Kantinen sollen gesünder kochen

Saarbrücken. 130 000 Saarländer essen nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Kantinen oder werden in ihrer Mittagspause von Cateringunternehmen bekocht. Die Meinung von 1900 Mittagsgästen ist jetzt in eine Studie zur Verpflegung außer Haus von Gesundheitsministerium und der Landesarbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung (LAGS) eingeflossen

Saarbrücken. 130 000 Saarländer essen nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Kantinen oder werden in ihrer Mittagspause von Cateringunternehmen bekocht. Die Meinung von 1900 Mittagsgästen ist jetzt in eine Studie zur Verpflegung außer Haus von Gesundheitsministerium und der Landesarbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung (LAGS) eingeflossen. 62 Prozent der Befragten sind demnach zufrieden mit ihrem Essen. Zugleich wünschen sich etwa zwei Drittel gesündere Kost und drei Viertel der Befragten wären auch bereit mindestens 50 Cent pro Mahlzeit mehr dafür auszugeben. "Ein kleiner Knackpunkt" der Studie sei der Widerspruch zwischen Zufriedenheit und Wunsch nach mehr gesundem Essen, erklärte Minister Gerhard Vigener (CDU) bei der Präsentation der Studie am Freitag in Saarbrücken. Der größere Knackpunkt: Es sei "bedauerlich", dass nur zwölf Kantinen an der Befragung teilgenommen habe, sagte Vigener. 79 Unternehmen wurden angefragt. Rund 60 wären in Betracht gekommen. Der Minister und die LAGS berichteten jedoch von großen Vorbehalten auf Seiten der Betriebsräte, die der Teilnahme an der Studie zustimmen mussten. Deren Befürchtung: Ein negatives Umfrageergebnis mache den Weg für die Geschäftsführung frei, um die Kantine zu schließen. Für einen erneuten Anlauf 2010 oder 2011 sollen die Betriebsräte ausführlicher informiert werden, kündigte Vigener an. Seine Argumentation: Ein gutes Ergebnis bei der Umfrage kann eine Kantine stützen. Positive Rückmeldungen von Gästen bringen laut Studie mehr Gemüse, Fisch und Vollkornprodukte auf dem Teller. Auch das Ambiente könnte vielerorts verbessert werden, das legt zumindest die Befragung nahe. Ausgewogenere und gesündere Ernährung wäre auch ganz im Sinne des Ministers. Er warnte erneut: "Die Menschen im Saarland sind in hohem Maße übergewichtig. Wenn Kantinenessen mit dazu beigetragen hat, sehen wir hier hohen Handlungsbedarf." Er plädierte dafür, dass die Qualität der Speisen in saarländischen Kantinen verbessert werden müsste. Mehr frische Produkte sollten zum Einsatz kommen. Zugleich lobte er die Kantinen, die sich der Befragung gestellt haben für ihre Aufgeschlossenheit. Unter anderem wurden Gäste der SR-Kantine, der Homburger und der Saarbrücker Uni-Mensen, der Kantine von ZF und der Arbeitskammer befragt. Einige Köche der Großküchen nahmen auch an Fortbildungen der LAGS teil. Vigener kündigte eine vergleichbare Studie für Bewohner von Pflegeheimen an. LAGS-Geschäftsführer Franz Gigout stellte einen Preis für die beste saarländische Kantine in Aussicht. Er erklärte, die aktuelle Studie sei nicht vergleichend angelegt worden, um niemanden abzuschrecken. Meinung

Hauptsach gudd gess

Von SZ-RedakteurPatrick Griesser Besser Essen geht im Land der Sterneköche immer. Gesünder Essen in der Mittagspause - das ist oft mit Mühe oder höheren Kosten verbunden. Zumindest, wenn die Kantine die nächste Möglichkeit fürs Mittagsmahl ist. Damit soll beileibe kein Salz in die Wunde gestreut werden: Viele Kantinengäste kehren satt und zufrieden zurück an Werkbänke und Schreibtische. In der Studie erklären viele Befragte jedoch nicht grundlos: Gesünderes Essen wäre ihnen lieb und teuer. Die Empfehlung des Tages ist eine Änderung im Speiseplan - gegen Aufpreis. Greifen viele zu, haben alle gewonnen. Und der Volksmund behält auch recht: Hauptsach gudd gess.

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