"Jeder Radweg erhöht die Sicherheit der Kinder"

Saarbrücken. 1270 Unfälle auf dem Schulweg hat die Unfallkasse des Saarlandes im vergangenen Jahr gezählt. Dazu kommen 295 Unfälle im Schulbus. 74 Mal waren junge Radfahrer in einen Unfall verwickelt. Dabei geht die Zahl der Fahrradunfälle auf dem Schulweg seit Jahren zurück

Saarbrücken. 1270 Unfälle auf dem Schulweg hat die Unfallkasse des Saarlandes im vergangenen Jahr gezählt. Dazu kommen 295 Unfälle im Schulbus. 74 Mal waren junge Radfahrer in einen Unfall verwickelt. Dabei geht die Zahl der Fahrradunfälle auf dem Schulweg seit Jahren zurück. Trotzdem würde sich Bernd Brutscher, Verkehrsexperte der saarländischen Polizei, auch im Regionalverband mehr Radwege wünschen: "Jeder Radweg erhöht die Sicherheit und senkt die potenzielle Gefahr für Kinder."Bei der Polizei wurden auf dem Weg zur Schule nur 27 Unfälle gemeldet. In der Statistik aller Kinderunfälle 2010 waren 74 Mal Radfahrer beteiligt. Das seien vergleichsweise wenig. 116 Mal waren Kinder zu Fuß in Unfälle verwickelt. Die größte Gefahr für den Nachwuchs sei aber die Fahrt im Auto: 148 Unfälle registrierte die Polizei im vergangenen Jahr, sagt Brutscher.

Trotz der sinkenden Zahl der Fahrradunfälle legt er großen Wert auf die Verkehrserziehung. So gingen Beamte in die dritten und vierten Klassen an den Grundschulen, um die Jungen und Mädchen fit für die Gefahren des Straßenverkehrs zu machen. Neben dem Unterricht gibt es praktische Übungen in der Jugendverkehrsschule, an deren Ende die Prüfung für den Fahrradführerschein stehe, sagt Brutscher. Was vielleicht nicht alle Eltern wissen: Der Gesetzgeber schreibt vor, dass Kinder bis zum achten Lebensjahr auf dem Gehweg fahren, berichtet der Verkehrsexperte. Zwischen acht und zehn dürfen die Kinder den Gehweg noch nutzen, dann müssen sie auf die Fahrbahn.

Warnwesten wichtig im Winter

In der dunklen Jahreszeit müssen die Kinder sehr vorsichtig sein. Brutscher mahnt: "Gesehen werden ist genauso wichtig wie sehen." Deshalb empfiehlt er Eltern, den Jungen und Mädchen gelbe Warnwesten anzuziehen. Die Eltern sollten auch darauf achten, dass die Beleuchtung an den Rädern funktioniert.

Erschreckend sind die Ergebnisse der Geschwindigkeitskontrollen an den Grundschulen kurz nach dem Schulbeginn im August. Nach Angaben Brutschers hatte die Polizei 3094 Autos im Saarland kontrolliert. 28 Prozent seien in den Tempo-30-Zonen zu schnell gewesen. Die Polizei habe zwölf Fahrverbote aussprechen müssen, berichtet der Verkehrsexperte. Viele Kinder seien gar nicht oder falsch angeschnallt gewesen. Obwohl die Polizei seit Jahren vor den Ferien mit der Aktion "Sicherer Schulweg" darauf aufmerksam mache, besonders vorsichtig zu fahren, sagt Brutscher. "Wenn wir die Aktion nicht machen würden, gebe es noch mehr Unfälle. Wir kontrollieren das ganze Jahr und machen sogar Sonderkontrollen." Deshalb werde die Polizei die Öffentlichkeitsarbeit fortsetzen. Wer mit einem nicht angeschnallten Kind erwischt wird, muss ein Bußgeld von 50 Euro zahlen und bekommt einen Punkt in der Verkehrssünderkartei, warnt Brutscher. sm

Hintergrund

Alle 18 Minuten kam bundesweit im Durchschnitt des Jahres 2010 ein Kind im Straßenverkehr zu Schaden. So steht es in der Kinderunfall-Statistik des Statistischen Bundesamtes. Das Risiko sei für die Jungen und Mädchen in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Im Saarland registrierte das Amt 72 Schwer- und Leichtverletzte bei den unter 15-Jährigen. Besonders auf dem Schulweg und am Nachmittag sowie im Sommer seien die Kinder, vor allem die Jungen, gefährdet. sm

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