Kehraus in der ersten Januarwoche

Die Vorweihnachtszeit wird dermaßen besungen und gefeiert, dass man am Ende froh ist, dass endlich die Festtage da sind. Und dass man sich nun mit ruhigem Gewissen über Plätzchen, Marzipan und Gänsebraten hermachen darf, ohne den Zorn der moralischen Eiferer zu fürchten, die die Weihnachtszeit auf keinen Fall zu früh auf dem Gabentisch haben möchten

Die Vorweihnachtszeit wird dermaßen besungen und gefeiert, dass man am Ende froh ist, dass endlich die Festtage da sind. Und dass man sich nun mit ruhigem Gewissen über Plätzchen, Marzipan und Gänsebraten hermachen darf, ohne den Zorn der moralischen Eiferer zu fürchten, die die Weihnachtszeit auf keinen Fall zu früh auf dem Gabentisch haben möchten.Doch was nutzt all die Aufregung, wenn innerhalb von ein paar Tagen alles wieder vorbei ist? Was ab dem 1. Januar kommt, scheint im Vergleich zu heimeliger Kerzenromantik und adventlichen Chorgesängen regelrecht beängstigend. Kein sanftes Übergleiten in den Alltag, nein, die erste Januarwoche wird zu einem nüchternen Kehraus degradiert - zu einer Zeit, in der man auf die Müllabfuhr wartet, die Tannenbäume rausschmeißt und bei hässlichem Schneeregen zum tristen Winteralltag übergeht. Das Wohnzimmer wird mit Hilfe eines laut brummenden Staubsaugers von den Nadeln befreit, die Krippenfiguren auf dem Dachboden verstaut - und was folgt, ist mal wieder die große Leere. Jedes Jahr eine schreckliche Vorstellung!

Vielleicht bleibt es da als schwacher Trost, dass dies nicht der alten Tradition entspricht. So abrupt ließen sich unsere Vorfahren die Weihnachtszeit nicht nehmen. Denn ein Höhepunkt der Weihnachtszeit ist früher auch der Dreikönigstag gewesen. Heute denkt man da höchstens noch an die FDP und weitere, ebenso wenig tröstliche Dinge wie kalten Fisch und Kopfwehtabletten.

Früher hingegen, da wurde gefeiert, gelacht und Komödie gespielt. Shakespeare verfasste sogar ein brüllend komisches Stück dazu, Twelfth night genannt - aufzuführen in der 12. Nacht nach Weihnachten, also am Epiphania-Tag, dem 6. Januar. Und es gab sogar Geschenke. Eine Tradition, die in Italien und Frankreich bis heute gepflegt wird. Und so hoffen wir auch in Deutschland auf eine fröhliche erste Januarwoche, die den Nachweihnachtsfrust ein bisschen mildern und das christbaumlose Wohnzimmer etwas erträglicher gestalten könnte. Es muss ja nicht gleich knallen, aber ein bisschen gute Laune sollte man sich von Silvester schon ins neue Jahr retten.

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