TubeFestival „Ich hänge oft am Smartphone“

Saarlouis/Saarbrücken · Sängerin Meltem aus Saarlouis fing mit Casting-Shows an, bevor sie durch YouTube richtig bekannt wurde.

 Auch im Saarland könne man erfolgreich Musik machen, meint Sängerin Meltem, hier in einer Saarbrücker Shisha-Bar. Nächsten Samstag ist sie beim TubeFestival im E-Werk dabei.

Auch im Saarland könne man erfolgreich Musik machen, meint Sängerin Meltem, hier in einer Saarbrücker Shisha-Bar. Nächsten Samstag ist sie beim TubeFestival im E-Werk dabei.

Foto: Kim Dannhäußer

Die saarländische Pop-Sängerin Meltem gehört zu den Stars des TubeFestivals am Samstag, 29. Juli (ab 11 Uhr), im Saarbrücker E-Werk. Meltem Acikgöz (27) wurde in Saarlouis geboren, sie wohnt in Dillingen. Bekanntheit erlangte die türkischstämmige Sängerin, als sie 2014 bei der Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) Zweite wurde. Regelmäßig ist sie auf YouTube zu sehen. Ihr Kanal „Meltemmusic“ wurde rund 360 000 Mal abonniert. Erfolgreichstes Video ist ihr Cover zu dem Song „Chabos wissen, wer der Babo ist“ mit 8 Millionen Aufrufen.

Privat scheint es bei dir ganz gut zu laufen. Du hast vor kurzem geheiratet. Was machst du sonst, wenn du dich nicht mit Musik beschäftigst?

MELTEM Ich unternehme viel mit meinem Mann. Abends gemütlich grillen oder in Saarbrücken eine Shisha rauchen. Das sind so die Dinge, die ich in meiner Freizeit mache.

Du hast voriges Jahr deine Single „Scheiß auf Jungs“ rausgebracht. Jetzt die Hochzeit. Ist das nicht in gewisser Weise ein Widerspruch?

MELTEM Ich wollte einen Song haben, mit dem sich viele Teenager identifizieren können. Das es da vor allem von Jungen oder Männern Kritik geben wird, war mir vorher klar. Die Mädels haben den Song jedoch gefeiert. Mit dem Song wollte ich nur ausdrücken, dass Freundinnen auch in schwierigen Zeiten da sind. Gerade dann, wenn es Probleme mit den Jungs gibt.

Wie bist du zur Musik gekommen?

MELTEM Zur Musik gekommen bin ich durch meinen Vater. Mit drei Jahren hat er mir das Klavierspielen beigebracht. Danach stand ich dann auch öfters mal mit dem Klavier auf Bühnen bei türkischen Festen. Erst mit 14 habe ich dann angefangen zu singen. Damals war Christina Aguilera mein großes Vorbild. Als ich sie das erste Mal singen gehört habe, wollte ich unbedingt Sängerin werden.

Ist die Musik für dich eher Hobby oder Beruf?

MELTEM Anfangs war Youtube eher mein Hobby neben meiner Tätigkeit als Angestellte bei McDonalds. Mittlerweile ist die Musik schon eher zu meinem Beruf geworden. Davon kann man auch ganz gut leben (lacht).

Hast du eigentlich eine Ausbildung gemacht?

MELTEM Nein, leider nicht. Das ist eines der wenigen Dinge die ich bis heute immer noch bereue. Mit 18 Jahren habe ich dann bei McDonald’s angefangen. Das habe ich auch sechs Jahre gemacht. Abends, nach dem Feierabend habe ich dann meine Songs aufgenommen und auf YouTube hochgeladen. Außerdem musste ich mir oft frei nehmen für Castings.

Wie viele Anläufe bei Castings hast du gebraucht?

MELTEM Mit 16 habe ich angefangen, mich bei DSDS zu bewerben. Mit 24 hat es dann allerdings erst geklappt. Du kannst dir also vorstellen, wie oft ich dort war (lacht). Mit 17 bin ich sogar unter die Top 50 gekommen. Als ich dann rausgeflogen bin, war ich völlig deprimiert und wollte mich erst gar nicht mehr bewerben. Mittlerweile denke ich aber, dass es ganz gut war in dem jungen Alter rausgeflogen zu sein. Ich glaube, ich wäre mit dem Druck überfordert gewesen.

Deine Musik geht in Richtung Deutsch-Pop. Ist das auch dein persönlicher Musikgeschmack?

MELTEM Privat höre ich am liebsten englische Künstler wie Arianna Grande, Justin Bieber oder Selena Gomez. Wenn ich selbst singe, gefällt mir die deutsche Sprache besser.

Warum?

MELTEM Vor sechs Jahren habe ich auf Youtube angefangen Rap-Songs zu covern. Mit dem Song „Chabos wissen, wer der Babo ist“ kam dann den Durchbruch. Erst bei DSDS habe ich dann auf Englisch gesungen. Danach habe ich mich mit dem Management unterhalten und gesagt, dass ich gerne wieder auf Deutsch singen würde. Einfach damit die Leute die alte Meltem von Youtube wieder sehen können. Ich wollte wieder da hin wo ich angefangen habe.

Warum hat es damals nach DSDS 2014 und deiner Single „Explosion in My Heart“ nicht mit dem ganz großen Sprung geklappt?

MELTEM Es hat zwei Jahre gedauert, bis eine Single raus kam. Das war schon eine lange Zeit, in der ich jedoch auch weiter Cover-Songs hochgeladen habe. Außerdem gab es anfangs natürlich auch viele Konzerte in Deutschland und Österreich.

Schreibst du deine Texte selbst?

MELTEM Nein. Ich kann keine Texte schreiben. Manchmal sitze ich abends im Bett und versuche einen Song zu schreiben. Beim Durchlesen denke ich mir dann „ne, daraus kannst du keinen Song machen“. Irgendwie fehlt mir dafür die Begabung.

Wie läuft es mit deinem Channel auf YouTube?

Meltem Ich bin sehr zufrieden. Als ich bei DSDS war, hatte ich 80 000 Abonnenten. Mittlerweile sind es 360 000 geworden. Die Klicks sind da, die Abozahl ist gestiegen – auf Youtube läuft es wirklich gut.

Du coverst vor allem Rap-Songs. Gibt es auch Grenzen für dich, gerade, was frauenfeindliche Kommentare oder Schimpfwörter angeht?

MELTEM Ja, auf jeden Fall. Bevor ich den Song covere, höre ich ihn mir komplett an und lese mir parallel den Text dazu durch. Beim Singen lasse ich das Schimpfwort dann entweder weg, oder ersetzte es durch ein liebes Wort. Bei meinem letzten Song „Ya Salam“ von Kurdo habe ich zum Beispiel ein frauenfeindliches arabisches Schimpfwort durch das Wort „Lady“ ersetzt. Viele haben sich danach in den Kommentaren darüber beschwert. Ich finde es jedoch richtig, gerade weil ich eben auch viele Kids als Fans habe. Im Endeffekt ist es ja auch meine eigene Version.

Reicht das aus um eine erfolgreiche Youtuberin zu sein, oder arbeitest du parallel auch wieder an eigenen Singles?

MELTEM Eine eigene Single will ich auf jeden Fall wieder rausbringen. In letzter Zeit habe wir allerdings viel zu tun, gerade wegen der Hochzeit. Zum TubeFestival wird es aber auf jeden Fall einen Blog geben. Dass man jedoch mit Coversongs Erfolg haben kann, habe ich, denke ich, in den letzten Jahren bewiesen.Wo machst du die Videos?Entweder auf dem Balkon oder in meinem Zimmer. Meistens mache ich die Videos dann selbst. Dafür brauche ich nur ein Mikrofon, Kopfhörer und meinen Laptop, um die Videos zu schneiden und hochzuladen.

Wie gehst du mit Hasskommentaren um? Ein Facebook-User schrieb zum Beispiel unter deinen Hochzeits-Post, dein türkischer Mann würde dir jetzt verbieten weiterzumachen und sprach in diesem Zusammenhang auch von einer Zwangsehe…

MELTEM Das ist natürlich krass und außerdem rassistisch. Ich habe zwar einen türkischen Mann, aber der verbietet mir nichts. Er ist jemand, der mich unterstützt und sagt „du kannst singen, mach das auf jeden Fall weiter“. An und für sich sind mir die Hasskommentare egal. Wenn Leute zum Beispiel schreiben „du bist arrogant“, weiß ich, dass sie das nicht beurteilen können, da sie mich nicht kennen. Schlimm wird es erst, wenn jemand schreibt „bring dich um!“. Für mich ist das zwar nicht ernst zu nehmen, Kids gehen mit solchen Kommentaren aber anders um. Die macht das teilweise fertig. Daher blockiere ich solche Leute dann auch auf meiner Seite.

Veröffentlichst du deine Songs eigentlich nur auf YouTube oder verkaufst du auch Singles?

MELTEM „Scheiß auf Jungs“ zum Beispiel haben wir auch auf iTunes verkauft. Außerdem gibt es auf YouTube ja auch die Möglichkeit Songs über einen Link zu kaufen. An und für sich sind mir die Videos auf YouTube aber erstmal wichtiger als Platten zu verkaufen.

Ist es im Saarland schwieriger Fuß in der Musikbranche zu fassen als in Berlin oder Köln?

MELTEM Finde ich nicht. Im Saarland kann man auch erfolgreich werden, wenn man gute Musik macht und coole Videos hochlädt.

Wieviel Zeit am Tag verbringst du am Smartphone?

MELTEM Ich hänge sehr oft am Smartphone (lacht). Jeden Morgen checke ich erstmal fünfzehn Minuten Facebook, Instagram und so weiter. Das ist mein Ritual. Ansonsten bin ich aber auch oft am Handy. Meistens weisen mich meine Freunde dann darauf hin und sagen „Meltem, leg doch endlich mal das Handy weg“.  Ich persönlich finde es aber nicht schlimm viel Zeit am Handy zu verbringen.

Kommen wir am Ende auf das Tube-Festival in Saarbücken zu sprechen, auf dem du als waschechte Saarländerin Heimvorteil hast. Dort triffst du auf andere Youtuber aus verschiedenen Bereichen. Ist das eigentlich dein erstes Festival dieser Art?

MELTEM Die Video Days in Köln basieren auf dem gleichen Konzept. Auch dort treten Youtuber auf und stehen dann zum Meet and Greet zur Verfügung. Das TubeFestival gibt es jetzt allerdings zum ersten Mal. Es ist natürlich besonders cool, dass es hier im Saarland stattfindet.

Welche Erwartungen hast du an das TubeFestival?

MELTEM Ich wünsche mir, dass alle Kids gut drauf sind. Ich will einfach einen coolen Tag mit meinen Fans verbringen. Hoffentlich kann ich alle glücklich machen. Vielleicht mit einem Foto oder einem Gespräch. Ich freue mich jedenfalls riesig darauf.

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