Improvisation zur Fließbandarbeit

Saarbrücken. Die Saarbrücker Deutschherrnkapelle diente am Mittwoch als Kino. Auf einem großen Transparent konnte man Charlie Chaplins Stummfilm "Modern Times" aus dem Jahr 1936 verfolgen, während Bernhard Leonardy (Orgel), August Wilhelm Scheer (Saxophon) und Oliver Strauch (Schlagzeug) das Geschehen mit Live-Improvisationen begleiteten

Saarbrücken. Die Saarbrücker Deutschherrnkapelle diente am Mittwoch als Kino. Auf einem großen Transparent konnte man Charlie Chaplins Stummfilm "Modern Times" aus dem Jahr 1936 verfolgen, während Bernhard Leonardy (Orgel), August Wilhelm Scheer (Saxophon) und Oliver Strauch (Schlagzeug) das Geschehen mit Live-Improvisationen begleiteten.Eine sehr reizvolle und dazu nicht einfache Aufgabe für die Interpreten. Denn ihre Musik sollte nicht als Hintergrundgeplätscher verpuffen, sondern charakteristisch die Szenen des Streifens ausleuchten und damit den Inhalt des gesellschaftskritischen Streifens vertiefen. Insbesondere kam es darauf an, den Aktionsrhythmus der Chaplinschen Bilderfolge adäquat in Tonstrukturen umzusetzen. Und an markanten Bewegungsabläufen fehlt es in diesem Film, einer genialen Satire auf die hochtechnisierte Arbeitswelt, wirklich nicht. Da war Gelegenheit für den Schlagzeuger Oliver Strauch, alles, was sich maschinenmäßig bewegte wie Uhren und industrielles Räderwerk, mit markanten und präzise einsetzenden Schlägen zu illustrieren. Scheer entlockte seinem Saxophon mit weichem Legato und mitunter witzigen Seufzermotiven die geeigneten Farben zur Kolorierung der seelischen Probleme des arbeitslosen Tramps Charlie und seiner Freundin Gamine. Leonardy wiederum grundierte auf der Johann-Christian-Bach-Orgel die Handlungsfäden des Films freitonal in rhythmisch ausgewogenen Perioden. Das Kino-Konzert war ein Höhepunkt der Festwoche zur Einweihung der Johann-Christian-Bach-Orgel aus dem Londoner Buckinghampalast. Die Besucher waren aus dem Häuschen. pes

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