In die Geschichte Spiesens eintauchen

Spiesen. "Das ist ein Waschstampfer", erklärte Günter Debold, Sachverwalter des Heimatvereins Spiesen, und demonstrierte mithilfe des Waschzubers, wie man noch heute damit waschen kann. Wie jeden ersten Sonntag im Monat konnten sich Besucher am vergangenen Wochenende die Ausstellungen des Heimatvereins Spiesen in Lions Haus ansehen

 Das Lions Haus wurde 1836 von der jüdischen Familie Lion erbaut und steht heute unter Denkmalschutz. Foto: Archiv/SZ

Das Lions Haus wurde 1836 von der jüdischen Familie Lion erbaut und steht heute unter Denkmalschutz. Foto: Archiv/SZ

Spiesen. "Das ist ein Waschstampfer", erklärte Günter Debold, Sachverwalter des Heimatvereins Spiesen, und demonstrierte mithilfe des Waschzubers, wie man noch heute damit waschen kann. Wie jeden ersten Sonntag im Monat konnten sich Besucher am vergangenen Wochenende die Ausstellungen des Heimatvereins Spiesen in Lions Haus ansehen. Zurzeit sind dort eine Mineralienausstellung, eine Fotoausstellung über das Schicksal jüdischer Bürger in Spiesen und Bilder zur Entwicklung des Ortes in den vergangenen 100 Jahren zu sehen.Die Mineralienausstellung ist das Lebenswerk des 81-jährigen Oswald König. Etliche Seile und Pickel, die er auf der Suche nach Mineralien benutzt hat, zieren nun die Wände. Seit August 2011 müssen Schulklassen diese Sammlung nicht mehr im Keller von Oswald König begutachten, sondern können sie in neuen Vitrinen in Lions Haus bestaunen.

Lehrerin Karin Rennig aus Elversberg hatte sich die Ausstellungen bereits mit ihren Schülern angesehen. Sie nutzte den Sonntag aber zu einem erneuten Besuch. Diesmal allerdings mit ihrem Ehemann Paul. "Die Heimatausstellung ist sehenswert", lautete ihr Urteil.

In der Heimatausstellung sieht man unter anderem alte Luftaufnahmen, Vereins- und Klassenfotos, aber auch Szenen aus dem Zweiten Weltkrieg. So ist in einer der Vitrinen der Werdegang eines Soldaten dargestellt - vom Einzug bis hin zum "Tod zur Kugel". Viel beachtet wurden aber auch die alten Kirchen- und Vereinsflaggen sowie Postkarten, die das Marienwäldchen zeigen, das 1935 zerstört wurde.

Fünf Jahre hat der Lehrer Stephan Friedrich für sein Buch "Wir sind Dornen geworden in fremden Augen - die Geschichte der Juden von Spiesen" recherchiert. Aus diesem Buch heraus hat er nun die Ausstellung über das Schicksal jüdischer Bürger in Spiesen erarbeitet. So konnte er viele Fotos und Berichte geflohener Juden im Ausland ausfindig machen, die jetzt in Spiesen zu sehen sind. Besucher Paul Rennig war nicht nur von der Ausstellung angetan, er begrüßte auch die Anwesenheit Stephan Friedrichs, der gerne bereit war, den neugierigen Gästen Fragen zu beantworten. "Das Archiv ist gut und hat mich überrascht", sagte Paul Rennig. rol

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