Kampf gegen den Krebs

Dillingen. Die Botschaft ist gut und schmerzlich zugleich: Das Risiko einer Krebserkrankung kann jeder senken - doch er muss halt etwas dafür tun. "Es ist unfassbar, wie selten die Vorsorge genutzt wird", sagte Dr. Matthias Schelden bei seinem Vortrag "Wende in der Krebstherapie" am Mittwochabend

Dillingen. Die Botschaft ist gut und schmerzlich zugleich: Das Risiko einer Krebserkrankung kann jeder senken - doch er muss halt etwas dafür tun. "Es ist unfassbar, wie selten die Vorsorge genutzt wird", sagte Dr. Matthias Schelden bei seinem Vortrag "Wende in der Krebstherapie" am Mittwochabend. Um offene Worte war der Ärztliche Direktor des Dillinger Caritas-Krankenhauses vor gut 100 Zuhörern nicht verlegen. "Unser Alltag ist, das Kind, das ins Wasser gefallen ist, herauszuziehen und zu reanimieren", beklagte der Chefchirurg in bildhafter Sprache. Dabei machten Schmerzmittel etwa eine Darmspiegelung erträglicher als früher. Man müsse sich vor Augen halten, dass Krebs unbehandelt zum Tod führt, oft unter großen Schmerzen und relativ schnell. Als "das tödliche Trio" nannte Schelden (Foto: Jenal): das Rauchen, das Lungen-, Magen-, Darm- und Bauchspeichelkrebs fördere, das Übergewicht, was zwar keinen Tumor auslöse, aber das Risiko erhöhe, sowie Bewegungsarmut. Denn gut durchblutete Muskulatur schütte Stoffe aus, die Krebs entgegen wirkten. Schelden warnte davor, den Schlagzeilen zu trauen: "Jeden Tag gibt es etwas Neues. Das klingt interessant, wenn man sich vor Krebs schützen will. Da gerät man aber schnell in die Hände von Geschäftemachern." Als Milliardengeschäft geißelte der Chefarzt auch, dass sich zehntausende Ärzte und Wissenschaftler nur auf die Behandlung fortgeschrittener Tumore konzentrierten, aber für die Vorsorge das Geld knapp sei. Dabei fehle das Allheilmittel weiterhin: "Die Sensation steht noch aus." Es gebe durchaus große Erfolge, sagte Schelden. Hodenkrebs und Lymphdrüsenkrebs könnten in 90 Prozent der Fälle geheilt werden, Leukäme - vor 50 Jahren fast für jeden ein Todesurteil - in 75 Prozent der Fälle. Vor Gebärmutterhalskrebs schütze eine Impfung gegen Papilloma-Viren. Manches sei Zufall: Magenkrebs gehe drastisch zurück, seit die Entwicklung von Kühlschränken Lebensmittel über Tage haltbar macht ohne Konservierungsstoffe wie Pökelsalz. Eine Wende sieht Schelden erst seit 1995: Die Sterberaten sänken, seit die medizinischen Disziplinen vernetzter arbeiteten und die Hausärzte stärker in die Prävention einbezogen seien. Frühtests, Ultraschall, Endoskopie und Laboruntersuchungen helfen, einen Krebs zu finden, bevor er den Körper in Besitz nimmt.Die Vorträge des Freundes- und Fördervereins der Caritas-Klinik gehen im Herbst weiter.

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