Kassenärzte machen Kassen für Mängel in Heimen verantwortlich

Saarbrücken. Im Zusammenhang mit dem Elversberger Pflegeskandal hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Defizite bei der ärztlichen Versorgung in Heimen beklagt. KV-Vizechef Joachim Meiser sagte der SZ, im vorigen Jahr hätten sich Hausärzte an die KV gewandt

Saarbrücken. Im Zusammenhang mit dem Elversberger Pflegeskandal hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Defizite bei der ärztlichen Versorgung in Heimen beklagt. KV-Vizechef Joachim Meiser sagte der SZ, im vorigen Jahr hätten sich Hausärzte an die KV gewandt. Sie hätten darauf hingewiesen, dass die Versorgung auf der Intensivpflegestation des Heims der Arbeiterwohlfahrt in Elversberg mit dem üblichen ambulanten Hausärztesystem nicht sicher zu stellen sei. Lediglich wöchentliche Visiten und anlassbezogene Arztbesuche seien auf einer Station mit schwerstkranken Menschen, die druckbeatmet werden müssen, ein unhaltbarer Zustand. Die KV habe daher ein Ärzteverbundsystem mit Rufbereitschaft und regelmäßigen Visiten vorgeschlagen. Die Kassen hätten aber das Gespräch darüber verweigert, und die Arbeiterwohlfahrt habe es nicht anstelle der Kassen selbst finanzieren wollen.Meiser sagte der SZ, es gebe heute generell mehr ältere und schwerstbehinderte Menschen in Heimen, die "intensivbehandlungsbedürftig" seien und für die die Regelversorgung nicht ausreiche. Denn ein Hausarzt könne im Normalfall nicht jeden Tag seine Patienten im Heim aufsuchen. Daher müsse man Gruppen von Ärzten die gemeinsame Verantwortung für ein Heim übertragen. Das könnten etwa fünf oder sieben Ärzte pro Heim sein, die sich gegenseitig vertreten und, falls notwendig, von einem Facharzt unterstützt werden. Dann wäre eine "mehr oder weniger tägliche ärztliche Präsenz im Heim" möglich. Diese Gruppe von Ärzten müsse intensiv mit den Pflegern zusammenarbeiten.

Dafür müsse man natürlich "ein bisschen Geld in die Hand nehmen", damit diese Ärzte ihre Sprechstunden einschränken und öfter ins Heim kommen. In anderen Bundesländern sei das längst Praxis. An sich habe das mit den Misshandlungen durch einen Pfleger in Elversberg nichts zu tun, so Meiser. "Wenn aber fast jeden Tag ein Arzt bei den Schwerstkranken gewesen wäre, wäre das eine oder andere vielleicht aufgefallen." nof

Foto: Meiser

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