Immer mit einem Lächeln in die Wettkämpfe
Griesborn. Alois Schneider hat in seiner langen Sportkarriere oft ins Schwarze getroffen. Der Griesborner Sportschütze gewann bei den Paralympics zwei Mal Gold. Er siegte im Behindertensport bei Welt- und Europameisterschaften und sammelte mehr als hundert Landesmeister- und mehrere deutsche Meistertitel
Griesborn. Alois Schneider hat in seiner langen Sportkarriere oft ins Schwarze getroffen. Der Griesborner Sportschütze gewann bei den Paralympics zwei Mal Gold. Er siegte im Behindertensport bei Welt- und Europameisterschaften und sammelte mehr als hundert Landesmeister- und mehrere deutsche Meistertitel. Auch bei Wettkämpfen des Deutschen Schützenbundes (DSB) stand er oft oben auf dem Treppchen - trotz seines körperlichen Handicaps. "Ich ging in alle Wettkämpfe mit einem Lächeln und konnte mich immer auf den Punkt konzentrieren. Das war wohl meine Stärke", glaubt Schneider, der heute seinen 80. Geburtstag feiert. Frau Hilde, die Söhne Arno und Armin, viele Verwandte sowie Freunde werden dem Jubilar im Turnerheim Griesborn die Hände schütteln, darunter auch sportliche Weggefährten. Über 50 Jahre nahm der Träger des Silbernen Lorbeerblattes (höchste Auszeichnung für deutsche Sportler) die kleine Zielscheibe aufs Korn. Und das, wie eingangs erwähnt, mit riesigem Erfolg. "Schießen hat mir viel gebracht und mir geholfen, meinen Schicksalsschlag zu überwinden", erzählt Schneider.Den 20. Mai 1945 wird er nie vergessen. Der junge Alois und seine Freunde nahmen in Ensdorf einen Munitionszug der US-Armee in Augenschein und begannen, an Granaten herumzuwerkeln. "Das ging zuerst gut, dann hat es plötzlich laut gerumst", erinnert sich Schneider an den schwärzesten Tag seines Lebens. Die Explosion raubte dem damals Zwölfjährigen den rechten Unterschenkel, den rechten Unterarm und den Daumen der linken Hand. Aber nicht den Lebensmut. Vor dem Unfall spielte Schneider beim TV Griesborn Handball. Das ging jetzt nicht mehr, also spielte er Tischtennis und begleitete die Jugendhandballer als Betreuer.
Am 1. April 1957 begann er seine Schießsport-Karriere. "In meinem Tabakladen haben wir den Griesborner Schützenverein gegründet", erinnert er sich. Befreundete Kleinkaliber-Schützen rieten ihm zunächst ab. Mit seiner Behinderung schaffe er es nicht, glaubten sie - und irrten gewaltig. "Das hat mich auch motiviert, es doch zu versuchen", erzählt Schneider. Ein Jahr später stand er in der Länderauswahl Saar. "In der Auswahl der Gesunden", betont er. Schneider bestritt für den DSB danach 50 Länderkämpfe in ganz Europa und nahm an 45 deutschen Meisterschaften teil. Die zweite Karriere im Behindertensport begann erst 1989, mit der deutschen Vize-Meisterschaft. Vier nationale Titel mit dem Luft- und dem Kleinkaliber-Gewehr folgten. 1991 wurde Schneider in Brügge dreifacher Europameister. Ein Jahr später holte er bei den Paralympics in Barcelona zweimal Gold, bei der WM in Puerto Rico sogar drei Titel. "Das stand danach sogar in einer kalifornischen Zeitung. Auf der gleichen Seite mit Artikeln über Katharina Witt und Max Schmeling", grinst er.
Schneider zog sich dann 1994 aus dem Behindertensport zurück. Er vermisste die finanzielle Unterstützung durch den Verband. Danach trainierte er noch härter, immer mit dem großen Ziel vor Augen: Der Titel bei den "Gesunden" fehlte noch in seiner Sammlung. Im Jahr 1995 trat der Senior also erneut bei einer deutschen Meisterschaft an, im Stellungskampf Altersklasse - und hatte Erfolg. "Der schönste Titel meiner Karriere. Darauf habe ich 35 Jahre lang hingearbeitet. Das Glücksgefühl kann ich gar nicht beschreiben", strahlt Schneider, der mit dem Schießsport mittlerweile aufgehört hat. Am Schluss verrät das Ehrenmitglied des TV Griesborn, der von 1967 bis 1968 sogar DSB-Interimsbundestrainer war, noch schmunzelnd ein kleines Geheimnis: "Ich hatte nie einen Trainer. Das Schießen habe ich mir selbst beigebracht." ros
Foto: Schneider