Kaiser verschrottet, Suche beendet

Saarbrücken. Kaiser Wilhelm reitet nicht mehr, auch nicht in irgendeiner Saarbrücker Abstellkammer. Der Auftrag der CDU/FDP-Stadtratsfraktion an die Stadtverwaltung, das Reiterstandbild Wilhelms I., das von 1904 bis 1946 auf der Alten Brücke stand, zu suchen und wieder aufzustellen, kann als abgeschlossen betrachtet werden

Saarbrücken. Kaiser Wilhelm reitet nicht mehr, auch nicht in irgendeiner Saarbrücker Abstellkammer. Der Auftrag der CDU/FDP-Stadtratsfraktion an die Stadtverwaltung, das Reiterstandbild Wilhelms I., das von 1904 bis 1946 auf der Alten Brücke stand, zu suchen und wieder aufzustellen, kann als abgeschlossen betrachtet werden. Auf einer noch mit Schreibmaschine geschriebenen Liste der "zerstörten Erinnerungsstätten in der Stadt Saarbrücken", die im Stadtarchiv in der Akte "G nach 1945 G 60 Nr. 156" abgeheftet wurde, ist auch das Wilhelm-Denkmal verzeichnet. "Der Sockel wurde zerstört, die Figur zwecks Verschrottung an die Halberger Hütte Brebach abgeliefert", heißt es da. Das Ganze geschah auf Weisung der französischen Militärregierung.Die Militärregierung hat nicht nur den Kaiser vom Sockel holen lassen. Das 1938 in Burbach errichtete Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs und das 1934 errichtete Gefallenendenkmal im Winterbergpark wurden "völlig zerstört", wie es im Dokument des Stadtarchivs heißt. An den Denkmälern für die Gefallenen des Krieges 1870/71 auf dem Friedhof an der Michaelskirche und im Ehrental wurden lediglich die preußischen Adler entfernt. Die Militärregierung ließ außerdem die Gedenktafeln für Bismarck in der Schillerstraße, für König Wilhelm in der Wilhelm-Heinrich-Straße und für die preußischen Strategen Moltke und Hardenberg zerstören. Es war aber nicht nur die Militärregierung, die in Saarbrücken Denkmäler abreißen ließ. Das Winterbergdenkmal wurde 1939 von der deutschen Wehrmacht gesprengt - offenbar aus Angst, die Alliierte Luftwaffe könnte es als Wegweiser nach Saarbrücken sehen. Bereits 1938 entfernt und 1943 verschrottet wurde das Bismarckdenkmal, das auf dem Schlossplatz stand - auf Weisung des Reichskommissars für das Saarland.Der Auftrag, den CDU und FDP der Stadt am 30. September erteilt haben, nämlich nach "Denkmälern zu suchen, die man auf historischen Aufnahmen noch sehen kann", sei so gut wie erledigt, bestätigte Stadtpressesprecher Thomas Blug gestern. Es seien alle Bauhöfe durchsucht worden. Ergebnis: Es steht nirgendwo ein Denkmal rum. "Und jetzt will ich nie wieder hören oder lesen, das Willi-Denkmal sei noch vorhanden und könne wieder aufgestellt werden", sagt die Leiterin des Stadtarchivs, Irmgard Christa Becker "Und jetzt will ich nie wieder hören, das Willi-Denkmal sei noch vorhanden und könne wieder aufgestellt werden."Irmgard Christa Becker, Stadtarchiv

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort