Idyllischer Ort mit einem starkem Zusammenhalt

Britten · Für die SZ-Aktion „Unser Ort hat viele Gesichter“ legten sich die Britter mächtig ins Zeug. Eigens für den Fototermin hatten die Leute von der Theatergruppe Mestresta in ihre mittelalterlichen Gewänder gehüllt.

 Etliche Bewohner strömten zu dem SZ-Fototermin auf den Marktplatz. Fotos: Werner Krewer

Etliche Bewohner strömten zu dem SZ-Fototermin auf den Marktplatz. Fotos: Werner Krewer

 Ländliche Idylle – der Britter Hof.

Ländliche Idylle – der Britter Hof.

 OrtsvorsteherGünter Ludwig

OrtsvorsteherGünter Ludwig

 Das Wohnstift Myosotis in Britten.

Das Wohnstift Myosotis in Britten.

Die Boulefreunde Britten hatten ihr sonntägliches Spiel auf den Marktplatz verlegt. Und die Mitglieder des Musikvereins kredenzten an diesem heißen Vormittag Getränke. Den Erlös aus dem Verkauf will das Ensemble nach seiner Darstellung der der Jugendarbeit zu Gute kommen lassen. Zufrieden ließ Ortsvorsteher Günter Ludwig seinen Blick über das muntere Treiben schweifen. "20 Vereine zählt unser Ort mit rund 1550 Einwohnern" berichtete er. Einige haben nach seinen Worten eine lange Geschichte. Der Musikverein spielt seit 120 Jahren auf, den Sportverein gibt es seit 78 Jahren, seit neun Jahren in einer Spielgemeinschaft mit Hausbach. Die Mitglieder seien nicht nur nur auf dem Sportplatz, sondern übernehmen auch die Bewirtung an der Kirmes in Britten. "Für die Organisation des Lehnenballs sind sie ebenfalls verantwortlich", sagte Ludwig. Retten, bergen löschen: Seit 118 Jahren arbeite die freiwillige Feuerwehr getreu diesem Motto, die KAB engagiere sich seit 110 Jahren. Und in den vergangenen 60 Jahren hätte sie Tausende von Euros für kirchliche und soziale Zwecke gespendet - der Erlös aus vielen Veranstaltungen mit Kuchenverkauf. Ein Geburtstag stehe den Bewohnern des Hochwalddorfes im kommenden Jahr ins Haus: Der Kultur- und Karnevalsclub FC Hirtz - ursprünglich 1981 als Hobby-Fußballverein gegründet - feiere dann 3x11 Jahre. Mitte der 80er Jahre kam ein weiterer dazu, wie Ludwig berichtete: der Verein Aktion Wegekreuze. "16 Kreuze, davon 15 aus Sandstein, wurden zum Teil als Gesellen- oder Meisterarbeit sowie als Dank oder zur Erinnerung gefertigt", berichtete er. Zudem engagierten sich Pfadfinder und der Jugendclub.

"Der Zusammenhalt zwischen den Vereinen funktioniert sehr gut", kommentierte der Ortsvorsteher. Als ein Beweis nennt er das Dorffest, das seit 35 Jahren am 30. April und 1. Mai gemeinschaftlich auf die Beine gestellt werde - seit fünf Jahren nicht mehr auf dem Marktplatz, sondern auf dem Waldfestplatz. Auch der Mittelaltermarkt öffnet alle zwei Jahre auf dem idyllisch gelegenen Fleckchen seine Pforten. Auch in Sachen Engagement ist der Ortsvorsteher stolz auf seine Leute.

Das Haltestellenhäuschen für Grundschulkinder im Neubaugebiet sei in Eigeninitiative hochgezogen worden, der Parkplatz zwischen Halle und Grundschule hergestellt, zwei Brunnen restauriert. Drei Seniorenheime gebe in dem Ort, einige Geschäfte des täglichen Bedarfs und zwei Restaurants mit Pension, Gewerbe- und Handwerksbetriebe "Seit die Gemeinde auf den Wandertourismus setzt, sind die Übernachtungszahlen stark angestiegen", sagte Ludwig. Ob Waldsaumweg, Steinhauerweg oder Saar-Hunsrück-Steig: Der Losheimer Ortsteil habe wunderschöne Touren zu bieten.

"Bereits in den 70er Jahren wurde in Britten auf die gesunde Bewegung in der Natur gesetzt. Damals wurde der Trimm-Dich-Pfad angelegt. 1997 sei ein Natur-Erlebnispfad dazu gekommen. "Leider ist dieser Tastpfad dringend renovierungsbedürftig", bemängelt Ludwig.

Erst kürzlich hätten die Schützlinge des Kindergartens mit ihren Erzieherinnen, Eltern und Gästen das 25-jährige Bestehen der Betreuungseinrichtung gefeiert - in dem Gebäude neben der ehemaligen Grundschule. Die Grundschule, die 2008 geschlossen worden war, habe glücklicherweise eine neue Bestimmung gefunden. "Seit drei Jahren haben wir auf dem Schulhof die Jugendverkehrsschule des Landkreises, in der täglich Verkehrsunterricht stattfindet. Am Dienstagnachmittag kann neben den Schulen auch jedermann seine Verkehrskenntnisse testen und verbessern", berichtete Günter Ludwig weiter. Die kompakte Lage von Sportplatz, Mehrzweckhalle und Waldfestplatz sei für ihn ein Grund, warum die Saarländische Turnerjugend seit vielen Jahren ihre Zelte in der ersten und zweiten Ferienwoche in Britten aufschlage - ebenso nutze der Kreisverband der Malteser die Wiese. "Und alle zehn Jahre gibt es ein europäisches Camp der Malteser."

Stolz ist der Ortsvorsteher auf eine besondere Sehenswürdigkeit: die Stechpalmengruppe rund um die Pfarrkirche. "Es handelt sich dabei um das größte und geschlossenste Ilex-Vorkommen im linksrheinischen Gebiet."

Eine Besonderheit nannte er die Lage des Ortes auf einem Buntsandsteingürtel. "Die dunkelrote Farbe des Brittener Sandsteins verrät immer seine Herkunft und unterscheidet ihn daher von allen anderen."

Früher sei der Sandstein in 20 Betrieben gebrochen und bearbeitet worden. "Heute ist nur noch ein Steinbruch in Betrieb." Die Steinmetzwerkzeuge Flächeneisen und Breiteisen im Brittener Ortswappen weisen auf diesen in früherer Zeit bedeutenden Wirtschaftszweig hin.

Die Girtenmühle mit Restaurant, Pension, Campingplatz und Reiterhof gehöre zu Britten und sei seit einigen Wochen unter neuer Leitung. Besonders am Herzen liegt Günter Ludwig die Erhaltung der alten Bausubstanz in seinem Dorf. Viel deutet darauf hin, dass die Kelten den Hochwaldort Britten gegründet haben. So wurden im Flurteil Steinchen Richtung Saarhölzbach Überreste eines Ringwalls und einer Wohnstätte aus keltisch-römischer Zeit entdeckt. Die erste Ansiedlung auf Britter Bann soll jedoch entweder in Wenigbritten (Bereich Girtenmühle Richtung Bergen) oder in der Palz gelegen haben. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Britten im Jahre 1228, als das Kloster Mettlach Besitztümer im Ort hatte. Politisch gehörte Britten bis 1794 zum Kurfürstentum Trier - anschließend bis 1815 - zum napoleonischen Frankreich. Durch Beschluss des Wiener Kongresses wurde der Ort Preußen zugeschlagen - bis 1945. Damit war er nie Teil des 1919/20 vom Deutschen Reich abgetrennten "Saargebietes".

Die älteren Britter, die den autonomen Saarstaat ab 1947 bis zum Beitritt zur Bundesrepublik 1957 miterlebt haben, können noch viele Schmugglergeschichten erzählen. Trotz der Eingliederung blieb die wirtschaftliche Teilabhängigkeit zu Frankreich bis zum 6. Juli 1959 bestehen.

Zollgrenze verlief bei Greimerath

Da die Zollgrenze zwischen Deutschland und Frankreich bei Greimerath verlief, konnten die Saarländer wegen des günstigen Wechselkurses zwischen Franc und Mark manches Schnäppchen im angrenzenden Deutschland machen. Unauffällig in Kinderwagen und anderen Gefährten versteckt, rollten Trosse von Schmugglern an den Grenzposten vorbei. Ihre Hoffnung: Die Grenzbeamten mögen nichts aufspüren, damit sie von hohen Zollgebühren und Strafe verschont blieben.

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