Fast jeder dritte Saarländer über 60 Kein Bundesland altert schneller

Saarbrücken/St. Wendel · Jeder dritte Saarländer ist über 60 Jahre alt. Der neue Landesseniorenbeirat-Chef Arnold will deshalb dringend Verbesserungen für Ältere erreichen.

 Viele Menschen wollen in ihrer Gemeinde wohnen bleiben, wenn sie alt werden. Der Landesseniorenbeirat fordert deshalb zum Beispiel abgesenkte Bürgersteige und einen besseren Nahverkehr.

Viele Menschen wollen in ihrer Gemeinde wohnen bleiben, wenn sie alt werden. Der Landesseniorenbeirat fordert deshalb zum Beispiel abgesenkte Bürgersteige und einen besseren Nahverkehr.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Freiwillige Netzwerke für gute Nachbarschaft in Stadt und Land gegen die menschliche Vereinsamung,  ehrenamtliche Mobilitätslotsen, die Ältere bei Bedarf von der Wohnung bis zum Arzt und zu Besorgungen begleiten, sowie  Senioren-Sicherheitsberater: Das sind drei Modellvorhaben im Saarland, die der neu gewählte Vorsitzende des Landesseniorenbeirats, Lothar Arnold (74), zur Verbesserung der Situation älterer Menschen vorantreiben will. Unter seiner Führung und dem brandaktuellen Leitthema „mobil, digital & regional“ will sich zudem der 3. Saarländische Seniorentag am 11. April in St. Wendel erstmals ausführlich mit den Problemen und Chancen der Digitalisierung im Alltag älterer Menschen beschäftigen. Dabei sollen auch weitere Modellprojekte wie Virtuelle Mehrgenerationenhäuser und ein „Smart Village“ im Kreis St. Wendel vorgestellt werden.

Kein Bundesland altert derzeit demografisch schneller als das Saarland. Schon jetzt ist fast jeder dritte Saarländer – insgesamt sind es nach Angaben des Sozialministeriums mehr als 302 000 Menschen – älter als 60 Jahre. Und ihre größten Sorgen neben Gesundheit, Mobilität und auch zunehmender Altersarmut? „Die älteren Menschen wollen vor allem in ihrer Stadt oder Gemeinde in ihrer Wohnung bleiben können“, sagt Arnold: „Dazu wird es notwendig sein, dass die Gemeinden und Städte hier ihre Anstrengungen verstärken.“ Bei der Errichtung und dem Ausbau von Straßen müsse mehr auf abgesenkte Bürgersteige für Senioren und Rollstuhlfahrer geachtet und der öffentliche Nahverkehr samt Fahrplänen, Tarifen und Strecken verbessert werden. Auch gegen die zunehmende Altersarmut müsse mehr getan werden, ob mit einer Grundrente oder anderen Maßnahmen. Hier seien mehr Geld und ebenso neue Ideen gefragt. „Aber man kann vom Staat auch nicht alles erwarten“, sagt Arnold, langjähriger Kommunalpolitiker und Unternehmer, der auch an der Spitze des Saarbrücker Seniorenbeirats steht.

 Der neue Vorsitzende des Landesseniorenbeirats, Lothar Arnold.

Der neue Vorsitzende des Landesseniorenbeirats, Lothar Arnold.

Foto: SENIORENBEIRAT

Der jetzt gleichfalls von ihm geführte Landesseniorenbeirat ist Sprachrohr der älteren Generation und Impulsgeber in Richtung Landtag und Landesregierung. Schon unter Arnolds Vorgängern Josef Mailänder und Gerhard Ballas wirkte der Beirat federführend an drei Landesseniorenplänen mit, initiierte die Einrichtung von inzwischen mehr als 200 Seniorensicherheitsberatern im Land, trieb gemeinsam mit Vereinen und Ehrenamtlichen Projekte zu Gesundheit und Sport wie die Seniorenfitnesstage voran und drängte immer wieder auf mehr Teilhabe und Mitwirkung engagierter älterer Menschen mit ihrer Lebenserfahrung in der Gesellschaft.

Neben Repräsentanten von bislang 22 saarländischen Seniorenbeiräten und dem Friedrichsthaler Generationenbeirat sind im Landesseniorenbeirat auch Organisationen der Kommunen und Kreise, die Landesverbände der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen, die Sozialverbände, der Integrationsrat, Heimbeiräte, die Selbsthilfeorganisation KISS und der generationenübergreifende Seniorenverein Europ’age Saar-Lor-Lux vertreten. Zusammen mit Europ’age, so kündigte Arnold an, wolle der Landesseniorenbeirat auch die Idee eines grenzüberschreitenden Seniorenbeirats in der Großregion Saar-Lor-Lux aktiv weiterverfolgen. Eine sehr erfolgreiche erste Zusammenkunft von Vertretern aus Frankreich, Luxemburg, dem Saarland und Rheinland-Pfalz habe es dazu bereits kürzlich in der saarländischen Landeshauptstadt gegeben.

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