"Ich häkle immer"

Köllerbach. Katharina Krenkel (43) hat zusammen mit ihrem Mann und vier Kindern vor viereinhalb Jahren den Ort Köllerbach zur Wahlheimat gemacht. Die Künstlerin, die in Stuttgart aufgewachsen ist, gibt sich als begeisterte "Lokalpatriotin" zu erkennen

 Katharina Krenkel mit ihren "Rettungsringen" - aus der Ausstellung "SOS" der Künstlerin in der Saarbrücker Johanneskirche.

Katharina Krenkel mit ihren "Rettungsringen" - aus der Ausstellung "SOS" der Künstlerin in der Saarbrücker Johanneskirche.

Köllerbach. Katharina Krenkel (43) hat zusammen mit ihrem Mann und vier Kindern vor viereinhalb Jahren den Ort Köllerbach zur Wahlheimat gemacht. Die Künstlerin, die in Stuttgart aufgewachsen ist, gibt sich als begeisterte "Lokalpatriotin" zu erkennen. "Die Natur, das Draußensein, das ist mit Kindern total super", schwärmt sie und erklärt: "In Köllerbach hat man ein ganz anderes Lebensgefühl als in der Stadt."

Katharina Krenkel versteht sich als Bildhauerin. Sie macht Soft Scuptures, Skulpturen aus Wolle. Sie hat mit ihren Objekten und Installationen die Kunstlandschaft um ein neues Genre bereichert. Katharina Krenkel häkelt ihre Skulpturen. Sie hat Kommunikationsdesign an der Hochschule der Bildenden Künste (HBK) in Saarbrücken studiert. Mit Malerei hat sie nichts am Hut. Sie favorisiert die Linie. In der Häkelkunst sieht sie eine Fortführung der Zeichnung in der dritten Dimension. Die Idee entstand "aus der Not heraus. Ich hatte eine Tüte mit Wollresten und kein Atelier". So wurden Wolle, Häkelgarn und Nadel ihre Mittel, ihre Sprache. Es gibt nichts, was sich nicht mit Maschen ausdrücken ließe. Katharina Krekel hat "die Welt" gehäkelt, und sogar einen Totenkopf hat sie gestaltet. Der soll auf die Visitenkarte, damit man sieht, dass es hier nicht um heimelige Häkelarbeit geht, dass sie "weg vom Trudscheligen" und von Omas Spitzendeckchen ist. In ihrer ersten Arbeit, der "Busendecke" orientierte sich Katharina Krenkel noch an der klassischen Form des Bettüberwurfs. Mittlerweile häkelt sie sogar unsichtbare Sachen. So zuletzt 49 Rettungsringe für die Seele. Die Ausstellung "SOS" war in der Saarbrücker Johanneskirche zu sehen. Weitere Orte sollen folgen.

Zurzeit hat Katharina Krenkel eine Ausstellung im Maschenmuseum auf der schwäbischen Alb. Ihre "Nacktanzüge" zwischen barocken Kostümen im Modemuseum in Ludwigsburg entfachen heftige Diskussionen.

Katharina Krenkel ist eine Virtuosin im Häkeln. Dadurch könne sie "immer mehr auf den Kern kommen", würden sich immer mehr Möglichkeiten eröffnen. "Ich stecke ganz viel Zeit hinein. Hingabe und Kraft", versichert sie.

Mützen für die Familie

Wenn andere Künstler in Geschäften mit Farbe und Leinwand stöbern, ist sie Dauerkundin beim Floristenbedarf. Experimentieren gehört dazu. So musste sie eine Möglichkeit finden, ihre filigranen Rettungsringe zu stärken. Mit dem Stärken habe sie eine ganz neue Richtung gefunden. "Ich häkle immer", sagt sie, und: "Wenn ich keine Kunst mache, häkle ich Mützen für die Familie."

 Landschafts-Querschnitt aus Wolle, die "Wollschichten".

Landschafts-Querschnitt aus Wolle, die "Wollschichten".

 In Aquarien ausgestellt, "aussterbende" Häkelarten. Katharina Krenkel nennt diese Arbeit die "Wollbiotope". Fotos: Richard Serra

In Aquarien ausgestellt, "aussterbende" Häkelarten. Katharina Krenkel nennt diese Arbeit die "Wollbiotope". Fotos: Richard Serra

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