Hübsch, aber dreist: Fall für Rauswurf

Zu Beginn sah es aus, als könne es klappen, leicht, ohne Mühe, einfach so. Dicht machen mit erwünschten Pflanzen, auf dass die vielen Unerwünschten, die der Wind in den Garten weht, keinen Platz finden zum Wurzelnschlagen, keine Luft und kein Licht zum Wachsen: Das war der Plan.

 Die Rose ist fast verschwunden – überwuchert von einem Storchschnabel, der eigentlich nur Bodendecker sein sollte. Foto: Döpke

Die Rose ist fast verschwunden – überwuchert von einem Storchschnabel, der eigentlich nur Bodendecker sein sollte. Foto: Döpke

Foto: Döpke

Bodendeckergewächse unter Sträuchern, Rosen, hohen Stauden, ein grüner und blühender Teppich; lebendiger Mulch, der mir das Jäten erspart.

Funktioniert. Im Prinzip - aber: Manche Erwünschten legen nach einer Weile unerwünschtes Benehmen an den Tag. Sie spielen Unkraut. Sie bleiben nicht am zugewiesenen Platz, übernehmen im Handstreich den Garten. Bei aller Liebe zum blühenden Dschungel - das geht zu weit. Ich rücke den Storchschnäbeln jetzt mit dem Spaten zuleibe. So hübsch sie sind - sie sind zu dreist; der größte Teil fliegt raus.

Erstaunlich, was aus ihnen geworden ist. Geranium sanguineum-Sorten in Weiß und Zartrosa, jahrelang schüchterne Gesellen, führen sich plötzlich als Eroberer auf. Geranium oxonianum, wegen seiner Wucher-Neigung schon immer unter Aufsicht, hat dennoch Sämlinge in die entferntesten Ecken geschickt. Und jede Pflanze macht sich richtig breit. "Sechs Stück pro Quadratmeter", lautete die Gärtnerei-Empfehlung; gut, dass ich sie nicht befolgt hatte. Auch so ist der Rauswurf mühsam genug.

"Habent sua fata libelli", Bücher haben ihr Schicksal - gilt das Sprichwort auch für Gärten? Gibt es da einen unvermeidlichen Ablauf: erst begeistert pflanzen, dann umräumen, ordnen, schließlich roden? Ach wo, auf solche Ideen kommt man nur, wenn man grad ächzend mit dem Spaten zugange ist. Die nächste Pause rückt die Verhältnisse wieder zurecht: In der Ecke warten neue Gewächse - bald ist wieder Pflanzen angesagt. So ist das eben. Ein Garten ist nie "fertig". Er lebt.

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