Industriekultur Saar vor dem Aus
Saarbrücken. Als Kultur-Tiger gestartet, als Flächenvermarktungs-Bettvorleger gelandet - so stellte sich die Industriekultur Saar GmbH (IKS) bereits 2005 dar. Schon damals bekannte der damalige Chef der Staatskanzlei und IKS-Aufsichtsratschef Karl Rauber (CDU), die von Karl Kleineberg geführte landeseigene Gesellschaft habe die "Erwartungen nicht erfüllt"; man denke an Auflösung
Saarbrücken. Als Kultur-Tiger gestartet, als Flächenvermarktungs-Bettvorleger gelandet - so stellte sich die Industriekultur Saar GmbH (IKS) bereits 2005 dar. Schon damals bekannte der damalige Chef der Staatskanzlei und IKS-Aufsichtsratschef Karl Rauber (CDU), die von Karl Kleineberg geführte landeseigene Gesellschaft habe die "Erwartungen nicht erfüllt"; man denke an Auflösung. Trotzdem verlängerte Rauber 2009 Kleinebergs Vertrag noch einmal um fünf Jahre. Nun ist es ein SPD-Aufsichtsratschef, Wirtschaftsminister Heiko Maas, der Kleineberg das Amt nimmt.
Gehalt eingespart
Heute wird das, wie die SZ aus sicherer Quelle erfuhr, der Aufsichtsrat so beschließen, in dem neben dem Land auch der Landkreis Neunkirchen und die Gemeinden Schiffweiler und Quierschied vertreten sind. Kleineberg soll nicht mehr länger ein Geschäftsführer-Gehalt beziehen, das, so wird gemunkelt, über den vom Landesrechnungshof als überhöht gerügten Bezügen des Ex-Vorstandes der Stiftung Kulturbesitz liege. Kleineberg soll ab 1. April Angestellter bei der Strukturholding Saar (SHS) werden. Zudem wird keiner der 14 IKS-Mitarbeiter entlassen, die bestehenden Arbeitsverträge würden, so heißt es, auf die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (GW) Saar und auf die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) übertragen.
Die IKS-Auflösung steht in Zusammenhang mit den umfassenden Umstrukturierungs-Maßnahmen, die das Wirtschaftsministerium für seine Landesgesellschaften in Gang gesetzt hat. Es geht dabei um Bündelung zentraler Aufgaben, um Spar- und Synergie-Effekte. Muss die IKS aber nicht doch auch wegen Misserfolgs ihre Geschäfte einstellen? Kleineberg steht seit je bei der Opposition als "Steuergeldvernichter" in der Kritik. Nicht erst seit 2010, als der Gondwana-Untersuchungsausschuss die intransparenten und beihilferechtlich problematischen Strukturen seiner Ansiedlungs-Politik offen legte. Es sei zu wenig und das Falsche passiert auf den Ex-Kohlebergwerks-Brachen Reden und Göttelborn, hieß es. Es würden zu wenig Arbeitsplätze geschaffen. Dagegen führte Kleineberg Infrastruktur-Aufwertungen ins Feld. "Der Campus Göttelborn" habe sich zum Tagungsort, Büro- und Gewerbesitz gemausert, der "Garten Reden" durch das Gondwana-Prähistorium, die Wassergärten, die Halden-Almhütte und die zukünftige Allwetter-Rodelbahn zu einem Freizeit- und Naherholungs-Areal gewandelt.
Die Standorte Reden und Göttelborn seien "ausentwickelt", verkündete Rauber denn auch bereits vor vier Jahren; das Land werde keine nennenswerten Gelder mehr investieren. Als definitiv letzte Großmaßnahme gilt "Gondwana II" (2012), die von der Landesregierung erstellte zweite Urzeit-Ausstellungshalle (rund acht Millionen Euro). Danach wurde Kleineberg "Das Erbe" anvertraut, die Landesausstellung zum Ende des Bergbaus im Redener Zechenhaus - wohl kaum ein Geschäftsführer-Vollzeit-Job. Was die Rest-Flächenentwicklung, den Verkauf und die Vermietung von Grundstücken und Gebäuden angeht, so könnte diese Aufgabe die Saarland Bau und Boden (SBB) übernehmen. Doch was wird aus dem "Erbe" beziehungsweise aus dem Thema Industriekultur, das demnächst, im Zuge der Bergbau-Denkmäler-Umnutzung unzweifelhaft einer kompetenten und straffen Betreuung bedarf?
Maas will Grewenig
Wie man hört, ist Maas derzeit mit dem Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, Meinrad Maria Grewenig, im Gespräch. Er könnte eine Art General-Management übernehmen, das Weltkulturerbe zu einem Zentrum für saarländische Industriekultur werden, heißt es. Für beide Themen: Bergbau und Stahl.
Auf einen Blick
Die IKS GmbH wurde 2001 von der CDU-Regierung unter Ministerpräsident Peter Müller als Strukturwandel-Instrument mit Sitz in Göttelborn gegründet, zur Umsetzung des so genannten Ganser-Gutachtens zur Erschließung/Sanierung von Industriebrachen. Zunächst war vor allem touristische Vermarktung und kulturelle Bespielung vorgesehen. Die IKS sollte drei "Zukunftsstandorte" entwickeln: Reden, Göttelborn und das Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Letzteres wurde jedoch nie wirklich von der IKS betreut. Als Geschäftsführer fungierte Karl Kleineberg, zuvor Geschäftsführer der Montan Grundstücksgesellschaft (MGG) in Essen, einer Tochtergesellschaft der RAG Immobilien AG. Die IKS war auf zehn Jahre angelegt; bis 2008 sollten 125 Millionen Euro fließen. Dieser Etat wurde später drastisch reduziert, der Kultur-Veranstaltungs-Auftrag zurückgenommen. Es blieb die Flächenvermarktung. 2009 wanderte die IKS unter das Dach der Strukturholding Saar (SHS). Im Zuge der Gondwana-Ansiedlung in Reden, die ein Untersuchungsausschuss aufarbeitete, geriet die IKS unter Beschuss. 2012 übernahm Kleineberg das Management der Redener Bergbau-Schau "Das Erbe". ce