Verspätungen oder Flugausfälle Ist Air Berlin ein Risiko für das Saarland?

Saarbrücken · Klagen über die Verlässlichkeit der Flugverbindung nach Berlin häufen sich. Manch einer fliegt in die Hauptstadt lieber gleich ab Frankfurt. Doch an den Problemen trägt nicht allein die Airline Schuld.

Mit diesen Maschinen vom Typ Bombardier Dash 8 Q400 fliegt Air Berlin derzeit die Strecke nach Berlin. Am Freitag gab es erneut Verspätungen und einen Flugausfall.Foto: Dennis Bhogal/air berlin

Mit diesen Maschinen vom Typ Bombardier Dash 8 Q400 fliegt Air Berlin derzeit die Strecke nach Berlin. Am Freitag gab es erneut Verspätungen und einen Flugausfall.Foto: Dennis Bhogal/air berlin

Foto: Dennis Bhogal/air berlin

Regelmäßig fliegt Armin Lang mit Air Berlin zu beruflichen Terminen von Saarbrücken nach Berlin. Doch immer wieder komme es zu Verspätungen oder gar Flugausfällen. Er selbst habe dadurch schon Termine verpasst, sagt der Gesundheitsexperte und fürchtet: "Air Berlin ist zunehmend ein Risiko für den Standort Saarland."

Auch am Freitag sind wieder nicht alle Maschinen (pünktlich) gestartet. So wurde der Flug um 6.30 Uhr nach Berlin annulliert. Die spätere Verbindung um 10.40 Uhr sei zunächst nicht gestartet, weil zu viele Fluggäste für die Maschine gebucht waren, berichtet eine SZ-Leserin: "Der Pilot höchstselbst hat im Wartebereich vor dem Boarding über ein Mikrofon gefragt, wer freiwillig später fliegen will, und dafür 400 Euro Entschädigung angeboten." Auch am Nachmittag gab es Verspätungen.

Als Begründung teilt Air Berlin mit, dass es aufgrund des Umbaus der Fluglinie und der Neuausrichtung des Streckennetzes punktuell zu Einschränkungen im Flugbetrieb komme, was auch Verspätungen und Flugstreichungen in Saarbrücken zur Folge habe. Hinzu kämen aktuelle Anlaufschwierigkeiten mit dem neuen Bodenabfertigungsdienstleister in Berlin-Tegel, im März habe vor allem der Streik des Bodenpersonals in Tegel zu umfangreichen Flugstreichungen geführt. "Seit Ostern sehen wir kleine Verbesserungen, allerdings noch nicht auf befriedigendem Niveau", teilt ein Sprecher mit. Zu der Überbuchung sagte er: Es komme vor, dass Fluggäste ihren gebuchten Flug nicht antreten ("No-Shows"). Um diese Sitzplätze kurzfristig anderen Gästen anbieten zu können, gebe es Überbuchungen einzelner Flüge. Die Überbuchung sei abhängig von der No-Show-Prognose des jeweiligen Fluges.

Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer im Saarland (IHK), Heino Klingen, befürchtet negative Folgen für den Standort Saarland, sollte die gegenwärtige Situation anhalten. Am stärksten betroffen seien Politik, Verbände und Gewerkschaften, aber auch Unternehmen. Es komme vor, dass man in Berlin übernachten müsse und so einen Termin am nächsten Morgen verpasse. Klingen rät daher, in besonders wichtigen Fällen sicherheitshalber ab Frankfurt zu fliegen.

Dies machen mitunter Mitarbeiter der Victor's-Unternehmensgruppe, die auch einen Standort in Berlin hat, wenn sie nicht gleich mit dem Auto fahren. "Wenn kurzfristig ein Termin anberaumt wurde, ist es schwer, noch einen Flug ab Saarbrücken zu bekommen, da die Maschine dann oft ausgebucht ist, oder aber dann ist der Flug so teuer, dass es günstiger ist, nach Frankfurt zu fahren", sagt Sprecher Peter Müller. "Sollte die Situation länger anhalten, wäre es auf jeden Fall ein großer Imageschaden für den Standort", sagt die Geschäftsführerin der Tourismuszentrale Saarland, Birgit Grauvogel. Ein guter Ruf sei wichtig für Saarbrücken als Messe- und Kongresszentrum sowie zur Gewinnung von Fachkräften.

Von einem Risiko für das Saarland möchte das Wirtschaftsministerium nicht sprechen, betont aber die große Bedeutung von zuverlässigen Flugverbindungen für Politik und Wirtschaft. Das Land habe in Gesprächen mit Air Berlin seine Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht, woraufhin die Luftfahrgesellschaft Verbesserungen angekündigt habe.

Dass CDU und SPD im Koalitionsvertrag eine Prüfung vereinbart haben, ob die Strecke neu ausgeschrieben werden kann, stimmt den Vielflieger Armin Lang nicht zuversichtlich. Er glaubt nicht, dass es sich für große Fluglinien wie Lufthansa wirtschaftlich rechne, sich an kleinen Regionalflughäfen wie Ensheim zu engagieren. Damit Regionen nicht abgehängt würden, sei es notwendig, dass die Politik die Verbindung stütze. "Doch die EU hat Subventionen ausgeschlossen."

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