitet er die Anliegen Behinderter im Rathaus weiter und hilft die jeweils richtigen Ansprechpartner zu finden

 Bernhard Ruppenthal sieht sich als Mittler zwischen Behinderten und der Stadtverwaltung Saarlouis. Foto: Roi

Bernhard Ruppenthal sieht sich als Mittler zwischen Behinderten und der Stadtverwaltung Saarlouis. Foto: Roi

Saarlouis. Er versteht sich als "Mittler und Verbindungsglied zwischen Behinderten und der Verwaltung". Bernhard Ruppenthal ist der neue Behindertenbeauftragte der Stadt Saarlouis. Was etwas theoretisch klingt, ist vor allem praktisch: Hauptsächlich leitet er die Anliegen Behinderter im Rathaus weiter und hilft die jeweils richtigen Ansprechpartner zu finden. "In den meisten Fällen geht es darum, dass ein Mensch mit einer Behinderung eine Wohnung sucht", weiß der Behindertenbeauftragte. "Ich kann versuchen, Hausverwaltungen anzuschreiben und fragen, ob es freie Wohnungen gibt."Barrierefreie Wohnungen sind in Saarlouis wie im Rest des Saarlandes schwierig zu finden, weiß Ruppenthal, der seit 18 Jahren selbst im Rollstuhl sitzt. "Viele Neubauten sind barrierefrei, da findet man schon etwas. Das Problem ist aber, dass die sehr teuer sind. Es ist sehr schwierig, barrierefreie und preiswerte Wohnungen zu finden." Ein großes Thema für ihn wie für andere Behindertenbeauftragte ist das Thema Barrierefreiheit. Inklusion lautet das Stichwort. Was das bedeutet, erklärt Ruppenthal an einem Beispiel: "Früher hat man reagiert: Wenn etwa ein Rollstuhlfahrer den Bürgersteig vor seinem Haus nicht bewältigen konnte, hat er sich an die Stadt gewandt und die hat den in der Regel abgesenkt. Heute ist es so, dass man sich vorher darüber Gedanken macht und abgesenkte Bürgersteige mit einplant."

Anfang 2013 tritt das Landesgleichstellungsgesetz nach zehn Jahren Übergangszeit in Kraft. "In Saarlouis haben wir eine allgemeine Bereitschaft, sich darauf einzustellen", meint Ruppenthal. Zum barrierefreien öffentlichen Raum sind die Kommunen verpflichtet. "Dabei sollten die Behindertenverbände mit eingebunden werden, und deren Rat und Kenntnisse miteinbezogen werden." Vernetzung ist das A und O: Ruppenthal will auch die Kontakte zu Trägern und Organisationen pflegen.

Ein wichtiges Vorhaben der Stadt ist zum Beispiel der Umbau des Theaters am Ring: "Das Problem für Rollstuhlfahrer ist hier, erstmal reinzukommen. Bisher war die einzige Möglichkeit, sich von der Feuerwehr reintragen zu lassen." Das soll nun anders werden. Geplant ist auch, das frühere Schlachthofgelände nicht nur begehbar, sondern auch mit Rollstuhl befahrbar zu machen. Das Rathaus soll ebenfalls von vorne für Gehbehinderte zugänglich gemacht werden, mit einer Automatiktür. Aber, betont Ruppenthal: "Das ist alles angedacht - wann es umgesetzt wird, weiß man noch nicht."

Im privaten Raum ist Barrierefreiheit noch freiwillig: Geschäfte, Läden, Restaurants, Kneipen, Hotels müssen nicht für alle zugänglich sein. "Im Gaststättenbereich ist es in Saarlouis schwierig", weiß der Saarlouiser aus Erfahrung. Aber bei historischen Bauten wie den Kasematten oder in der Altstadt ist die Umrüstung auch teilweise unmöglich und von Seiten des Denkmalschutzes nicht erlaubt.

Seine Erfahrung der ersten Wochen als Behindertenbeauftragter: "Man muss sich selbst melden und darf nicht warten, bis die anderen auf einen zukommen - man muss halt präsent sein." Ruppenthal ist kein Freund der Holzhammer-Methode, sagt er: "Ich bin der Ansicht, man muss erstmal mit den Leuten reden."

Zur Person

Bernhard Ruppenthal, 63, ist Behindertenbeauftragter der Stadt Saarlouis. Mitte Februar löste der 63-jährige Saarlouiser in diesem Amt Birgit Cramaro ab, die sich nun um Seniorenarbeit kümmert. Ruppenthal, früher bei der Deutschen Bahn beschäftigt, ist seit fünf Jahren im Saarlouiser Aktionskreis Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte engagiert. nic

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