"Jeder muss sich für sich bemühen, besser zu werden"

Völklingen. Wenn über Einwanderer geschimpft wird, kann Hans Agostini (60, Foto: Morguet) nur mit dem Kopf schütteln. "Ich selbst stamme in der dritten Generation aus Italien, genau gesagt aus St. Bonifatio bei Verona", sagt der neue Präsident des Landesverbandes Einzelhandel und Dienstleistungen

Völklingen. Wenn über Einwanderer geschimpft wird, kann Hans Agostini (60, Foto: Morguet) nur mit dem Kopf schütteln. "Ich selbst stamme in der dritten Generation aus Italien, genau gesagt aus St. Bonifatio bei Verona", sagt der neue Präsident des Landesverbandes Einzelhandel und Dienstleistungen. Der Völklinger Schuhhändler hat vor rund einem halben Jahr Carl Jakob, den Geschäftsführer des Saarlouiser Renommierkaufhauses Pieper, in dieser Rolle abgelöst.Rund 1000 Unternehmen mit über 30 000 Beschäftigten repräsentiert der Landesverband, und zu den Dauerbrennern gehört das Thema Ladenschluss. Auch das kennt Agostini von der Basis aus, weil er selbst noch persönlich im Marken-Schuhgeschäft der Familie in der Völklinger City bedient. Die Filiale im Stadtteil Ludweiler betreut übrigens Ehefrau Brigitte. Und zum Ladenschluss hat er eine klare persönliche Meinung: "Derzeit gibt es keinen wirklichen Bedarf an längeren Öffnungszeiten, aber wir brauchen mehr Flexibilität." Zum Beispiel bei den verkaufsoffenen Sonntagen, bei denen Anfang Advent die Klappe fällt. Was zum Beispiel in Völklingen bedeutet, dass der letzte verkaufsoffene Sonntag im Jahr und der Weihnachtsmarkt nicht gleichzeitig stattfinden können.Agostini amtiert seit vier Jahren als Vorsitzender des Völklinger Wirtschaftskreises. Das umliegende Saarland ist für ihn kein Neuland, denn er hat schon umfangreiche Erfahrungen als Vizechef im Saar-Einzelhandelsverband, Vorsitzender des Handelsausschusses und einschlägigen Prüfungsausschusses der Industrie- und Handelskammer (IHK) gesammelt, entscheidet bei der Saarländischen Investitionskreditbank mit über die Bewilligung von Bürgschaften. Und auch von daher streiten bei ihm nicht zwei Seelen, sprich die von Völklingen und Saarbrücken, in einer Brust. "Jeder muss sich für sich bemühen, besser zu werden, sei es im Geschäft oder auch als eine ganze Stadt", erteilt Agostini einem Konkurrenzkampf der Kommunen eine klare Absage. Völklingen könne nicht besser werden, indem sich Saarbrücken verschlechtere. Anstehende Umbaumaßnahmen bedeuteten zwar Unannehmlichkeiten, eröffneten aber auch Perspektiven: "Je größer sie sind, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg." Wesentlich sei aber, hier schonend vorzugehen, damit Handel und Wandel nicht nachhaltig gestört würden. Städtische Wirtschaftsförderung dürfe sich nicht auf Ansiedlung großer Einkaufszentren beschränken. Zwischen ihnen müsse eine "gewachsene Einkaufslandschaft" erhalten bleiben. Und auch der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs sei kein Allheilmittel. Besuchern müssten nach wie vor erreichbare Parkplätze angeboten werden. Agostini: "Für ältere Leute zum Beispiel ist es einfach schlimm, schwere Taschen zu schleppen."In Völklingen wirbt Agostini immer wieder fürs Zusammenstehen unter den Kaufleuten, pflegt engen Kontakt zu Oberbürgermeister Klaus Lorig und der Stadtverwaltung. "Man sagt mir ein übertriebenes Harmoniebedürfnis nach, aber persönliche Angriffe verhärten nur die Fronten", meint Agostini, der auch noch Elferratspräsident bei den Karnevalisten in Ludweiler ist. Geboren ist er weder am 11.11. noch am Rosenmontag, aber er hält sich für einen "geborenen Optimisten".

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