Saar-Königinnen Erst nach der Linsentaufe wurde sie Königin

Besseringen · 1931 wurde erstmals eine Deutsche Weinkönigin gekürt. So entstand die Tradition, ein Produkt mit einer Repräsentantin zu bewerben. Auch werben „Königinnen“ für Produkte und Regionen. Wir stellen sie vor. Dieses Mal: die Linsenkönigin.

  Retterin der Tradition: Hätte sich Jennifer Folz nicht vor zwei Jahren bereitgefunden, Linsenkönigin in Besseringen zu werden, gäbe es diese Monarchin der Hülsenfrüchte vielleicht schon nicht mehr. Mittlerweile aber sieht es wieder besser aus: Ihre Schwester könnte sich auch eine Amtszeit als Linsenkönigin vorstelle n.

Retterin der Tradition: Hätte sich Jennifer Folz nicht vor zwei Jahren bereitgefunden, Linsenkönigin in Besseringen zu werden, gäbe es diese Monarchin der Hülsenfrüchte vielleicht schon nicht mehr. Mittlerweile aber sieht es wieder besser aus: Ihre Schwester könnte sich auch eine Amtszeit als Linsenkönigin vorstelle n.

Foto: BeckerBredel

„Wenn ich es nicht gemacht hätte, wäre eine Tradition ausgestorben. Das konnte ich nicht mit ansehen“, sagt Jennifer Folz aus Wadern-Dagstuhl, die sich 2018 in Besseringen zur Linsenkönigin wählen ließ. „Es gab einen Aufruf, keine Frau hat sich gemeldet. Weil ich zu der Zeit und auch heute noch im Besseringer Roten Kreuz aktiv war und ein Jahr zuvor das Linsenfest über den Sanitätsdienst kennengelernt hatte, meldete ich mich an. Hätte ich mich nicht gemeldet, wäre die Krönung vielleicht ausgefallen. Erstmals seit 1981.“ Damals entschied Ortsvorsteher Josef Bock, dass das örtliche Heimat- und Linsenfest eine Königin braucht. Die ersten wurden einfach ernannt. Es handelte sich um Damen, die im Hintergrund fleißig wirkten und zum Dank zur Königin erklärt wurden. Von der vierten Linsenkönigin an wurde zur Wahl öffentlich aufgerufen, und seitdem ist es Brauch, dass am ersten Wochenende im September auf dem Bürgerplatz in Besseringen die Linsenkönigin gekrönt wird.

Mit der 27-jährigen Jennifer Folz ist das Amt nun zwei Jahre besetzt, und sie macht es gerne: „Ich bin aus Püttlingen, wohne in Dagstuhl, arbeite in Oberthal und habe einen Partner aus Besseringen. Ich komme viel rum. Ich spiele Tischtennis in Lockweiler-Krettnich und mache Karate in Braunshausen. Aber ich bin die typische Saarländerin. Ich liebe das Land und ich gehe nicht mehr weg.“ Dabei hätte sie beruflich alle Chancen gehabt. Als Restaurantfachfrau war sie landesbeste Auszubildende, zudem war sie auch landesbeste Restaurant-Meisterin und nahm am Berufswettbewerb auf Bundesebene teil. Gewonnen hat sie da zwar nicht. „Aber ich war besser platziert als die Kollegin aus der Pfalz“, sagt sie lachend. Heute ist sie stellvertretende Leiterin des Schullandheims in Oberthal. Eine Aufgabe, die sie liebt. Und die ihr noch Raum lässt für die königlichen Amtspflichten.

Als Repräsentantin Besseringens ist sie viel auf Tour. Beim Linsenfest, dem Nohner Bohnenfest, bei der Krönung der Orscholzer Erntekönigin, bei Apfel-, Wein- und Stadtfesten in der Region. Bockbierfeste, Karneval, St.Martin – die Liste lässt sich noch lange fortsetzen. Im Dirndl und mit Krone macht sie dann eine gute Figur für Besseringen und weckt Neugierde, denn nicht selten muss sie erklären, warum sie ausgerechnet Linsenkönigin ist. „Früher wurden in Besseringen Linsen angebaut. Die Bewohner trugen schnell den Kosenamen ‚Linsenfresser’, was dem Fest den Namen gab.“ Als „Zugereiste“ musste Jennifer auch noch die traditionelle Linsentaufe über sich ergehen lassen: „Man wird an einem Bach getauft, und es werden einem Linsen ins Gesicht geklebt.“ Danach musste sie warten, bis die Linsen wieder von alleine abfallen. „Aber es war eine schöne Gaudi“, sagt die junge Frau, die als Lernpatin auch Kinder in einer Riegelsberger Grundschule unterstützt und als Sanitäterin für das DRK unterwegs ist.

2020 endet ihre Amtszeit. Um die Nachfolge steht es übrigens aktuell gar nicht schlecht: „Ich würde noch ein drittes Jahr machen, und meine Schwester wäre auch bereit, sich krönen zu lassen.“ Und Jennifers Freund, Mathias Fox, würde beim 20. Linsenfest, das in diesem Jahr ansteht, sogar den Job des Linsenprinzen übernehmen. Das gab’s zuletzt 2010.

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