Immer weniger können schwimmen

Saarbrücken. Immer weniger Kinder und Jugendliche können richtig schwimmen. Während in den 1980er Jahren laut Deutscher Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) noch 90 Prozent der westdeutschen Viertklässler schwimmen konnten, sei die Zahl bis heute auf rund 70 Prozent zurückgegangen. Nach Ansicht der DLRG sind dafür auch die zahlreichen Bäderschließungen verantwortlich - auch im Saarland

Saarbrücken. Immer weniger Kinder und Jugendliche können richtig schwimmen. Während in den 1980er Jahren laut Deutscher Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) noch 90 Prozent der westdeutschen Viertklässler schwimmen konnten, sei die Zahl bis heute auf rund 70 Prozent zurückgegangen.Nach Ansicht der DLRG sind dafür auch die zahlreichen Bäderschließungen verantwortlich - auch im Saarland. Derzeit gibt es noch 43 Freibäder sowie 21 Hallenbäder im Saarland. Doch weitere Schließungen wie beispielsweise in Kleinblittersdorf drohen. Die Kommunen müssen sparen und schließen unrentable Bäder, so dass einige saarländische Grundschulen inzwischen keine Möglichkeit mehr haben, Schwimmunterricht anzubieten. "Vor einiger Zeit haben wir eine Umfrage an 89 Schulen durchgeführt, von denen 16 keinen Schwimmunterricht angeboten haben", erklärt der Sprecher der DLRG Saarland, Oliver Zangerle.

Dafür gibt es eine Menge Gründe: "Teilweise fehlt es an Zeit oder an zur Verfügung stehendem Platz. Die Transportkosten sind zu hoch beziehungsweise ist kein Schwimmbad in der Nähe erreichbar", zählt Zangerle auf. Kürzlich hatte der Generalsekretär der saarländischen Grünen, Markus Tressel, daher die Landesregierung aufgefordert, ein landesweites Bäderkonzept zu erstellen.

Auch Zangerle befürwortet die Forderung nach einem solchen Konzept: "Wir verstehen natürlich die Finanznot, würden aber lieber konstruktiv tätig sein, als immer nur zu reagieren." Auch macht sich die DLRG Sorgen um den eigenen Nachwuchs. Die Zahl der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildungen geht stetig zurück. "Schwimmbäder sind zwar immer ein Zuschussgeschäft, jedoch ist dieser Sport gesundheitsfördernd, so dass eine Gesellschaft ihn sich leisten sollte", fordert Zangerle.

Georg Wydra, Vorsitzender des Landesverbands deutscher Sportlehrer, geht noch weiter. "Die Schule hat einen Bildungsauftrag. Der Schwimmunterricht gehört zur Allgemeinbildung dazu." Der Schwimmunterricht sei im Lehrplan nur in Klassenstufe sechs festgelegt. An Grundschulen gebe es zu wenige ausgebildete Sportlehrer, da die Bewegungserziehung nur eine freiwillige Ausbildung für werdende Grundschullehrer sei, führt Wydra aus.

Außerdem fordert er eine intelligentere Planung der Schwimmstunden. "Die Kinder müssen gefahren werden und sich umziehen. Von 90 Minuten Unterricht bleiben im besten Fall 60 Minuten übrig", erklärt er. Dass immer weniger Kinder schwimmen können, sei nicht das Problem an Gymnasien, sondern vielmehr an den Gemeinschaftsschulen. Neben der Einführung der dritten Sportstunde spricht sich Wydra für Projektwochen aus, in denen Schüler innerhalb einer Woche das Schwimmen erlernen könnten.

Laut Norbert Kugler, dem Ehrenpräsidenten des Saarländischen Schwimm-Bundes, ist man von einem landesweiten Bäderkonzept im Saarland weit entfernt. "Alleine der Regionalverband Saarbrücken sitzt seit vier Jahren an so einem Konzept. Kein Mensch weiß, was so ein Bäderkonzept sein soll", sagt Kugler. Noch liege das Saarland aber im Bundesdurchschnitt, was die Anzahl der Bäder pro eine Million Einwohner angeht. "Kein Mensch weiß, was so ein Bäderkonzept sein soll."

Norbert Kugler, Ehrenpräsident des Saarländischen Schwimm-Bundes

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