"Ich bin froh, dass ich den Mut hatte"

Hoof. "Langsam wird mir klar, in was ich da hineingeraten bin", sagt Susanne Müller, "und das alles nur, weil ich mir auch mal das zahme Reh anschauen wollte, von dem ja schon das halbe Dorf sprach." Gegen die Leitersweilerin, die aus Hoof stammt, wird nach einer Anzeige wegen Jagd-Wilderei ermittelt

 Susanne Müller bewahrte das Hoofer Reh vor dem Abschuss durch einen Jäger. Ein Anwohner taufte das Tier Bettina. Zwar handelt es sich um einen Rehbock. Doch da das Tier zutraulich und zahm war, schlossen die Tierfreunde, dass es sich zuvor bei einem Menschen in Pflege befunden hat und dort entwischt war - eine Anspielung auf die Frau des Ex-Bundespräsidenten, Bettina Wulff. Foto: Frank Müller

Susanne Müller bewahrte das Hoofer Reh vor dem Abschuss durch einen Jäger. Ein Anwohner taufte das Tier Bettina. Zwar handelt es sich um einen Rehbock. Doch da das Tier zutraulich und zahm war, schlossen die Tierfreunde, dass es sich zuvor bei einem Menschen in Pflege befunden hat und dort entwischt war - eine Anspielung auf die Frau des Ex-Bundespräsidenten, Bettina Wulff. Foto: Frank Müller

Hoof. "Langsam wird mir klar, in was ich da hineingeraten bin", sagt Susanne Müller, "und das alles nur, weil ich mir auch mal das zahme Reh anschauen wollte, von dem ja schon das halbe Dorf sprach." Gegen die Leitersweilerin, die aus Hoof stammt, wird nach einer Anzeige wegen Jagd-Wilderei ermittelt. Sie soll Reh Bettina aus Hoof weggebracht haben, nachdem der Sohn von Jagdpächter Bernd Jung, der selbst Jäger ist, das Tier hatte erlegen wollen. Susanne Müller und andere Hoofer Tierfreunde hatten dies aber verhindert (wir berichteten).

Am vergangenen Samstag hatte Susanne Müller ihre Eltern in Hoof besucht und sich das Reh angesehen. "Es war ganz lieb und zahm. Ich wollte gerade gehen. Mir blieb fast das Herz stehen, als ich den Sohn des Jagdpächters mit seiner Flinte anmarschieren sah", berichtet die 46-Jährige. Der Jäger wollte das junge Reh erlegen und lieferte auf Nachfrage mehrere Begründungen: Das Reh sei verletzt, krank oder hätte schlicht einen Dachschaden.

Susanne Müller diskutierte, versuchte, die Argumente zu entkräften. "Das Reh hatte seine Scheu vor Menschen verloren, aber muss es deshalb gleich krank sein? Es hatte auch keinen Dachschaden nach einem Unfall. Die Augen des Rehes waren völlig klar, es hatte keinerlei blutigen oder sonstigen Ausfluss aus Nase oder Augen. Und die Narbe, die offensichtlich gut verheilt war, war sicher kein Zeichen einer Verletzung, sondern der Grund für das Verhalten des Rehs. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Tier nach der Behandlung noch geraume Zeit bis zu seiner Genesung bei Menschen gelebt hat", erzählt die Leitersweilerin weiter. Bei ihrer letzten Nachfrage haben sie dann die ihrer Meinung nach wahre Antwort erhalten. Viele Leute hätten beim Jagdpächter angerufen wegen des Rehs. "Das Reh war einfach nur lästig und sollte deshalb sterben." Letztendlich zog der Jäger wieder ab. Weder der Jagdpächter noch sein Sohn wollten sich bisher zu dem Vorfall äußern.

Auch wenn sie jetzt eine Anzeige am Hals hat, so ist Susanne Müller überzeugt, das Richtige getan zu haben. "Ich bin sehr froh, dass ich den Mut hatte, mich dem Jäger entgegen zu stellen, bevor das Tierchen in seinem eigenen Blut lag. Das hätte ich mir nie verzeihen können." uo

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saarbrueckerzeitung.wnd "Das hätte ich mir nie verzeihen können."

Susanne Müller

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