Versunkene Burgen im Saarland Die Wiederauferstehung verlorener Burgen und Schlösser
Saarbrücken · „Steinerne Macht“, die größte Ausstellung bislang im Historischen Museum Saar in Saarbrücken, wird heute eröffnet.
Das Saarland ist nicht eben ein Eldorado für Ruinen-Romantiker. Aber freilich hätte es eins werden können, wäre nicht der Dreißigjährige Krieg dazwischen gekommen. Denn immerhin gab es mehr als 200 Burgen, Festungen und Schlösser in der Großregion. Wie viele kennen wir überhaupt? Schloss Karlsberg in Homburg beispielsweise, einst raumgreifender konzipiert als Versailles, ist heute nur mehr ein Loch im Wald.
Die riesige versunkene Denkmal-Landschaft holt jetzt eine Sonderausstellung im Historischen Museum Saar aus einem bisher kaum erforschten Dunkel. Und zwar mit allen medialen Finessen: Touch-Screens, Hörstationen, 3D-Computer-Rekonstruktionen in Groß-Aufnahmen, Filme. Natürlich sieht man auch 100 Originale: Ritterrüstungen, Hakenbüchsen, Ledersohlen, die im Umfeld der Burg Bucherbach (Köllerbach) gefunden wurden. Es scheint, als sei ein Wirbelsturm durchs gute, alte, brave Haus am Saarbrücker Schlossplatz gefegt. Am Eingangs-Portal ein gigantisches Diorama, eine Ritterszene, und innen wartet nicht nur im Sonderausstellungsbereich eine Neuinszenierung. Diesmal packte das Team um den erst seit zwei Jahren als Chef verantwortlichen Simon Matzerath auch im Untergeschoss beherzt zu, räumte Teile der Dauerausstellung weg für die größte Einzelausstellung, die laut Matzerath in diesem Haus je realisiert wurde: „Steinerne Macht. Burgen, Festungen, Schlösser in Lothringen, Luxemburg und im Saarland“.
Gestern freilich, beim Presserundgang, befand sich alles noch in einem derart unfertigen Zustand, dass einem für die heutige Eröffnung bange werden konnte. Regionalverbands-Direktor Peter Gillo (SPD) hob derweil wacker hervor, Saarbrücken sei der „natürliche Ort“ für ein großregionales Panorama, denn der Boden unter dem Historischen Museum, über dem Saarbrücker Schlossfelsen, berge über 1000 Jahre Geschichte: Relikte einer Burg, eines Renaissance- (1617) und eines Barockschlosses (1748).
Das mit Forschern und Partnern aus der gesamten Großregion gestemmte Projekt bespielt gleich drei Etagen, wobei die letzte Station die unterirdisch freigelegten Ruinen der Burg und der Kasematten sind. Auch sie präsentieren sich im wahrsten Sinne des Wortes in neuem Licht, dank einer neuen Lichtanlage, die mit 160 000 Euro im Gesamtetat (350 000 Euro) zu Buche schlägt, aber dauerhaft bleibt. (Ausstellungsbesprechung folgt).
Bis 23. Juni 2019; geöffnet Di bis So, zehn bis 18 Uhr, Mi bis 20 Uhr.