Hoch erhobenen Hauptes in den Wahlkampf

Spiesen-Elversberg. Es war ihm offensichtlich ein wenig nach Frotzeln zumute: Bei Spiesen-Elversberg denke er unwillkürlich an den einst dort ansässigen Produzenten Frank Farian und seine Gruppe Boney M., sagte Grünen-Bundeschef Cem Özdemir. Boney M

 Grünen-Spitze mit Bundeschef Özdemir (Mitte). Von links Klaus Kessler, Simone Peter, Claudia Willger, Hubert Ulrich. Foto: Becker&Bredel

Grünen-Spitze mit Bundeschef Özdemir (Mitte). Von links Klaus Kessler, Simone Peter, Claudia Willger, Hubert Ulrich. Foto: Becker&Bredel

Spiesen-Elversberg. Es war ihm offensichtlich ein wenig nach Frotzeln zumute: Bei Spiesen-Elversberg denke er unwillkürlich an den einst dort ansässigen Produzenten Frank Farian und seine Gruppe Boney M., sagte Grünen-Bundeschef Cem Özdemir. Boney M. besang einst die Sonne von Jamaika ("Sun of Jamaica") - die die Saar-Grünen quasi mit ihrem Ja zur Koalition vor mehr als zwei Jahren (ebenfalls in Spiesen-Elversberg) für die Saar-Politik aufgehen ließen.Die Sonne von Jamaika ist untergegangen - und Cem Özdemir war eigens angereist, um seinen Parteikollegen bei ihrer Wahlversammlung in Spiesen-Elversberg auch bundesgrüne Leuchtkraft zu spenden: Bei den Grünen seien die wirklich progressiven Kräfte und die Streiter für die wahre Freiheit zu finden, sagte er. Doch gingen die Grünen nur dann in eine Koalition, "wenn eine klare grüne Handschrift erkennbar ist", so der Bundeschef weiter. Die anstehende Wahl im Saarland - die schon zugunsten einer großen Koalition ausgemacht scheint - hält Özdemir noch längst nicht für entschieden. Entschieden hatten sich indes gestern die Grünen-Delegierten: Sie folgten dem Vorschlag des Landesvorstands und ziehen nun mit der Ex-Umweltministerin Simone Peter als Frontfrau (90,7 Prozent) in den Wahlkampf. Für sie hatte Landes- und Fraktionschef Hubert Ulrich Platz gemacht, er steht jetzt auf Platz zwei der Landesliste (82,7 Prozent). Platz drei und vier besetzen nun offiziell Ex-Bildungsminister Klaus Kessler (89,8) und Vize-Grünenchefin Claudia Willger (82,4).

Das Selbstbewusstsein jedenfalls scheint den Saar-Grünen nicht abhanden gekommen. So kleckerte das Spitzenquartett nicht, es klotzte fürwahr mit Lob für die eigenen Erfolge, vor allem in der Energie- und Bildungspolitik: "Die Grünen waren der Motor der Jamaika-Koalition", erklärte Peter. Und strebten selbstverständlich weiter eine Regierungsbeteiligung an. Rot-Grün scheint da alles andere als ausgeschlossen - indirekt empfohlen auch von Özdemir. Dass Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer die Koalition hat platzen lassen, sei "eher geprägt von Macht- als von Gestaltungswillen", meinte die Spitzenkandidatin. Ulrich wurde da noch deutlicher: Jamaika sei gar nicht an der FDP gescheitert. "Der wahre Grund ist, dass die CDU einen inhaltlich schwächeren Partner brauchte, als es die Grünen sind."

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