Homburger Uniklinikum will eine eigene Palliativstation

Homburg. Mit sterbenden Erwachsenen umzugehen, ist keine Tätigkeit, die man nebenher erledigt. Mit sterbenden Kindern erst recht nicht. Dafür braucht man als Mediziner nicht nur Einfühlungsvermögen, sondern auch eine gewisse Routine. Denn es nutzt den Eltern nichts, wenn der Arzt gegenüber dem Tod des Kindes ebenso hilflos agiert wie die Eltern

Homburg. Mit sterbenden Erwachsenen umzugehen, ist keine Tätigkeit, die man nebenher erledigt. Mit sterbenden Kindern erst recht nicht. Dafür braucht man als Mediziner nicht nur Einfühlungsvermögen, sondern auch eine gewisse Routine. Denn es nutzt den Eltern nichts, wenn der Arzt gegenüber dem Tod des Kindes ebenso hilflos agiert wie die Eltern. Der Kinderarzt, Schmerz- und Palliativmediziner Dr. Sven Gottschling behandelt Kinder, die aufgrund von Erkrankungen wie Krebs, Erbleiden oder Behinderungen unter starken Schmerzen leiden. Er gehört zu jenen Kinderärzten in Deutschland, die auch eine Zusatzausbildung als Schmerz- und Palliativmediziner haben und ist Leiter des Zentrums für Kinderschmerztherapie und Palliativmedizin am Universitätsklinikum in Homburg.

Allerdings hat das Zentrum keine eignen Betten, sondern die Patienten werden auf den jeweiligen Stationen behandelt. Das wird sich in absehbarer Zeit ändern, "denn ab 2013 wird Palliativmedizin Pflichtfach in der Ausbildung, dann müssen wir Betten anbieten." Das Zentrum ist bereits jetzt für Menschen aller Altersstufen da, denn "wir erleben immer wieder, dass beispielsweise Jugendliche, die palliativmedizinisch betreut werden müssen, der Kindermedizin entwachsen, aber auch bei der Erwachsenenstation nicht gut aufgehoben sind," sagt Gottschling, der sich mit seinen Kollegen um Palliativpatienten in jedem Alter kümmert - vom 500 Gramm leichten Frühgeborenen bis zum alten Menschen am Lebensende. Was die Kinderpalliativmedizin von der Palliativbehandlung Erwachsener unterscheidet, ist die Tatsache, dass die Kinder oft viele Jahre lang betreut werden. Es kommt in dieser Zeit zwar immer wieder zu Krisen, in denen die Kleinen eine besonders intensive Behandlung brauchen, danach sind sie aber wieder für einige Zeit stabil. "Ich mache deshalb auch Hausbesuche", betont Gottschling, "aber wir haben auch eine Ambulanz am Uniklinikum."

Im Saarland gibt es derzeit insgesamt 26 Betten für Palliativmedizin, verteilt auf Saarlouis, Saarbrücken, St. Wendel und Merzig. Lediglich das Uniklinikum hatte bisher keine, was Gottschling "als unhaltbaren Zustand" bezeichnet, "hier wird aber etwas geschehen." Allerdings sei die räumliche Situation am Uniklinikum derzeit nicht gerade günstig, da wegen der geplanten Umbauten und Umzüge wenig Spielraum beim Platz sei. Am Ende, so schätzt Gottschling, "werden zwischen 12 und 15 Personen in unserem Palliativ-Zentrum tätig sein." Gestern fand ein Treffen mit Experten aus Luxemburg statt, die nach Homburg gekommen waren, um sich über eine engere Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kinderpalliativmedizin zu unterhalten.

Die Kooperation mit Luxemburg besteht innerhalb der Kinderheilkunde schon seit Jahren, "nun haben wir eine enge Zusammenarbeit auch im palliativen Bereich vereinbart." Dazu gehört zum Beispiel eine Rufbereitschaft für sterbende Kinder: Luxemburger Ärzte können sich Rat und Hilfe bei den Kollegen in Homburg holen - nicht nur, wie man medizinisch das Leiden der Kinder verringern kann, sondern auch, wie man mit den Angehörigen und Eltern umgeht.

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