Homburg lag in Trümmern

Homburg. Wer heute durch Homburg geht, glaubt nicht, dass es dort vor 66 Jahren ganz anders ausgesehen hat. Denn nach einem Bombenangriff der Alliierten am 14

Homburg. Wer heute durch Homburg geht, glaubt nicht, dass es dort vor 66 Jahren ganz anders ausgesehen hat. Denn nach einem Bombenangriff der Alliierten am 14. März 1945 lag die Homburger Innenstadt in Schutt und Asche: Völlig zerstört wurden das Landrats-, das Arbeits- und das Gesundheitsamt, ebenso die Stadtwerke, das Mädchenlyzeum, die beiden Pfarrhäuser und die Mühle in der Kaiserstraße. Mehr als 220 Homburger Bürger verloren damals ihr Leben. Und das zu einer Zeit, als der Krieg nach fünfeinhalb Jahren schon fast vorbei zu sein schien.Bereits im Mai 1944 hatte es einen schweren Fliegerangriff auf Homburg gegeben, bei dem 93 Menschen starben. Danach wurde die Stadt immer wieder von Jagdbombern attackiert. Auch bei diesen Angriffen starben mehrere Menschen, es gab Verwundete und Sachschäden. Deshalb verließen viele Homburger Familien ihre Häuser und zogen in die Schlossberghöhlen. Sogar einige Behörden verlegten ihre Amtsstuben dort in den Untergrund.

Am Nachmittag des 14. März 1945 starteten im englischen Yorkshire auf mehreren Flugplätzen 127 Bomber mit insgesamt 410 Tonnen Sprengbomben an Bord. Ihr Ziel: Homburg und Zweibrücken. Denn auch Zweibrücken wurde an dem Tag durch den Angriff fast ganz zerstört.

Einer, der den Angriff miterlebt und überlebt hat, ist Josef Schanne. Er kann die Ereignisse von damals nicht vergessen. "Jedes Jahr werde ich erneut an den Bombenangriff erinnert", sagt er. Denn der 14. März ist nicht nur das Datum des Angriffs auf Homburg und Zweibrücken, sondern an dem Tag hat Schanne Geburtstag. Am 14. März 1945 wurde er 16 Jahre alt. Seit über 50 Jahren wohnt der gestern 82 Jahre alt gewordene Schanne nun in Homburg. Geboren und aufgewachsen ist er in Contwig. Dort hat er den Bombenangriff erlebt. Noch heute erinnert er sich im Gespräch mit unserer Zeitung ganz genau an die Ereignisse von damals.

Ende Januar 1945 war der damals 15-Jährige zum "Volkssturm" einberufen worden. Dabei wurden Jungen und Männer im Alter ab 16 Jahren eingezogen, die bis dahin noch nicht gekämpft hatten. Sie sollten die Wehrmacht unterstützen. Am 14. März 1945 bekam Josef Schanne überraschend Urlaub, um die Wäsche wechseln zu können. "Wir stanken nach Schmutz und Schweiß aus allen Knopflöchern", erinnert er sich.

Er sei nach Hause zu seiner Mutter gekommen. Kurz nach 20 Uhr ertönte die Luftschutzsirene. "Ich schnappte meine Mutter und brachte sie in einen Stollen, den die Nachbarn in einen Sandsteinfelsen gegenüber von meinem Elternhaus geschlagen hatten", erzählt der 82-Jährige. Er habe am Eingang des Stollens gestanden, als auf einmal alles hell wurde - die Leuchtbomben fielen.

Ein paar Tage später habe er "so ein Gefühl gehabt", dass wieder etwas passieren könnte. Also habe er seine Mutter und seinen Bruder in den Stollen geschickt und sei mit einem Freund auf eine Viehweise gegangen. "Von diesem Hang aus beobachteten wir, wie 24 Bomber kamen und ständig den Westwall bombardierten", erzählt er. Als die Flugzeuge immer näher kamen, sind Josef Schanne und sein Freund den Abhang hinunter gerannt und haben sich in einem Loch versteckt. "Nur 50 Meter von uns entfernt endete der Bombenteppich", berichtet er. "Jedes Jahr werde ich erneut an den Bombenangriff erinnert."

 Nicht lange nach dem verheerenden Bombenangriff marschierten die Alliierten in Homburg ein. Foto: Stadt Homburg

Nicht lange nach dem verheerenden Bombenangriff marschierten die Alliierten in Homburg ein. Foto: Stadt Homburg

 Josef Schanne hat den Bombenangriff vor 66 Jahren miterlebt und kann sich noch gut daran erinnern. Foto: Thorsten Wolf

Josef Schanne hat den Bombenangriff vor 66 Jahren miterlebt und kann sich noch gut daran erinnern. Foto: Thorsten Wolf

Josef Schanne

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort